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Die Mappe meines Urgrossvaters

Die Mappe meines Urgrossvaters

Titel: Die Mappe meines Urgrossvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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ihnen der Staub des Feldweges auf.
    Man hat den Ort, wo mein Haus steht, immer den Hang oder auch Waldhang genannt. Dies war noch so, als mein Vater seine Hütte bewohnte, auch noch so, als ich nach Prag ging: aber wie die Häuser mehrere wurden, und Zahlen erhielten, nannten sie uns Thal ob Pirling. Dieses erscheint darum so, weil wir, obwohl wir in einem Thale sind, viel höher liegen, als Pirling, zu dem unsere Wässer hinab fließen. Ich kann mich an eines nicht gewöhnen, und sage und schreibe, wie das Volk, bald das eine, bald das andere: Hang oder Thal ob Pirling.
    Da die Kranken immer weniger wurden, gleichsam, als wollte der Frühling alles gut machen, was der Winter, namentlich sein Ende, Uebles gethan hatte, das so viele Krankheiten, wenn auch wenig Tod gesendet hatte - so gewann ich Zeit, nicht blos bei der Arbeit in meinem Hause nachzuschauen, sondern auch manchmal in der Gegend herum zu gehen, wie ja das Gehen meine Gewohnheit ist, und wie ich, wenn die Kranken weniger sind, in den Wäldern herum gehen muß, Pflanzen anschauen und nach Hause nehmen, oder unter einem Baume sitzen, etwas lesen, oder etwas auf ein Papier aufschreiben, oder gar nur auf die Thäler und Waldrücken hinaus schauen, die so schön sind, und auf denen das liebe Blau liegt, und aus deren Schoße manchmal ein dünner, lichter, freundlicher Rauchfaden aufsteigt. So kam ich einmal durch das Eichenhag, das ich sehr liebe, hervor, und wollte den Bau des Hauses ein wenig anschauen. Da ich im Grase stand, kam der Obrist über ein Bret zu mir herüber, lüftete sein Barett, grüßte mich, und sagte: »Ihr seid der junge Arzt, von dem in der ganzen Gegend so viel Gutes gesagt wird.«
    »Ich bin der Arzt,« sagte ich, »jung bin ich auch, und wenn die Gegend Gutes sagt, so vergißt sie zuerst dem zu danken, von dem alles Gelingen kömmt; ich kann nichts thun, als das Gelernte anzuwenden. Wenn ich Dank verdiene, so könnte es eher sein, weil ich auch zuweilen außer meinem ärztlichen Berufe mich bestrebe, den Leuten einiges Gute zu thun.«
    »Weil ich euch hier bei meinem angefangenen Werke sehe, fuhr der Obrist fort, so erlaubt, daß ich euch eine Bitte vortrage. Ich will hier, in dieser ursprünglichen Gegend, den Rest meines Lebens zubringen. Darum möchte ich mit einigen Nachbarn, mit denen ich in Beziehungen gerathen werde, und die ich nach ihrem Rufe schon im Voraus schätzen muß, in liebe Bekanntschaft und freundlichen Umgang kommen. Erlaubt mir daher, daß ich euch in diesen Tagen in eurem Hause einen Besuch abstatte, der mir als dem Ankommenden und Fremden geziemt, und der als Anfang guter Nachbarschaft gelten möge. Meine Tochter müsset ihr entschuldigen. Ich werde sie nicht mitbringen; denn da ihr unvermählt seid, möchte es sich nicht schicken, daß ich sie euch in das Haus führe. Sagt mir, wann ich euch in euren Arbeiten am wenigsten beirre?«
    »Ich werde es mir zur Ehre rechnen, euren Besuch zu empfangen,« antwortete ich, »und weil ihr so gut seid, euch nach meiner Zeit richten zu wollen, so wählet die Nachmittagszeit um zwei Uhr, drei Uhr, oder vier Uhr; Vormittags bin ich nie zu Hause, weil ich zu denen muß, die auf mich harren.«

    »Ich werde zu dieser Zeit kommen,« antwortete er. »Ihr baut ja auch,« fuhr er fort, »da ihr also an dieser Sache Antheil nehmt, so besehet ein wenig diese Anlage, ihr werdet schon daraus zum Theile entnehmen können, wie das Ganze werden wird. Ich möchte für mich und die Meinigen für diesen Herbst schon ein Plätzchen fertig haben, darin ich den Winter nothdürftig zubringen könnte. Denn seht, ich habe den Entschluß, daß ich nicht wieder fort gehen und mein angefangenes Werk allein stehen lassen mag. Im nächsten Sommer wird dann weiter gearbeitet. Unter Dach und Fach aber möchte ich bis Mitte dieses Sommers sein.«
    Er begleitete mich, da ich nach diesen Worten in den Bau hinein ging, selber in denselben, und setzte mir, da wir darin herum gingen, den allgemeinen Plan auseinander. Da wir noch Verschiedenes, aber hauptsächlich über das Bauen gesprochen hatten, beurlaubte ich mich, und nahm meinen Weg nach Hause. Er begleitete mich bis an die Grenze seines Besitzthumes, die durch abgesteckte, weit auseinander stehende Pfähle angezeigt war.
    Das war also der Anfang dieser Bekanntschaft.
    Ich erkannte im Hinabgehen zum Hange gleich, daß er viel geschickter, ineinandergreifender und auch viel schneller baue, als ich. Er mußte in dem Dinge bedeutend mehr Erfahrung

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