Die Pfade des Schicksals
anhaben. Ist das Leben des Steinhauseners wirklich deinen Untergang wert?«
»Meer-Sohn …«, begann die Eisenhand warnend.
Mähnenhüter Mahrtür unterbrach Kaltgischt. »Achtung, Schwertmainnir. Gebraucht die Ring-Than den Stab, erneuert sich jedes Mal der Gesundheitssinn. Ich erkenne jetzt die Bösartigkeit, die den Jungen dort drüben - zweifellos Linden Averys Sohn - beherrscht. Und ich entdecke den Krill in der Hand eines Meisters. Warum lebt dieses …« Seine Stimme klang empört. »… dieses Ungeheuer noch? Seht ihr nicht, dass der Junge Folterqualen leidet?«
Dass er selbst unnütz war, schien Mahrtür noch mehr aufzubringen. Er machte Anstalten, vom Arm der Riesin zu klettern, und forderte Spätgeborene auf: »Setz mich ab und gib mir den Krill! Ich werde handeln, wo euch die Entschlusskraft fehlt!«
Als Spätgeborene noch zögerte, keuchte Covenant: »Nein. Mahrtür, hör mir zu. So kannst du den Croyel nicht erledigen.« Seine Stimme war vor Schmerzen heiser. »Das kannst du zwar, aber du würdest dabei auch Jeremiah töten. Nicht einmal die Elohim wissen, wie man einen Croyel tötet, ohne auch seinen Wirt umzubringen. Er ist zu tief in ihn eingedrungen. Wir können ihn nicht einfach herausschneiden.
Jeremiah ist wichtig. Wir dürfen sein Leben nicht aufs Spiel setzen. Vorerst müssen wir uns damit begnügen, den Croyel unter Kontrolle zu haben.«
»Und wieso ist der Junge wichtig?«, wollte Mahrtür wissen. »Das frage ich mit allem Respekt, Ur-Lord.« Sein Tonfall klang alles andere als respektvoll. Sprichst du von seinem Wert für die Ring-Than oder für das Schicksal der Erde? Und wie kann er befreit werden, wenn das Ungeheuer und er eins sind?«
»Beruhige dich, Mähnenhüter«, warf Spätgeborene ein, um Covenant zu schonen. »Dein Unterscheidungsvermögen kehrt zurück. Sieh auch ohne Augen genau hin. Spürst du die Angst des Ungeheuers? Gewiss, seine Bösartigkeit ist unbeschreiblich. Trotzdem erkennt es …« Die Riesin sprach mit Mahrtür, aber sie schien eher den Croyel zu warnen. »Es ist sich darüber im Klaren, dass jeder Befreiungsversuch und jeder Angriff auf uns damit enden würde, dass ihm die Kehle durchgeschnitten wird. Der Meer-Sohn behauptet, dass wir unser eigenes Ende beschleunigen. Da brauchen wir nicht noch den Tod von Linden Riesenfreundins Sohn zu provozieren.«
Mahrtür kämpfte fluchend gegen seine Frustration an, aber er widersprach nicht und verlangte auch nicht länger, dass Spätgeborene ihn absetzte.
Linden achtete nicht auf ihn. Liands Notlage war viel zu extrem. Der menschliche Körper war so wenig robust - so fragil und kostbar. Ein einziger Schlag konnte genügen, um sein Leben auszulöschen, als bliese man eine Kerze aus. Der Steinhausener brauchte die Intervention von Erdkraft, und er brauchte sie sofort. Dass er noch lebte, verdankte er allein seiner Jugend und Stärke.
Kurz sah Linden zu Steinmangolds strenger Miene auf, dem harten Glitzern ihrer Augen, den wie versteinerten Gesichtszügen. Dann versuchte die Auserwählte, sich daran zu erinnern, dass sie einst eine Heilerin gewesen war.
Indem sie Liand weiter in sanfte Flammen gehüllt ließ, begann sie am Mund und verfolgte die Blutung von dort nach innen, weil das der leichteste Weg war. Blut würde sie zum Kern seiner Verletzungen führen. Dort konnte sie dann ihre Auswirkungen beurteilen.
Während sie ihren Gesundheitssinn hineinschickte, spürte sie, wie Stave ihr die Kette mit Covenants Ring über den Kopf streifte. Trotz Esmers rätselhafter Fähigkeit, wilde Magie zu blockieren, schien sein geringes Gewicht sie zu beruhigen. Kopfschüttelnd murmelte Frostherz Graubrand: »Das schrille Geschnatter dieser Dämondim-Abkömmlinge geht mir auf die Nerven. Als Riesin bin ich Verständnis gewöhnt. Aber ihre Sprache bleibt mir ein Rätsel.«
»Ha!«, rief Kaltgischt aus. »Das ist deine Chance, Esmer Meer-Sohn. Du wünschst zu reden. Und durch deine Schuld bleibt uns die Gabe von Zungen verwehrt. Sprich also! Erkläre uns, was diese Geschöpfe uns sagen wollen.«
»Närrin«, wehrte Esmer mürrisch ab. »Sie sagen nichts, was ich nicht bereitwillig übersetzen würde, wenn ihr zuhören wolltet.«
»Augenblick«, warf Spätgeborene ein. »Nur einen Augenblick, wenn ich bitten darf, Eisenhand.« Ihr breites Gesicht mit den wässrigen Augen war voller Kummer. »Es gibt so vieles, wovon wir nichts wissen. Ist Stave dazu imstande, sollte er erzählen, was hier geschehen ist, ehe der Eifrige uns aus
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