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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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    Das wusste sie jetzt auch.
    Staves starke Arme stützten sie, bis ihr Zittern etwas abzuklingen schien. Da er ihren Tränenstrom nicht zum Versiegen bringen konnte, tat er, was er konnte, indem er ihr den Stab des Gesetzes in die Hände legte.
    Er hatte gesagt: Solltest du versagen, wird das Ergebnis schrecklich für dich sein. Und sie hatte eindeutig versagt.
    Trotzdem hatte er sich geirrt. Solange Liand nicht versagte …
    Einen Augenblick lang schienen die Sterne um Linden zu kreisen, als hätte sie auch den Himmel in Aufruhr versetzt. Der Sonnenstein leuchtete weiter, erhellte ihre unmittelbare Umgebung. Der Schmuckstein von Loriks Krill pulsierte von Andeutungen von Gier und Mordlust. Trotzdem erschien Linden der schwarze Himmel so drückend schwer und hermetisch dicht wie ein Sarkophagdeckel.
    Indem sie von dem Abgrund von Jeremiahs Schicksal zurückgetreten war, hatte sie sich wieder klein gemacht: zu klein, um in den desolaten Weiten von Nacht und Sternen, der harten Wahrheit von kahlen Hügeln und bröckelndem Gestein noch irgendeine Bedeutung zu haben. Aber Linden konnte ihre Bedeutungslosigkeit ertragen. Sie war damit zufrieden.
    Wenn nur Liand nicht versagte.
    Obwohl sie noch bis ins Knochenmark hinein zitterte, nahm sie von dem Haruchai die Last ihres Stabs entgegen. Die Berührung der Runen war für ihre Hände noch immer schmerzhaft, aber das Brennen ließ allmählich nach. Bald würde sie sich wieder mit dem blank polierten Holz trösten können.
    Um Linden herum ragten acht Riesinnen wie Menhire vor dem Nachthimmel auf. Liand stand leicht nach vorn gebeugt neben ihr, hielt den Orkrest umklammert und brannte sichtlich darauf, mit Linden zu reden - brannte wie ein Mann darauf, der den Sinn seines Lebens entdeckt hat. Einige Schritte von ihnen entfernt schien der blinde Mahrtür über Covenant zu wachen. Die Gedemütigten konnten das nicht: Clyme und Branl blieben auf ihren selbst gewählten Posten, und Galt hatte alle Hände voll zu tun.
    Hinter Liands rechter Schulter wartete Pahni mit sonnengelben und silbernen Reflexen in ängstlich geweiteten Augen. Einige Schritte hinter den anderen Schwertmainnir trug Böen-Ende weiter Anele in ihrem abgelegten Brustpanzer. Während der Alte Linden und Liand, Jeremiah und den Croyel beobachtete, bewegte er den Kopf angstvoll ruckend von einer Seite zur anderen, als wäre er versehentlich an einen inneren Abgrund geraten. Mit einer Hand machte er zupfende Bewegungen in Liands Richtung, als versuchte er, die Aufmerksamkeit des Steinhauseners auf sich zu lenken.
    Etwa in der Mitte zwischen Anele und Mahrtür stand Bhapa, der sichtlich beunruhigt war, weil er nicht wusste, welche Pflichten er den beiden Blinden gegenüber hatte.
    »Linden Riesenfreundin …«, begann die Eisenhand. Aber ihr schienen die Worte für das zu fehlen, was sie sagen oder fragen wollte. Ihre starken Kiefer zermahlten Emotionen, die sich nicht ausdrücken ließen.
    »Das habe ich befürchtet«, murmelte Covenant. »Tut mir schrecklich leid, Linden. Manchmal muss man einfach …«
    Er brachte diesen Gedanken nicht zu Ende. Wie zuvor Jeremiah versank er in Schweigen, als wäre es ein Grab.
    Mit ruhigem Nachdruck sagte Liand: »Linden, ich fühle mit dir - und mit deinem Sohn. Trotzdem ist mein Kummer mit Begierde vermengt, auch wenn es selbstsüchtig ist, so zu fühlen. Solange der Junge unter uns ist, besteht noch Hoffnung.
    Und ich habe meine Kraft noch nicht erprobt.«
    Sein Sonnenstein leuchtete wie ein Versprechen. Liand war der erste wahre Steinhausener seit Jahrtausenden. Er war im ganzen Land einzigartig.
    Linden hätte am liebsten ausgerufen: Red nicht nur davon! Erklär mir nichts! Tu es einfach! 0 Gott, er ist dort drinnen lebendig begraben!
    Aber sie hielt sich zurück. Wie sie selbst mussten auch andere Leute ihre eigenen Entschlüsse fassen. Liand würde tun, was in seinen Kräften stand. Irgendwie schaffte sie es, sich zu beherrschen, während er nach Worten für seine Aufregung suchte.
    »In Schwelgenstein«, sagte er beinahe flüsternd, »hast du von dem Orkrest gesprochen. Ich hatte erfahren, dass er notfalls Licht gibt und Aneles Gedankensplitter verständlich machen kann.
    Diese Erkenntnisse hast du durch Lehrenwissen ergänzt, das sich seither als wertvoll erwiesen hat. Und du hast…«
    Er schien vor Verwunderung und Vorfreude zu glühen, die an Ekstase grenzten. »Linden, du hast von Heilen gesprochen. Nachdem du mir erklärt hattest, dass der Orkrest imstande

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