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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Gesellschaft“, erwiderte er trocken.
    „Ich verstehe nicht.“
    „Wir Tavistocks haben eine große Vorliebe für … nicht standesgemäße Partner. Wir haben Marktfrauen, Kurtisanen und sogar die eine oder andere Amerikanerin geheiratet.“
    „Sie … würden jemanden wie mich in Ihre Familie aufnehmen?“
    „Das liegt nicht bei mir, Miss Rice, sondern bei Jordan. Was immer ihn glücklich macht.“
    Glücklich, dachte sie. Ja, für einen Monat oder ein Jahr wird er in meinen Armen Glück finden. Aber dann wird ihm klar werden, wer ich war. Wer ich bin …
    Sie würde ihm nichts vormachen, ihre Karten auf den Tisch legen und ehrlich sein. Das war sie Jordan schuldig.
    Wenig später hielten sie vor dem Krankenhaus. Im Fahrstuhlstand sie starr und reglos da. Als sie im siebten Stock ausstiegen und zu Jordans Zimmer gingen, war sie auf den unvermeidlichen Abschied vorbereitet.
    Ruhig trat sie ein.
    Und verlor die mühsam gewahrte Fassung.
    Jordan stand auf Krücken am Fenster. Langsam drehte er sich um. Fast verlor er dabei das Gleichgewicht, doch sein Blick blieb fest auf Cleas Gesicht gerichtet.
    Ihre Begleiter gingen hinaus.
    Sie stand in der Tür, wollte zu ihm und hatte Angst, sich ihm zu nähern. „Du hast es also geschafft“, sagte sie nur und vermied, ihn anzusehen.
    Er sah ihr ins Gesicht, fand jedoch nicht, was er darin suchte. „Ich wollte dich sehen.“
    „Dein Onkel hat es mir erzählt.“ Sie lächelte. „Aber jetzt kann Van Weldon uns nichts mehr anhaben. Wir können in unser altes Leben zurück.“
    „Und willst du das?“
    „Was soll ich sonst tun?“
    „Bei mir bleiben.“
    Er wartete auf ihre Antwort, aber sie wich seinem Blick aus.
    „Bleiben? Du meinst … in England?“
    „Ich meine bei mir. Wo immer das sein mag.“
    „Willst du das wirklich, Jordan?“ fragte sie leise. „Du weißt doch nicht einmal, wer ich bin.“
    „Ich weiß, wer du bist.“
    „Ich habe dich angelogen. Immer wieder.“
    „Ich weiß.“
    „Es waren große Lügen.“
    „Du hast mir auch die Wahrheit gesagt.“
    „Nur wenn ich musste! Ich habe im Gefängnis gesessen, Jordan! Ich stamme aus einer kriminellen Familie. Meine Kinder werden vermutlich auch kriminell werden.“
    „Eine echte Herausforderung für den Vater.“
    „Und was ist damit?“ Sie holte die Taschenuhr aus dem Rucksack und ließ sie vor seinem Gesicht baumeln. „Die habe ich gestohlen. Das habe ich getan, um dir etwas zu beweisen. Es war dumm von dir, mir zu vertrauen!“
    „Nein, Clea“, antwortete er sanft. „Deshalb hast du sie nicht gestohlen.“
    „Nein? Warum dann?“
    „Weil du Angst vor mir hast.“
    „Angst? Ich habe Angst?“
    „Du hast Angst davor, dass ich dich liebe. Dass du mich liebst.
    Und davor, dass dich deine Vergangenheit einholt, dass alles an deiner Vergangenheit scheitert.“
    „Okay, du hast Recht“, sagte sie. „Aber das macht doch Sinn, oder? Ich will dir nichts vormachen, Jordan. Und du solltest das auch nicht tun.“
    „Ich weiß, wer du bist und was für ein Glück es ist, dass ich dich gefunden habe.“
    „Glück?“ Sie lachte bitter. „Ich bin eine Diebin!“ Sie hob die Uhr. „Ich habe die hier gestohlen!“
    Er packte ihr Handgelenk. „Das Einzige, was du gestohlen hast, ist mein Herz.“
    Wortlos starrte sie ihn an.
    Er streichelte ihr Gesicht und fing die erste Träne auf, die ihr über die Wange rann. „Ich kann dich nicht zwingen, bei mir zu bleiben. Selbst wenn ich es wollte … Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Jetzt bist du an der Reihe.“
    Durch die Tränen hindurch sah sie die Angst in seinen Augen. Und die Hoffnung.
    „Ich möchte dir so sehr glauben“, flüsterte sie.
    „Das wirst du. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann, Clea, wirst du mir glauben. An uns … an dich.“ Er küsste sie. „Und dann, Miss Rice, sind Ihre Tage auf der Flucht endgültig vorbei.“
    Ergriffen starrte sie ihn an. Oh, Jordan, ich glaube, das sind sie jetzt schon.
    Sie schlang die Arme um ihn und küsste ihn. Als sie sich von ihm löste, schaute sie in sein Lächeln.
    Es war das Lächeln des Diebes, der ihr Herz gestohlen hatte … und es für immer behalten würde.
    – ENDE –

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