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Die Mglichkeit einer Insel

Die Mglichkeit einer Insel

Titel: Die Mglichkeit einer Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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primitiven Mechanismen verschwunden sind: Ich kenne sie, ich setze sie ein, ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt damit. Ich kenne genau die erotische Anziehungskraft eines Rugbyspielers, die eines Rockstars, eines Schauspielers oder eines Rennfahrers: All das läuft nach einem alten Schema ab, das nur gewissen zeit- oder modebedingten Schwankungen unterliegt. Ein gutes Teeny-Magazin versteht es, diese Schwankungen ein wenig zu antizipieren.«
    Ich dachte eine gute Minute lang nach; ich mußte ihr meinen Standpunkt auseinandersetzen. Das war wichtig oder auch nicht — sagen wir besser, ich hatte Lust dazu.
    »Du hast völlig recht…«, sagte ich. »Allerdings mit der Einschränkung, daß ich gar nichts aufs Spiel setze.«
    »Wie meinst du das?« Sie richtete sich im Bett auf und blickte mich überrascht an.
    »Selbst wenn das Publikum Lust haben sollte, mich abzuservieren, kann es das nicht tun; es gibt niemanden, den es an meine Stelle setzen kann. Ich bin ganz einfach unersetzlich.«
    Sie runzelte die Stirn und blickte mich an; es war inzwischen hell geworden, und ich sah, wie sich ihre Brustwarzen beim Atmen bewegten. Ich hatte Lust, eine in den Mund zu nehmen, daran zu saugen und an nichts mehr zu denken, aber ich sagte mir, daß es wohl besser war, wenn ich ihr ein wenig Zeit zum Nachdenken ließ. Dazu brauchte sie nicht mehr als dreißig Sekunden; sie war wirklich eine intelligente Frau.
    »Du hast recht«, sagte sie. »Du bist jemand, der eine völlig unnormale Offenheit besitzt. Ich weiß nicht, ob irgendein besonderes Ereignis in deinem Leben dafür verantwortlich ist oder ob es durch deine Erziehung oder sonstwas ausgelöst wurde; auf jeden Fall besteht kaum die Chance, daß sich so ein Phänomen in dieser Generation wiederholt. Die Leute brauchen dich tatsächlich, mehr als du sie brauchst — die Leute in meinem Alter zumindest. In ein paar Jahren dürfte sich das ändern. Du kennst ja die Zeitschrift, für die ich arbeite: Wir versuchen eine Welt zu propagieren, in der sich die Leute nur noch für gekünstelte, oberflächliche Dinge interessieren; Ernst oder Humor haben darin keinen Platz mehr, statt dessen stürzen sich die Leute bis zu ihrem Tod in eine Suche nach fun und Sex, die immer verzweifelter wird, eine Generation von endgültigen kids. Und das wird uns auch garantiert gelingen; in einer solchen Welt hast du dann keinen Platz mehr. Aber ich nehme an, daß das nicht allzu schlimm ist, du hast sicher Zeit genug gehabt, um eine ordentliche Summe Geld zu sparen.«
    »Sechs Millionen Euro.«
    Ich hatte mechanisch, gedankenlos geantwortet; mich beschäftigte seit mehreren Minuten eine andere Frage: »Deine Zeitschrift … Du hast natürlich recht, ich habe mit deinen Lesern so gut wie gar nichts gemein. Ich bin zynisch und verbittert, das kann im Grunde nur Leute interessieren, die einen gewissen Zweifel zulassen, Leute, die sich in einer Art Untergangsstimmung befinden. Das Interview paßt nicht zu der Politik, die ihr betreibt.«
    »Da hast du recht…«, sagte sie mit erstaunlicher Ruhe, wie ich rückblickend sagen muß, denn Isabelle war so offen und ehrlich, so unbegabt für die Lüge. »Das Interview wird nie erscheinen; das war nur ein Vorwand, um dich zu treffen.«
    Sie blickte mir fest in die Augen, und ich war derart erregt, daß diese Worte genügten, um eine Erektion bei mir hervorzurufen. Ich glaube, sie war über diese so sentimentale, so menschliche Reaktion richtig gerührt; sie schmiegte sich an mich, legte den Kopf an meine Schulter und begann mich zu wichsen. Sie ließ sich Zeit, nahm meine Eier in die Hand und bewegte die Finger mal schneller, mal langsamer und mit unterschiedlichem Druck. Ich entspannte mich, überließ mich ganz ihrer Liebkosung. Etwas entstand zwischen uns, ein Zustand der Unschuld gleichsam, ich war offensichtlich nicht ganz so zynisch, wie ich geglaubt hatte. Sie wohnte im 16. Arrondissement auf den Höhen von Passy; in der Ferne führte eine Metrobrücke über die Seine. Der Tag begann, der Lärm des Verkehrs wurde hörbar; Sperma spritzte auf ihre Brust. Ich nahm sie in die Arme.
    »Isabelle …«, flüsterte ich ihr ins Ohr, »ich würde gern hören, wie du bei dieser Zeitschrift gelandet bist.«
    »Das ist erst ein gutes Jahr her, wir haben bisher 14 Nummern von Lolita herausgebracht. Ich habe sehr lange bei der Zeitschrift 20 Ans gearbeitet, in allen Bereichen; Evelyne, die Chefredakteurin, hat sich ganz auf mich verlassen. Zum Schluß, kurz bevor

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