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Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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1
    Durchbruch
    Zweifellos habe ich nicht gewusst, was das Wort » got t verlassen « wirklich bedeutet, bevor ich an diesen Ort kam. Barra Head liegt an der Westküste des schottischen Hoc h lands; eine wildere, ungezähmtere Landschaft lässt sich nur schwer vorstellen. Doch, Bruder Colin, ich freu mich überaus, hier zu sein, und bin begierig, den guten Menschen hier die Botschaft des Herrn zu bringen. Morgen werde ich mich mit den Leuten bekannt machen und ihnen die Freude von Gottes Wort bringen.
    – Bruder Sinestus Tor, Zisterziensermönch, in einem Brief an seinen Bruder Colin, ebenfalls Mönch, September 1767
    » Okay, ich bin weg « , sagte meine Schwester Mary K. und lief die Treppe hinunter. Draußen war gerade das charakteristische Hupen des Minivans der Mutter ihrer Freundin Jaycee erklungen.
    » Bis dann « , rief ich ihr hinterher. Obwohl meine kleine Schwester Mary K. erst vierzehn war, wirkte sie in mancher Hinsicht eher wie Mitte zwanzig und war auch körperlich viel reifer als ich.
    » Schatz? « Meine Mutter steckte den Kopf zu meiner Tür herein. » Komm doch mit uns zu Eileen und Paula. «
    » Heute lieber nicht « , sagte ich und bemühte mich, nicht unfreundlich zu klingen. Ich hing sehr an meiner Tante Eileen und ihrer Freundin Paula, konnte mir aber nur schwer vorstellen, mit ihnen zu plaudern, zu lächeln, zu essen und so zu tun, als wäre alles ganz normal, wo doch vor ein paar Tagen mein ganzes Leben in Stücke gebrochen war.
    » Sie hat Seegrassalat gemacht « , versuchte meine Mutter, mich zu locken.
    » Iiiih! « Ich streckte ihr die gekreuzten Zeigefinger entgegen, um das gesunde Essen abzuwehren, und meine Mutter verzog das Gesicht.
    » Okay. Ich dachte nur, du möchtest gern noch mal mit der Familie zusammen essen « , sagte sie in Schuldgefühle einflößendem Tonfall.
    » Mom, ihr seid nur elf Tage weg. Wir sehen uns noch den Rest meines Lebens. Wir werden noch endlos oft mit der Familie zusammen essen « , sagte ich. Meine Eltern wollten am nächsten Tag zu einer Kreuzfahrt auf die Bahamas aufbrechen, um ihren Hochzeitstag zu feiern.
    » Mary Grace? « , rief mein Vater, was übersetzt so viel hieß wie: Beeil dich!
    » Okay. « Meine Mutter sah mich nachdenklich an und plötzlich war die ganze Leichtigkeit des Augenblicks verflogen. Meine Eltern und ich hatten in den letzten Monaten einiges durchgemacht, und ab und zu stiegen die Erinnerungen daran wieder auf und zwickten uns.
    » Viel Spaß « , sagte ich und wandte mich ab. » Sag Eileen und Paula schöne Grüße von mir. «
    » Mary Grace? « , sagte mein Vater noch einmal. » Tschüs, Morgan. Wir bleiben nicht zu lange. «
    Kaum fiel die Haustür ins Schloss, entspannten sich meine Schultern vor Erleichterung. Endlich allein. Frei, ich selbst zu sein, wenigstens für ein Weilchen. Frei, mich elend zu fühlen, mich auf dem Bett zusammenzurollen, ziellos im Haus herumzuwandern, ohne mit jemandem reden oder einen einigermaßen normalen Eindruck machen zu müssen.
    Wobei: Frei, ich selbst zu sein, war eher ein Witz. Ich war Wiccanerin. Und nicht nur Wiccanerin, sondern eine Bluthexe und eine Woodbane obendrein. Mein leiblicher Vater, Ciaran MacEwan, hatte meine leibliche Mutter, Maeve Riordan, umgebracht. Ciaran war eine der bösesten, gefährlichsten und unbarmherzigsten Hexen, die es gab, und ich stammte zur Hälfte von ihm ab. Was sagte das über mich?
    Ich betrachtete mich im Schlafzimmerspiegel. Ich sah immer noch aus wie ich: glattes braunes Haar, haselnussbraune Augen, eine ganz leicht schräg stehende starke Nase. Ich war ein Meter achtundsechzig groß, siebzehn Jahre alt, und ich wartete noch darauf, dass mein Körper weibliche Kurven entwickelte.
    Ich sah nicht aus wie eine Rowlands. Auch wenn ich ganz anders aussah als der Rest meiner Familie und Mary K. und ich so verschieden waren, war ich sechzehn Jahre lang gar nicht auf die Idee gekommen, ich könnte keine Rowlands sein. Jetzt wussten wir alle, warum ich so anders war: weil ich eine geborene Riordan war.
    Mit schmerzender Brust ließ ich mich aufs Bett plumpsen. Erst vor ein paar Tagen war ich nur knapp dem Tod entkommen – Ciaran hatte in Manhattan versucht, mich umzubringen. Als er erkannt hatte, dass ich seine Tochter war, hatte er es sich anders überlegt und meinem Freund Hunter geholfen, mich zu retten. Mein Vater hatte schon meine Mutter umgebracht. Er hatte versucht, mich zu töten. Ciaran war unglaublich böse und dieses Böse war auch ein Teil von mir.

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