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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Totenprozession zu. Hinter dem Reiter waren weitere Reiterscharen aufgetaucht, gefolgt von marschierenden Trommlern. Dann Flaggen und Fackeln und lange Reihen marschierender Soldaten. Noch immer wehte Gesang herüber, und weit, weit entfernt über dem Abgrund konnte man den Eindruck haben, als habe die Spitze der Prozession endlich die düstere Zitadelle erreicht.
    ...
Ich haßte dich so lange, warf dir so viele Dinge vor. Jetzt ist es vorbei, und von diesen Gefühlen ist nichts zurückgeblieben. Statt dessen hast du sogar den Wunsch geäußert, mich zum König zu machen, eine Stellung, für die ich – das erkenne ich jetzt – nicht geeignet bin. Ich sehe ein, daß ich dir letztlich doch etwas bedeutet haben muß. Ich werde den anderen nichts davon sagen. Es genügt, wenn ich es weiß. Aber ich kann dich nie mehr so sehen wie früher. Dein Bild beginnt bereits zu verblassen. Ich sehe Ganelons Gesicht, wo sich eigentlich das deine befinden müßte. Er war mein Weggefährte. Er setzte für mich sein Leben ein. Er war du – aber ein anderes Du – ein Du, das ich vorher nicht gekannt hatte. Wie viele Ehefrauen und Feinde hast du überlebt? Hattest du viele Freunde? Ich glaube nicht. Aber es
gab so viele Dinge an dir, von denen wir nichts wußten. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß ich dein Hinscheiden erleben würde. Ganelon – Vater – alter Freund und Feind, ich verabschiede mich von dir. Du schließt dich Deirdre an, die ich geliebt habe. Du hast dein Geheimnis bewahrt. Ruhe in Frieden, wenn das deinem Willen entspricht. Ich schenke dir diese verwelkte Rose, die ich durch die Hölle getragen habe, indem ich sie in den Abgrund werfe. Ich überlasse dir die Rose und die verfälschten Farben am Himmel. Du wirst mir fehlen ...
    Endlich endete der lange Zug. Die letzten Marschierer kamen durch den Vorhang und entfernten sich. Die Blitze zuckten noch immer, der Regen strömte herab, und der Donner dröhnte. Trotzdem hatte kein Teilnehmer an der Prozession naß ausgesehen. Ich hatte am Rande des Abgrunds gestanden und das Schauspiel verfolgt. Eine Hand lag auf meinem Arm. Wie lange sie schon dort ruhte, wußte ich nicht. Nachdem der Zug nun zu Ende war, ging mir auf, daß das Unwetter seinen Weg fortsetzte.
    Die Rotation des Himmels schien mehr Dunkelheit über uns zu bringen. Links von mir ertönten Stimmen. Es kam mir vor, als sprächen sie schon lange, die Worte hatte ich allerdings nicht verstanden. Ich erkannte, daß ich am ganzen Leib zitterte, daß mir sämtliche Muskeln wehtaten, daß ich kaum noch zu stehen vermochte.
    »Komm, leg dich hin«, sagte Fiona. »Die Familie ist für heute genug geschrumpft.«
    Ich ließ mich von ihr vom Abgrund fortführen.
    »Würde es wirklich noch einen Unterschied machen?« fragte ich. »Wie lange haben wir denn deiner Meinung nach noch?«
    »Wir brauchen nicht hierzubleiben und darauf zu warten«, antwortete sie. »Wir werden die dunkle Brücke zu den Burgen des Chaos überqueren. Die Verteidigungslinien unserer Feinde sind bereits durchbrochen. Vielleicht dringt das Unwetter nicht so weit vor. Vielleicht wird es vom großen Abgrund aufgehalten. Es wäre sowieso angemessen, wenn wir Vater auf seinem letzten Weg begleiteten.«
    Ich nickte. »Es sieht so aus, als bliebe uns kaum eine andere Wahl, als bis zum Schluß unsere Pflicht zu tun.«
    Ich setzte mich vorsichtig und seufzte. Wenn das überhaupt möglich war, fühlte ich mich noch schwächer.
    »Deine Stiefel ...«, sagte sie.
    »Ja.«
    Sie zog sie mir von den Füßen, die zu schmerzen begonnen hatten.
    »Vielen Dank.«
    »Ich besorge dir etwas zu essen.«
    Ich schloß die Augen. Ich begann zu dösen. Zu viele Bilder zuckten mir durch den Kopf, als daß sich ein zusammenhängender Traum ergab. Wie lange dies dauerte, weiß ich nicht, doch ein alter Reflex holte mich beim Klang näherkommenden Hufschlags ins Bewußtsein zurück. Ein Schatten glitt über meine Lider.
    Ich hob den Blick und entdeckte einen verhüllten Reiter, reglos, stumm. Er musterte mich.
    Ich erwiderte den Blick. Keine drohende Bewegung war gemacht worden, doch in dem kalten Blick lag Ablehnung.
    »Dort liegt der Held«, sagte eine leise Stimme.
    Ich schwieg.
    »Ich könnte dich mühelos umbringen.«
    Da erkannte ich die Stimme, wenn ich auch keine Vorstellung hatte von den Ursachen für die Ablehnung.
    »Ich habe Borel gefunden, ehe er starb«, sagte sie. »Er erzählte mir, wie unehrenhaft du ihn besiegt hast.«
    Ich konnte nicht anders, ich

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