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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Zaun um das Gelände von Cairncross Biscuits war höher, als Clea erwartet hatte, und noch dazu mit Stacheldraht bewehrt. Nicht gerade das Übliche bei einem Lagerhaus voller Kekse. Wovor hatten sie Angst? Vor einem Angriff des Krümelmonsters?
    Die Logik hatte sie hierher, in das Gewerbegebiet am Rande Londons, geführt. Wenn Van Weldons Schiff heute Abend beladen wurde, war die Fracht hier, und ein weiterer Lastwagen erregte kein Aufsehen.
    Sehr schlau, Van Weldon, dachte sie. Aber diesmal bin ich dir einen Schritt voraus.
    Und auch der Polizei. Wenn Jordan und die anderen sich später am Kai in Portsmouth versammelten, war Van Weldon vielleicht schon gewarnt. Deshalb wollte sie ihm zuvorkommen. Hier und jetzt.
    Zwischen den Runden des Wächters lagen jeweils sieben Minuten. Als er das nächste Mal auftauchte, wartete sie, bis er sich eine Zigarette ansteckte und wieder um eine Ecke verschwand. Der Zaun war dank des Drahtschneiders kein Problem. Sie schlüpfte durch das Loch und rannte zur Seitentür des Lagerhauses.
    Das Schloss war schon schwieriger. Es war modern, und sieben Minuten würden dafür vielleicht nicht reichen. Sie machte sich an die Arbeit und lauschte so angestrengt auf das leise Klicken des Mechanismus, dass sie nicht hörte, wie der Wächter zurückkam.
    Als sie ihn bemerkte, war es fast zu spät. Panisch suchte sie nach einem Ausweg. Ihr gehetzter Blick fiel auf das Fallrohr, das neben ihr im Boden verschwand. War es stabil genug?
    Sie kletterte daran nach oben.
    Sekunden später war sie auf dem Dach und schlich an den Abluftschächten der Ventilatoren vorbei zur Tür. Sie betrachtete das Schloss und holte ihr Werkzeug heraus.
    Zwei Minuten später war es geknackt.
    Hinter der Tür verschwand eine schmale Treppe in der Dunkelheit. Sie schlich sie hinab, passierte eine weitere Tür und betrat die erleuchtete Lagerhalle. Vor ihr erstreckten sich zahlloseReihen gestapelter Kisten. Auf allen stand Cairncross Biscuits, London.
    Clea nahm ein Stemmeisen aus einer Werkzeugkiste und öffnete eine. Der würzige Duft frisch gebackener Kekse stieg ihr in die Nase. Die Kiste enthielt nichts als Dosen mit dem bekannten Cairncross-Logo.
    Frustriert sah sie sich um. Sie würde es niemals schaffen, sämtliche Kisten zu durchsuchen! Da fiel ihr Blick auf die Doppeltür an der hinteren Wand.
    Sie eilte hinüber. Es gab keine Fenster, also lag vermutlich kein Büro dahinter.
    Sie knackte auch dieses Schloss.
    Kalte Luft wehte ihr ins Gesicht. Eine Klimaanlage, dachte sie. Sie tastete nach dem Schalter, zog die Tür hinter sich zu und machte Licht.
    Der Raum war voller Kisten mit dem Cairncross-Logo. Einige davon waren so groß, dass ein Mensch in ihnen stehen konnte.
    Mit dem Stemmeisen brach sie einen Deckel auf. Die Kiste war randvoll mit Sägespänen. Sie schob die Hände hinein und ertastete etwas Festes. Sie wühlte, bis der Gegenstand zum Vorschein kam.
    Es war der Kopf einer Marmorstatue, ein Jüngling mit einem Lorbeerkranz.
    Mit zitternden Händen holte sie eine Kamera aus ihrem Rucksack und machte drei Fotos von ihrem Fund. Danach schloss sie den Deckel wieder und öffnete eine zweite Kiste.
    Irgendwo im Lagerhaus ertönte ein metallisches Geräusch.
    Clea erstarrte. Als das Motorengeräusch eines Lastwagens näher kam und ein Schiebetor quietschend aufging, löschte sie das Licht und öffnete die Tür einen Spalt weit.
    Ein Lastwagen war rückwärts an eine Laderampe gefahren. Plötzlich sah sie Veronica und den blonden Mann in ihre Richtung kommen. Clea zuckte zurück und schloss hastig die Tür.
    Sie ließ den Strahl der Taschenlampe durch den Raum wandern. Kein anderer Ausgang. Kein Ort, um sich zu verstecken. Außer …
    Stimmen drangen herein.
    Clea schnappte sich den Rucksack, kletterte in die Kiste und zog den Deckel zu.
    Sekunden später ging das Licht an.
    „Wie Sie sehen, ist alles hier“, sagte Veronica. „Wollen Sie in die Kisten schauen oder vertrauen Sie mir, Mr. Trott?“
    „Dazu ist jetzt keine Zeit.“
    „Was ist mit meiner Belohnung?“
    „Die haben Sie bereits bekommen.“
    „Was soll das heißen?“ fragte Veronica empört.
    „Ihr Profit vom Verkauf des Auges. Der müsste genügen.“
    „Aber das war meine Idee! Nur weil ich das verdammte Ding für ein paar Wochen ausgeliehen habe …“
    Es gab eine kurze Pause. Dann hörte Clea, wie Veronica leise aufschrie. „Was soll die Waffe, Mr. Trott?“
    „Weg von den Kisten.“
    „Sie können mich nicht …“ Veronica lachte

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