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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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einen Sturm: Die unruhige See und die beschädigten Segel beschäftigten die Besatzung zu sehr, als dass sie hätte mehr tun können, als zu tratschen. Binns hatte dem Roten Tom, seinem Navigator, befohlen, das Steuerrad zu übernehmen und sie so bald wie möglich nach Eldraga zu steuern; dann hatte er Falkin in sein Quartier gescheucht, um etwas zu trinken und zu reden.
    Falkin nahm den angebotenen Becher und kippte einen Schluck Rum hinunter. Sie hatte eigentlich gar nichts zu trinken gewollt, da sie darüber verärgert gewesen war, dass sich ihr Kapitän vor dem mysteriösen Schiff so tollkühn aufgespielt hatte. Sie schloss die Augen und genoss das beruhigende Gefühl, als ihr die Wärme des Alkohols die Kehle hinabströmte; sie musste zugeben, dass es half, zumindest ein wenig. Die Hitze breitete sich in ihrem Brustkorb aus, während das süße Aroma aufstieg und die Höhlung hinter ihrem Gesicht wie sanfter Rauch füllte, der sich in einer Wasserpfeife befand. Er hatte ja ganz recht: Die Männer behielten sie als Maatin fast so sehr im Auge wie den Kapitän. Sie konnte sich den Luxus nicht leisten, in Panik zu geraten.
    »Ich weiß, warum es dir den Magen so zusammenzieht. Du glaubst, dass er Magie angewandt hat, nicht wahr?«
    Falkin nickte; sie traute ihrer Stimme nicht.
    »Woher weißt du, dass er nicht nur ein Taschenspieler ist?«
    »Taschenspielertricks – auf die Entfernung?« Bei der Erinnerung runzelte sie die Stirn. »Er hat mir verdammt noch mal eine Kusshand zugeworfen.«
    »Ach, Mädchen, das bestätigt doch nur meine Annahme! Er wusste sehr genau, dass wir aufmerksam hinsehen würden – wir hatten gerade auf ihn geschossen. Er hatte Glück, dass du im rechten Augenblick das Fernrohr hieltest.« Dann zuckte er die Schultern. »Du glaubst, dass der Knabe ein Danisober war.«
    Allein dieses Wort jagte Falkin schon einen eisigen Schauer durchs Herz.
    »Ich habe gehört, dass sie sich nicht so nahe am Meer aufhalten können. Und ich habe ganz gewiss noch nie einen auf dem Ozean getroffen.« Er seufzte tief. »Besteht die Möglichkeit, dass er so einer ist wie du?«
    Einer wie sie. Eine Verheißung. So nannten die Magi Kinder mit magischen Fähigkeiten. Sie wurden alle entführt, bevor sie vier oder fünf Jahre alt waren, danach unterwies man sie, um sie dann als bösartige, kaltherzige Brüder auf die Welt loszulassen. Die Danisober ließen sich niemals eine Verheißung entgehen.
    Solange sie zurückdenken konnte, war Falkin immer in der Lage gewesen, die Luft um sich herum zu kontrollieren. Wenn sie eine Brise benötigte oder Gegenstände bewegen wollte, ohne sie zu berühren, musste sie nur einen einfachen Rhythmus klopfen, tanzen, pfeifen … All das rief die Kraft wach. Sie benutzte ihre Fähigkeiten so selten wie möglich. Die Magi verfügten über Mittel, solche Kraft wahrzunehmen, und würden dann vielleicht nach ihr suchen. Und selbst, wenn sie sie nicht bemerkten … Sie lebte unter Piraten, also Männern, die dafür bekannt waren, wie leicht sie einen Kameraden für den richtigen Preis verrieten. Binns war der einzige Mann an Bord des Schiffes, der wusste, was sie war und was sie tun konnte.
    Konnte das denn überhaupt sein? Soweit Falkin wusste, war sie die Einzige, die den Klauen der Danisober je entkommen war. Sie hatte jahrelang um einen Gefährten gebetet, jemanden, der ihre Bürde verstand. In den Jahren, in denen sie in den dunklen Winkeln von Eldraga gehaust hatte, waren gewöhnliche Straßengören gekommen und gegangen, aber niemals jemand, der die Dinge tun konnte, die sie zu tun vermochte. Sie hatte den Wunsch schon lange aufgegeben. Die Chance, dass da noch jemand sein könnte … Das war mehr, als sie zu hoffen wagte. Und zu schmerzlich, als dass sie weiter darüber hätte reden können.
    »Auf ein so großes Schiff zu feuern … Das war nicht gerade das Schlaueste, was du je getan hast, und das weißt du auch.«
    Binns goss sich gerade noch einen Becher ein; er streckte ihr die Flasche hin, aber sie schüttelte den Kopf. Ein bisschen davon reichte ihr schon, besonders, wenn noch Arbeit zu erledigen war. Binns steckte den Verschluss wieder in die Flasche und legte diese in seine Seekiste, die offen am Fuß des winzigen Bettes stand.
    Der Kapitän setzte sich auf seine Matratze, nahm einen großen Schluck aus dem Becher und nickte. »Du hast recht. Ich bin nicht mehr so jung wie früher, aber ich gehe noch immer dieselben Risiken ein wie ein junger Mann.« Er fuhr sich mit der

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