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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zu lassen. Die Zuschauer verfolgten jede unserer Bewegungen mit ungeheurem Interesse.
    Im Innern des Hauses herrschte durch die verschlossenen Fensterläden ein trübes Zwielicht. Der Polizist fand jedoch den Schalter und drehte das Licht an. Da die Birne sehr schwach war, blieb es auch jetzt noch ziemlich düster. Ich sah mich um.
    Eine trostlose Umgebung. Ein paar billige Illustrierte lagen herum, die Zeitungen von gestern, und auf allem befand sich eine Staubschicht. Hinter dem Ladentisch stand ein hohes Gestell, das bis zur Decke reichte und mit Tabak- und Zigarettenpäckchen voll gestopft war. Auch einige Röllchen Pfefferminz und ein paar Stangen Gerstenzucker standen zum Verkauf feil. Ein gewöhnliches kleines Geschäft, wie es Tausende anderer gibt.
    Der Polizist schilderte uns die Situation bei Entdeckung der Tat.
    «Hinter dem Ladentisch lag sie, ganz zusammengesunken. Der Doktor sagte, sie habe bestimmt nicht geahnt, was gleich geschehen würde. Muss gerade etwas vom Gestell genommen haben.»
    «Hielt sie etwas in der Hand?»
    «Nein, Sir, aber neben ihr auf dem Boden lag ein Päckchen Players.»
    Poirot ließ seine Augen beobachtend, aufmerksam durch den kleinen Raum schweifen.
    «Und wo lag der Fahrplan?»
    «Hier, Sir.» Der Polizist bezeichnete die Stelle auf dem Ladentisch ganz genau. «Es war die Seite mit den Zügen ab Andover aufgeschlagen, er lag aber mit dem Rücken nach oben da. Jemand muss die Züge nach London nachgesehen haben. In diesem Fall kann es aber kein Einwohner von Andover gewesen sein. Und schließlich könnte der Fahrplan auch irgendjemand ganz Fremdem gehört haben und gar nicht mit dem Mord in Verbindung stehen, sondern einfach vergessen worden sein.»
    «Fingerabdrücke?», fragte ich.
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    «Wir haben alles danach abgesucht, Sir, aber nicht einen einzigen gefunden.»
    «Auch auf dem Ladentisch nicht?», wunderte sich Poirot.
    «Viel zu viele, Sir! Alle durcheinander und verwischt.»
    «Welche von Ascher darunter?»
    «Zu früh, das einwandfrei festzustellen, Sir.»
    Poirot nickte und fragte dann, ob die alte Frau über dem Geschäft gewohnt habe.
    «Jawohl, Sir. Sie können durch jene Tür dort hinten hinaufgehen. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich nicht mitkomme, aber ich muss hier unten bleiben…»
    Poirot ging durch die bezeichnete Tür, und ich folgte ihm. Hinter dem Laden befand sich ein winziger Raum – eine Kombination von Küche und Wohnzimmer –, sehr sauber und aufgeräumt, aber unsäglich armselig möbliert. Auf dem Kaminsims entdeckte ich verschiedene Fotografien. Ich trat näher, gefolgt von Poirot, um sie von nahem zu betrachten.
    Drei Bilderrahmen. Im ersten steckte eine Aufnahme von Mary Drower, offensichtlich die Arbeit eines billigen Ateliers. Miss Drower trug ihre besten Kleider, und ihr Gesicht wurde durch das festgefrorene, hölzerne Lächeln verzerrt, das so oft die gestellten Aufnahmen unnatürlich erscheinen lässt.
    Das zweite Bild war die etwas bessere Aufnahme einer älteren Frau mit weißen Haaren. Ein Pelzkragen umrahmte das sorgfältig retuschierte Gesicht. Wahrscheinlich war dies Miss Rose, die Dame, die Mrs. Ascher durch ein kleines Legat zur Eröffnung dieses Tabakgeschäfts verholfen hatte.
    Die dritte Fotografie war sehr alt, gelb geworden und verblasst. Ein junger Mann und eine junge Frau in altmodischen Kleidern standen Arm in Arm da. Der Mann trug ein Sträußchen im Knopfloch, und über dem Paar lag eine irgendwie festliche Stimmung.
    «Wahrscheinlich ein Hochzeitsbild. Sehen Sie, Hastings! Ich habe doch gesagt, dass sie eine schöne Frau gewesen sein muss.»
    Er hatte Recht. Obwohl durch altmodische Frisur und Kleidung entstellt, nahm die Schönheit des jungen Mädchens auf dem Bild, der lebendige Ausdruck des klaren, fein geschnittenen Gesichts, den Betrachter sofort gefangen. Ich sah mir auch die zweite Figur genau an. Es war fast unmöglich, in dem hübschen, militärisch straffen, jungen Menschen die Jammergestalt des heutigen Ascher wieder zu erkennen.
    Die Erinnerung an den betrunkenen, kreischenden alten Mann und an das stille, erloschene, zerfurchte Gesicht der toten Frau brachte mir die Unbarmherzigkeit der verrinnenden Zeit so deutlich zum Bewusstsein, dass ich erschauerte.
    Von diesem Wohnzimmer aus führte eine Treppe zu zwei Räumen im oberen Stock. Einer war leer und unmöbliert; der andere war das Schlafzimmer der Toten gewesen. Die Polizei hatte eine Durchsuchung vorgenommen, aber sonst war

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