Die Pfanne brät nicht!
Noch dazu von einer Karrierefrau, die ihr Studium auf der linken Arschbacke absolviert hat und schnell zum Prof. Dr. Dr. mutierte:
«Und? Was machst DU so?»
«Ich bin bei THEO .»
«… Ach …!» – Betretenes Schweigen.
Damit drückte Frau Professor aus, dass sie hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Verachtung, zumindest aber aufs Peinlichste berührt war.
Um die Lage zu entspannen, hakte sie nach:
«Ach so, ja. – Und was machst du da so? Bist du im Büro oder in der Geschäftsleitung?»
HMPFH !
Doch ich schweife ab. Zurück zu den melancholischen Erinnerungen an vergangene Zeiten. Als wir Verkäuferinnen noch Menschen und keine Maschinen waren. Menschen mit Ecken und Kanten, aber einem eigenen Willen und einem gesunden Selbstwertgefühl. Wo noch nicht die Freundlichkeit oberstes Gebot war, koste es, was es wolle. Der Kunde darf sich heute einfach alles erlauben – er ist heilig. Und beim kleinsten Widerstand gibt es einen bösen Brief.
Unbekannter alter Sack zur Kassiererin: «Du bist aber fett geworden.»
Früher hätte sie zu Recht geantwortet: «Besser fett als hässlich. Ich kann abnehmen, aber was machst du?»
Obwohl der Typ es ja nicht anders verdient hätte – da werden Sie mir zustimmen –, hätte sie das heutzutage sicher ihren Job gekostet. Also lächelt sie jetzt nur freundlich und wünscht dem Deppen auch noch einen schönen Tag.
In einem Internetforum las ich einmal eine Beschwerde eines Kunden, der sich offensichtlich von Kassiererinnen im Allgemeinen stark belästigt fühlte, allein durch den Umstand, dass sie anwesend sind. Vehement forderte er die Ersetzung all dieser Drachen durch Kassenautomaten. Prima Idee! Die Arbeitslosenquote würde ein Rekordhoch erreichen! Er nahm unter anderem Anstoß am «Grüß Gott» der Dame an der Kasse, das ihm stets zu rüde erschien, und sprach sich für ein Redeverbot für Kassiererinnen aus. Noch dazu verlangte er tatsächlich, dass sie während der ganzen Zeit – insbesondere auch beim Einscannen der Lebensmittel – lächeln sollten. Als genügte es nicht, solche Ätz-Kunden anzugrienen, sollen wir auch noch deren Käse anlächeln.
Hirnlose Marionetten
Um unser korrektes Verhalten gegenüber dem Kunden zu kontrollieren, gibt es bei THEO sogenannte Testkäufer, die inkognito – also als normale Kunden getarnt – unterwegs sind. Sie überprüfen, ob wir auch lammfromm und lächelnd alle Boshaftigkeiten über uns ergehen lassen. Ursprünglich ging es nur darum, zu checken, ob wir alle Artikel richtig eintippen. Das ist ja nun, seit wir Scannerkassen haben, nicht mehr so schwierig. Also musste man sich weitere Aufgabenfelder für diese Leute einfallen lassen. Nun wird auf Teufel komm raus getestet. Die Testkäufer führen einen Vordruck mit sich. Auf dieser Liste müssen sie unter anderem abhaken, ob die Verkäuferin auch brav die von der Firma vorgeschriebenen Worte zum Alltag spricht, die da wären: «Guten Tag!», «Betrag», «Bitte!», «Danke!», «Zahlen Sie bar oder mit Karte?» (und wehe, das fehlt!), «Wie war Ihr Einkauf?», «Auf Wiedersehen!», «Schönen Tag noch!», «Blablabla».
Rechnen wir das Spielchen doch mal bis zum Ende durch: Das arme Schaf an der Hauptkasse kassiert täglich etwa 700 Kunden. Acht «Pflichtworte» für jeden einzelnen ergeben 5600 bedeutungsschwangere Worte. Dazu kommen selbstverständlich noch weitere, die notwendigerweise gesprochen werden müssen. Zum einen, weil es den Arbeitsablauf wesentlich erleichtert: «Kommen Sie bitte nach vorne?», «Würden Sie bitte die Taschen anheben?», «Die Flaschen können Sie im Wagen lassen!», «Die Ölflaschen bitte aufs Band legen!» und so weiter. Und zum anderen, damit der Kunde nicht denkt, wir wären dämlich und unser Vokabular belaufe sich auf bloße acht Wörtchen. Hinzu kommen natürlich noch Gespräche oder auch Nettigkeiten vom Kunden, auf die wir natürlich eingehen, weil es der Anstand verlangt, oder weil es einfach nur angenehm ist und das Arbeiten auflockert.
Geht der zehnstündige Arbeitstag dem Ende zu, sitzt die Kassiererin oft nur noch apathisch lallend in der Kasse, und ihre Lippen hängen in Fetzen. Wenn jetzt ein Testkäufer kommt – na, dann gute Nacht. Gesamteindruck: verpennt; Freundlichkeit: nicht vorhanden; 6 ! Setzen! Anschiss!
Es gab Zeiten, da konnte ich selber entscheiden, wem ich einen schönen Tag wünsche, und das war dann auch ernst gemeint. Und wieder denke ich wehmütig zurück. An unseren Baumarkt am
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