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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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flirrte n i m Sonnenlicht . Mi t affengleiche r Behendigkei t sprang e r di e Äst e hinau f .
    Toma s klettert e hinte r ih m her , doc h v ie l langsamer , mit hölzerne n Bewegunge n . Der Gefangene war schon im Wipfel, d a kraucht e de r Pate r noc h imme r au f de n untere n Aste n umher . Oben richtete er sich auf und stand ganz ruhig auf einem waagrechte n Ast . Batisto , de r a m Bode n gebliebe n war , mußte s einen Kopf weit zurücklegen und die Augen beschirmen, um ih n i n diese r Höh e z u sehe n .
    De r Bau m selbs t wa r wenigsten s dreißi g Schritt e hoch , der Cenot e darunte r ebens o tie f . E s schie n ausgeschlossen , da ß er dor t hinabspringe n würde . De r Gedank e ka m Batist o nicht einmal , wi e e r späte r zugab .
    Dabe i la g e s s o nahe .
    De r Entflohen e began n z u rufen , mi t laute r Stimme , Zahlen un d Götzenname n au s de m unheilige n Kalende r de r May a . Unte r de r Zang e hatt e e r einige s vo n de r satanischen Beschwörung verrate n . S o begrif f a uch Tomas sogleich, daß sei n Geschre i mi t de r »Forme l de r Wiederkehr « zusammenhing . Wiede r un d wiede r rie f e r Zahle n un d Götzennamen , un d als letztes, weit durch den Wald schallend: »Vier Cauac!«
    Dann sprang e r . Kopfübe r . Wi e ei n Pfei l scho ß e r vo m Baum h e rab und an Tomas vorbe i . De r Pate r beugt e sic h wei t nach vor n un d sa h ebe n noch , wi e de r Entflohen e tie f unte r ih m durch de n jadegrüne n Spiege l brac h . Da s Krache n de s Aufpralls widerhallt e a n de n knochenweiße n Wänden , lau t wi e ei n Schu ß .
    Nachhe r zoge n Tom a s un d Batist o ih n au s de m Wasser . Er mußt e sofor t to t gewese n sei n . Seine Überreste sahen furchtbar au s . Durc h di e Wuch t de s Aufprall s wa r de r Kop f fas t zu r Gänze abgerissen , »abe r nu r fast« , wi e Batist o betonte . Di e knöcherne Verbindun g zwische n Haup t un d Schulter n hätt e standgehalte n . Noch als sie den Leichnam begruben, schaukelte der Kopf über de n Schulter n hi n un d her .
    Si e verscharrte n ih n a n Or t un d Stelle , i n ungeweihte r Erde, denn die Sünde der Selbstentleibung, so Batisto, verzeiht der Her r i m Himm e l ni e .
     
    Laute Rufe draußen auf dem Hauptplatz rissen Pater Tomas aus seinen Gedanke n . Wi e lang e mocht e e r hie r gesesse n haben, in seinem Kirchlein unter dem Kruzifix? Er sah um sic h . Im Altarrau m wa r e s s o düster , da ß ma n kau m meh r di e Han d vor Auge n erka n nte . Um so deutlicher sah er die Bilder vor sich, die aus seiner Erinnerung emporgestiegen ware n . S o lang e her, dacht e er , un d doc h wi e gester n erst . Tayasa l . Der 11. September im Jahr des Herrn 1696. Ei n einzige r Tag , a n dem sic h mei n Schicksa l entschied e n ha t . E r erho b sic h un d gin g mit steife n Beine n au f de n Ausgan g zu .
    Di e Ruf e drauße n wurde n imme r lauter . Wa s hatt e da s zu bedeuten ? Vo n plötzliche r Unruh e erfüllt , zo g Toma s die Kirchentü r auf . Er trat hinaus auf den Plat z . De r Abend dämmert e scho n . Ma n schrieb den 31. Mär z 171 0 A . D ., einen gan z gewöhnliche n Monta g . Zu seiner Verwunderung war das gesamt e Dor f au f de n Beine n . Männer und Frauen, Kinder jeden Alter s un d selbs t mühsa m sic h dahinschlep p end e Greis e . Der Plat z wa r bun t vo r Menschen , un d imme r n oc h strömte n aus Wege n un d Straße n weiter e nac h .
    Sein Erstaunen wuchs, als er erkannte, daß sie offenbar alle demselben Ziel entgegen strebte n . Demselbe n Zie l wi e e r . Die meisten trugen Geschenke mit sic h . Der Pater sah leuchtend weiß e Tuniken , bemalt e Am p horen , Telle r un d Töpf e voll duftende r Speise n . »Ixkukul« , hört e er , »di e Heileri n .« Die Gesichter lachte n . Di e Auge n strahlte n . Wan n hatt e e r dies e stets apathisch wirkenden Indios jemals lachen gesehen? »Die weise Frau , seh t nur , si e is t z u un s gekomme n .«
    Mühevol l arbeitet e e r sic h i n de r Meng e vora n . Endlic h hatte e r di e ärmlich e Gass e erreich t . Di e Frau , di e sic h Ixkukul nannte , stan d vo r de m Eingan g ihre r Hütte . Di e Meng e umringte si e . Hundert e vo n Mensche n wartete n geduldi g au f eine Gelegenheit, sie z u begrüße n un d mi t Speise n ode r anderen Gaben zu beschenke n . Ode r vielmehr , dacht e Tomas , ih r zu huldige n . Imme r wiede r warfe n sic h Mensche n vo r ih r nieder . Ander e küßte n ihr e Han d ode r de n Sau m ihre r Tunika . Die mitgebrachte n Gabe n

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