Die Mondjägerin - Arthur, K: Mondjägerin - Full Moon Rising
Bildschirm begann zu arbeiten. »Warst du wieder die ganze Nacht hier?«
»Was soll ein hässlicher alter Kerl wie ich denn sonst tun?«
Ich grinste. »Ich weiß nicht – leben vielleicht?«
»Ich habe ein Leben. Es heißt Abteilung.«
»Das ist traurig. Das weißt du selbst, oder?«
»Ich nenne das lieber Engagement.«
»Wie in: hingebungsvoller Mitarbeiter?«
Er lächelte. »Ich habe deinen Bericht gerade gelesen. Gute Arbeit.«
»Danke. Hast du schon etwas von Rhoan gehört?«
»Noch nicht.« Er blickte auf die Uhr. »Aber es ist noch nicht so weit, und dein Mitbewohner ist sowieso nie pünktlich.«
Das wusste ich nur zu gut, und normalerweise machte ich mir deshalb keine Sorgen. »Schickst du einen Suchtrupp los, wenn er nicht auftaucht?«
»Nicht sofort, nein.«
»Verdammt, Jack, ich sage dir, da stimmt etwas nicht.«
»Das sagt uns lediglich dein Bauch. Und selbst dein Gefühl meint, es wäre nichts Ernstes. Entschuldige, Riley, aber das reicht nicht, um seinen Auftrag abzublasen.«
Ich war frustriert und blies mir die Haare aus der Stirn. »Dann werde ich wohl ein bisschen auf eigene Faust nachforschen.«
Jack musterte mich einen Augenblick amüsiert. »Wenn du etwas entdeckst, sagst du mir Bescheid.«
Ich hob eine Braue. »Ist das ein Befehl?«
»Ja.«
»Und teilst du mir mit, wenn du etwas herausfindest?«
»Riley, Rhoan ist ein Wächter, und sein Auftrag ist absolut geheim. Ich kann dir keine Informationen geben.« Er hielt inne. »Außer natürlich, du machst den Wächtertest noch einmal.«
»Das ist Erpressung.«
»Stimmt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Und ich dachte, du wärst ein netter Vampir.«
»Es gibt keine netten Vampire«, erklärte er. »Es sind nur unterschiedliche Schattierungen ein und derselben Bosheit. Das solltest du dir immer wieder bewusst machen, insbesondere hier in unserer Abteilung.«
Wohl wahr. »Ich mache diesen Test nicht noch einmal.« So sehr war ich dann auch nicht um Rhoans Sicherheit besorgt. Noch nicht jedenfalls.
Stattdessen machte ich mich über den Stapel Akten in meinem Fach her. Der Morgen verstrich nur langsam, und das Gefühl, dass Rhoan in Schwierigkeiten steckte, wurde nicht stärker. Allerdings verschwand es auch nicht. Das war seltsam. Wenn er tatsächlich Probleme hatte und nicht in der Lage war, da herauszukommen, müsste sich die Gefahr doch vergrößern? Was zum Teufel hatte es zu bedeuten, dass mein Gefühl unverändert blieb?
Zum Mittagessen zog ich mir ein belegtes Brot und eine Cola aus dem Automaten in der Halle und ging dann zurück, um mir ein paar Informationen über den mysteriösen, aber so attraktiven Quinn zu besorgen.
Es gab haufenweise Fotos von ihm. Wer das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, Vampire wären nicht zu fotografieren, war entweder verrückt oder hatte es nie wirklich versucht. Außerdem existierten jede Menge Artikel über ihn, in denen er zum Teil als Monster tituliert, aber auch als Retter kleiner Unternehmen gepriesen wurde. Ein Artikel berichtete von einem toten Vampir, der auf einem von Quinns Transportflugzeugen gefunden worden war. Ein anderer hatte die Expansion seines Pharmaunternehmens in Sydney zum Thema. Ich fand auch eine kleine Meldung über seine Verlobung mit einer Eryn Jones und einen Schnappschuss von den beiden. Eine schlanke, dunkelhaarige Frau und verdammt hübsch. Ich hatte allerdings
auch nicht damit gerechnet, dass Quinn sich mit einer unattraktiven Person abgab. Ich sah auf das Datum, der Artikel stammte vom 9. Januar. Das war vor sechs Monaten.
Er musste sie sehr lieben, denn Vampire bekannten sich nur selten zu einer Person. Kelly hatte mir einmal erzählt, dass es einfach zu hart war, zusehen zu müssen, wie derjenige, den man liebte, allmählich dahinwelkte und starb, während man selbst ewig jung blieb. Der Vampir konnte seine Liebe zwar ebenfalls zum Vampir machen, doch nur wenige Beziehungen überstanden die Turbulenzen einer Verwandlung. Vampire waren eher dominant, und zwei Vampire lebten nur selten einträchtig miteinander.
Etwas später stieß ich auf einen interessanten Bericht über Eryn selbst – vielmehr über ihr mysteriöses Verschwinden. Quinn war offenbar von der Polizei verhört, dann jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden, und die Untersuchungen ›dauerten an‹. Das hieß, die Cops tappten im Dunkeln.
War Quinn deshalb überfallen worden? Nahm jemand an, dass er irgendetwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte? Wenn ja, wieso wartete er dann bei
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