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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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hatte keine Kontrolle darüber. Ein trockenes Lachen stieg in meiner Kehle auf. Was für eine lächerliche Kleinigkeit, um sich darüber aufzuregen! Ich hätte ihr sagen können, daß Borel viel besser ausgerüstet und ausgeruhter gewesen war als ich und daß er mir den Kampf förmlich aufgezwungen hatte. Ich hätte ihr klarmachen können, daß ich keine Regeln gelten lasse, wenn mein Leben in Gefahr ist, oder daß ich den Krieg nicht für ein Spiel halte. Ich hätte vieles sagen können, doch wenn sie das nicht bereits wußte oder nicht verstehen wollte, konnten meine Äußerungen auch nichts mehr ändern. Außerdem waren ihre Gefühle klar.
    So äußerte ich nur eine schlichte, große Wahrheit: »Im allgemeinen hat jede Geschichte mehr als eine Seite.«
    »Ich begnüge mich mit der, die ich kenne«, gab sie zurück.
    Am liebsten hätte ich die Achseln gezuckt, doch meine Schultern schmerzten zu sehr.
    »Du hast mich zwei der wichtigsten Personen meines Lebens gekostet«, sagte sie nun.
    »Ach?« gab ich zurück. »Das tut mir leid, deinetwegen.«
    »Du bist nicht der, als der du mir dargestellt wurdest. Ich habe in dir eine wahrhaft edle Gestalt gesehen, stark, doch zugleich verständnisvoll und zuweilen voller Rücksicht. Ehrenvoll ...«
    Das Unwetter, das immer näher kam, tobte hinter ihr. Ich dachte an etwas Vulgäres und sprach es aus. Sie ging darüber hinweg, als hätte sie meine Worte nicht gehört.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie. »Ich kehre zu meinen Leuten zurück. Bisher habt ihr den Kampf gewonnen – aber in jener Richtung hat einmal Amber gelegen«. Sie deutete auf das Unwetter. Ich konnte sie nur anstarren. Nicht die tobenden Elemente. Sie. »Ich glaube nicht, daß von meinen neuen Bindungen noch viel übrig ist, das ich widerrufen müßte«, fuhr sie fort.
    »Und was ist mit Benedict?« fragte ich.
    »Nicht ...«, sagte sie und wandte sich ab. Ein kurzes Schweigen trat ein. Dann fuhr sie fort: »Ich glaube nicht, daß wir uns noch einmal wiedersehen.« Ihr Pferd trug sie nach links davon, in die Richtung zur schwarzen Straße.
    Ein Zyniker hätte zu dem Schluß gelangen können, daß sie sich nun auf die Seite derjenigen schlug, die in ihren Augen als die Sieger dastanden, da die Burgen des Chaos das Kommende wohl überstehen würden. Aber ich wußte es nicht. Ich konnte nur an das Bild denken, das ich wahrgenommen hatte, als sie ihre Armbewegung machte. Die Kapuze war zur Seite geglitten, und ich hatte einen Blick auf das werfen können, was sie geworden war. Das Gesicht in den Schatten war nicht mehr menschlich gewesen. Doch ich wandte den Kopf und folgte ihr mit den Blicken, bis sie verschwunden war. Nachdem Deirdre und Brand und Vater nicht mehr am Leben waren und nach der Trennung von Dara – in dieser Stimmung kam mir die Welt viel leerer vor, das wenige, das davon noch übrig war.
    Ich lehnte mich seufzend zurück. Warum sollte ich nicht einfach hierbleiben, wenn die anderen weiterritten, und darauf warten, daß der Sturm über mich dahinfuhr, und mich auflöste, während ich noch schlief? Ich mußte an Hugi denken. Hatte ich nicht nur sein Fleisch in mich aufgenommen, sondern auch seine Flucht vor dem Leben? Ich war so erschöpft, daß mir dieser Ausweg als der leichteste vorkam ...
    »Hier, Corwin.«
    Wieder war ich entschlummert, wenn auch nur für kurze Zeit. Fiona hockte neben mir, Eßrationen und eine Flasche in der Hand. Jemand war bei ihr.
    »Ich wollte deine Audienz nicht stören«, sagte sie, »und habe gewartet.«
    »Du hast mitgehört?« fragte ich.
    »Nein, aber ich kann mir ausmalen, wie es gewesen ist, denn sie ist fort. Hier.«
    Ich trank Wein und wandte meine Aufmerksamkeit dem Fleisch und Brot zu. Trotz meines seelischen Zustands schmeckte alles sehr gut.
    »Wir müssen bald los«, sagte Fiona und warf einen Blick auf die tobende Unwetterfront. »Kannst du reiten?«
    »Ich glaube schon«, antwortete ich.
    Wieder trank ich von dem Wein.
    »Aber es ist viel zuviel geschehen, Fiona«, fuhr ich fort. »Mein Gefühl ist wie betäubt. Ich bin aus einem Sanatorium in einer Schattenwelt ausgebrochen. Ich habe Menschen übertölpelt und umgebracht. Ich habe mir Vorteile ausgerechnet und erkämpft. Ich errang mein Gedächtnis wieder und habe seither versucht, mein Leben wieder auf eine vernünftige Grundlage zu stellen. Ich habe meine Familie gefunden und festgestellt, daß ich sie liebe. Ich habe mich mit Vater versöhnt. Ich habe um das Königreich gekämpft. Ich habe mich bis zum

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