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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Regierung einen Erlaß herausgeben werde, daß Straßensperren errichtet und dadurch die Menschen an der Abreise gehindert werden sollten, und daß die Städte, die am Wege lagen, Leute aus London nicht mehr durchließen, aus Angst, sie würden die Seuche mit sich bringen. Allerdings hatten alle diese Gerüchte ihren Ursprung lediglich in der Phantasie, besonders am Anfang.
Ich begann nun ernsthafte Überlegungen bei mir selbst anzustellen, was meinen eigenen Fall betraf und wie ich mich einrichten sollte; das soll heißen, ob ich mich entscheiden sollte, in London zu bleiben, oder mein Haus abschließen und fliehen, so wie es viele meiner Nachbarn taten. Ich möchte diese Einzelheit in aller Ausführlichkeit behandeln, weil ich annehmen muß, daß es für die, die nach mir kommen, wenn sie in die gleiche schwierige Lage versetzt und vor die gleiche Wahl gestellt werden, vielleicht von Bedeutung sein kann; und deshalb ist es mein Wunsch, daß sie diesen Bericht eher als eine Weisung annehmen, wie sie selbst sich verhalten sollen, denn als eine Geschichte meines Verhaltens; bin ich mir doch bewußt, daß es für sie gewiß nicht die geringste Bedeutung hat zu erfahren, was aus mir geworden ist.
Ich hatte zwei gewichtige Dinge vor Augen: Das eine war die Fortführung meines Geschäfts und meiner Werkstatt, ein beachtlicher Gesichtspunkt, denn hier waren alle meine Besitzungen in dieser Welt investiert; auf der anderen Seite stand mein Leben in einer so düsteren Gefahr, wie ich sie allem Anschein nach über der ganzen Stadt heraufziehen sah, einer Gefahr, die dennoch vielleicht, so groß sie auch sein mochte, von meiner eigenen Furcht oder der Furcht anderer Leute größer dargestellt wurde, als sie in Wirklichkeit war.
Die erste Überlegung war für mich von großer Bedeutung; mein Gewerbe war das eines Sattlers, und da ich meine Geschäfte in der Hauptsache nicht im Einzelhandel führte, sondern sie mit Kaufleuten abschloß, die mit den englischen Kolonien in Amerika Handel trieben, so lag meine Sache ziemlich in der Hand dieser Männer. Zwar war ich unverheiratet, aber ich besaß eine Familie von Dienstboten, die ich für das Geschäft hielt; hatte ein Haus, eine Werkstatt und Lager, die mit Vorräten angefüllt waren; kurz und gut, all das zurückzulassen, wie man es in einem solchen Falle zurücklassen muß, das heißt, ohne einen Aufseher oder eine Person, der man es anvertrauen könnte, das hätte bedeutet, den Verlust nicht nur meines Gewerbes, sondern auch meines Besitztums, in der Tat alles dessen, was ich in der Welt mein eigen nannte, aufs Spiel zu setzen.
Ich hatte zu der Zeit einen Bruder in London leben, der nicht lange zuvor aus Portugal herübergezogen war, und wie ich mich mit ihm beriet, bestand seine Antwort in ganzen vier Worten, denselben, die in einem ganz anderen Falle waren gesprochen worden, nämlich: »Meister, rette dich selbst!«
Kurz gesagt, er war dafür, daß ich mich auf das Land zurückzöge, so wie er es für sich und seine Familie beschlossen hatte; er sagte mir, was er wohl im Ausland gehört hatte, daß die beste Vorbereitung auf die Pest sei, vor ihr davonzulaufen. Was mein Argument anging, ich werde Gewerbe, Besitz und ausstehendes Geld verlieren, so schlug er es mir völlig aus der Hand. Der gleiche Punkt, so sagte er, den ich für mein Verbleiben geltend machte, nämlich daß ich meine Sicherheit und Gesundheit Gott anvertrauen wolle, sei zugleich die stärkste Widerlegung meines Vorgebens, Gewerbe und Besitztum zu verlieren; »denn«, so sprach er, »ist es nicht ebenso vernünftig, Gott mit dem Risiko für dein Geschäft zu belasten, als in einer so drohenden Gefahr zu verbleiben und ihm dein Leben anzuvertrauen?«
Ich konnte nicht einwenden, daß ich in Verlegenheit sei, wo ich hingehen sollte, da ich mehrere Freunde und Verwandte in Northamptonshire hatte, wo unsere Familie ursprünglich herstammte; insbesondere hatte ich eine Schwester in Lincolnshire, die durchaus willens war, mich aufzunehmen und zu versorgen.
Mein Bruder, der seine Frau und seine zwei Kinder schon nach Bedfordshire vorausgeschickt hatte und entschlossen war, ihnen zu folgen, drängte mich in allem Ernst zu gehen; einmal war ich schon so weit, daß ich seinem Wunsch nachkommen wollte, aber da fehlte mir das Pferd; denn obwohl es stimmt, daß nicht alle Leute London verließen, so konnte man doch sagen, alle Pferde taten es; wochenlang war in der ganzen Stadt kein Pferd zu haben, weder zu kaufen, noch zu

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