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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beugte sich vor. «Ein Fahrplan? Ein Bradshaw… oder ein ABC?»
    Jetzt glühte auch in des Inspektors Augen ein Licht auf. «Bei Gott», sagte er leise, «es war ein ABC.»

5
     
    I ch glaube, mit dieser ersten Erwähnung eines ABC -Fahrplanes erwachte überhaupt erst mein Interesse für diesen Fall. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht viel Begeisterung für die Sache aufbringen können. Die gemeine Ermordung einer alten Frau in ihrem kleinen Laden entsprach so sehr den täglichen Meldungen der Zeitungen, dass mich das Ganze wirklich nicht zu fesseln vermochte. Ich hatte auch bereits den anonymen Brief samt dem Datum vom Einundzwanzigsten als reinen Zufall abgetan. Für mich stand fest, dass Mrs. Ascher von ihrem betrunkenen, brutalen Mann erschlagen worden war. Aber nun hatte die Erwähnung eines ABC-Fahrplans (so genannt und allgemein bekannt, weil er die Stationen in alphabetischer Reihenfolge aufführte) mich wie ein elektrischer Schlag durchzuckt. Bestimmt – ganz bestimmt konnte das nicht schon wieder ein Zufall sein!
    Das dumpfe Alltagsverbrechen bekam ein neues Gesicht. Wer war der geheimnisvolle Unbekannte, der Mrs. Ascher ermordet und einen ABC-Fahrplan am Tatort liegen lassen hatte?
    Als wir den Polizeiposten verlassen hatten, galt unser erster Besuch der Leichenhalle, um die alte Frau zu sehen. Ein eigentümliches Gefühl erfasste mich, als ich auf das runzelige Gesicht und die straff zurückgekämmten schütteren Haare niederblickte. Es sah so friedlich aus, aller Grausamkeit so weit entrückt.
    «Hatte keine Ahnung, wer und was sie von hinten erschlug», bemerkte der Sergeant. «Das sagt auch Dr. Kerr. Ich bin froh, dass es so war. Die Arme! War eine anständige Frau, das war sie.»
    «Sie muss einmal sehr schön gewesen sein», murmelte Poirot.
    «Glauben Sie?», fragte ich verwundert.
    «Aber ja! Sehen Sie sich doch nur die Wangenlinie an, die Stirnknochen, die Kopfform.»
    Er seufzte, als er das Tuch wieder über den Leichnam breitete, und wir verließen den makabren Ort.
    Unser nächster Besuch galt dem Polizeiarzt. Dr. Kerr war ein tüchtiger Mann in mittleren Jahren. Er sprach ein wenig abgehackt, aber sehr klar.
    «Die Waffe wurde nicht gefunden», berichtete er uns. «Unmöglich zu sagen, was es gewesen sein könnte. Ein schwerer Stock, eine Keule, eine Art Sandsack – lauter Eventualitäten in diesem Fall.»
    «Hat der Schlag viel Kraft erfordert?»
    Der Arzt warf Poirot einen aufmerksamen Blick zu.
    «Sie meinen, ob ein zittriger alter Mann von siebzig Jahren ihn hätte ausführen können, nicht wahr? Gewiss, das wäre durchaus möglich. Vorausgesetzt, dass das Kopfende der Waffe schwer genug war, konnte ein körperlich sogar recht schwacher Mensch das erhoffte Resultat erzielen.»
    «Also könnte der Mörder ebenso gut eine Frau wie ein Mann gewesen sein?»
    Diese logische Folgerung schien den Arzt zu verwirren.
    «Eine Frau? Nun, ich muss gestehen, dass mir noch nie der Gedanke kam, eine Frau mit einem Verbrechen dieser Art in Verbindung zu bringen. Aber es ist natürlich möglich – sehr gut sogar. Trotzdem möchte ich vom rein psychologischen Standpunkt aus behaupten, dass dieser Mord nicht von einer Frau begangen worden ist.»
    Poirot nickte heftig Zustimmung.
    «Richtig, sehr richtig! Das scheint wirklich äußerst unwahrscheinlich zu sein. Aber man muss eben alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wie wurde der Leichnam gefunden, ich meine, wie lag er da?»
    Der Arzt gab uns eine genaue Schilderung von der Position des Opfers. Er war der Ansicht, dass die alte Frau mit dem Rücken zum Ladentisch stand (und also auch zu ihrem Angreifer), als der Schlag erfolgte. Daraufhin war sie hinter dem Ladentisch zusammengesunken, so dass sie für jeden neu Eintretenden unsichtbar wurde.
    Als wir uns bei dem Arzt bedankt und uns verabschiedet hatten, sagte Poirot:
    «Bemerken Sie, Hastings, dass wir schon wieder einen Beweis für Aschers Unschuld haben? Wenn er gekommen wäre und seine Frau angeschrien und bedroht hätte, dann wäre sie ihm doch wohl hinter dem Ladentisch Auge in Auge gegenübergestanden. So aber hatte sie dem Mörder den Rücken zugewandt – ganz bestimmt, um ein Päckchen Zigaretten vom Gestell zu nehmen und einem Kunden auszuhändigen.»
    Mich überlief es kalt.
    «Ziemlich grausig», murmelte ich.
    Poirot nickte.
    «Pauvre femme.»
    Dann sah er auf die Uhr.
    «Overton ist nicht weit von hier, glaube ich. Wollen wir hinfahren und uns mit dieser Nichte

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