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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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wissen wir genau?«
    »Gar nichts«, sagt Winston. »Hab den Typen auch noch nie gesehen. Das hab ich alles bei Gianni’s gehört. Paar Mal schon. Von verschiedenen Leuten. Na, ja.« Er streckt die Hände zur Prüfung von sich, die kühlen weißen Innenflächen nach oben. »Das ist bloß Scheiß, den ich gehört hab.«
    Alfredo wendet sich ab und lässt auf der Suche nach seinen Lieblingsmotiven den Blick durch den Park wandern. Der knipsende Vater ist weg. Und der kleine Junge – wo ist er hin? – hat den Kopf irgendwie zwischen den Metallstreben herausziehen können. Wenigstens die Schildkröte ist noch da. Und Max Marshmallow drüben bei den steinernen Schachtischen, der sich einem weiteren Schachmatt entgegenräuspert und -raunzt. Er wird so lange hierbleiben wie ich, denkt Alfredo – für immer. Und, ah, hier kommen seine Oberlieblinge, die kleinen indischen Mädchen, stolzieren an Alfredos Bank vorbei. Sie halten ihre Eistüten in die Höhe, die ersten Kinder, die mit Beute zurückkehren.
    »Woher wusstet ihr, dass Mister Softee kommt?«, ruft er ihnen nach. »Habt ihr seinen Fahrplan im Kopf?«
    Sie laufen schneller. Sprecht nicht mit Fremden, haben ihre Mütter sie gewarnt. Steigt nicht in Lieferwagen, streichelt nicht die Hunde von anderen Leuten, nehmt keine Bonbons an oder diskutiert mit merkwürdigen Männern auf Parkbänken über Eis. Es verstört Alfredo, sich selbst mit ihren Augen zu sehen: als Bedrohung. Er befingert seinen Schnurrbart und fragt sich, ob der ihm das Aussehen eines Kinderschänders verleiht. Seine Jeans vibriert. In der Hosentasche summt sein Handy – entweder ist es Baka, seine Drogen-Connection, wegen des Geldes, das Alfredo ihm noch schuldet, oder Isabel, seine Freundin, die anruft, um sicherzustellen, dass Alfredo seinen puerto-ricanischen Hintern bis vier Uhr nach Hause bewegt, damit sie gemeinsam zum Elmhurst Hospital gehen können. Sie könnte den Erinnerungsanruf mit einer Drohung krönen – falls du zu spät bist, rechne mit einer Bratpfanne auf dem Schädel –, möglicherweise verabschiedet sie sich aber auch mit etwas Liebem, singt ihm ein Stückchen von irgendeinem spanischen Lovesong, den sie gerade auf Mega 97.9 gehört hat. Könnte so oder so laufen. Isabel ist im siebten Monat schwanger, mit dem vorläufig so genannten Christian Louis Batista, und obwohl Alfredo mit der ganzen Sache vernünftig umzugehen versucht, hat er doch gewisse migräneträchtige Probleme damit, das Minenfeld ihrer Launen zu durchqueren. Schwanger! Letztes Drittel! Am liebsten würde Alfredo hinter den indischen Mädchen herrennen und ihnen sein Telefon unter die Nase halten. Seht ihr das? Da ruft meine Freundin an. Die Mutter meines Babys. Eine Frau, die mich liebt. Seht ihr? Ich bin nicht irgendein fieser Sittich. Ich bin Puerto Ricaner, amerikanischer Staatsbürger, Vater in spe. Aber Alfredo ist auch klar, dass hinter zwei kleinen Mädchen in einem städtischen Park herzurennen nicht die überzeugendste Art ist, um die Unschuld seiner Absichten zu belegen. Er bleibt auf der Bank sitzen und lässt das Telefon summen. Wenn Isabel will, dass er um vier zu Hause ist, dann hat er jetzt keine Zeit, Anrufe entgegenzunehmen. Keine Zeit für Bratpfannen oder Enriques »Experiencia Religiosa« oder die Karatetritte des kleinen Christian gegen die Gebärmutterwand oder irgendwelchen Scheiß, den Alfredos Mutter jetzt wieder gebaut hat. Er hat was zu erledigen.
    »Sieh mal einer an«, sagt Winston. »Du knackst an der Vladimir-Sache ja richtig rum. Du so: ›Hey – hey .‹ Und so: ›Mein Mann hat ein paar Infos an den Start gebracht, die mal nicht ganz so scheiße sind.‹«
    »Dieser Junge. Wird er viele Drogen dabeihaben?«
    »Weißt du, was heute ist? Heute ist für alle Privatschüler der letzte Schultag. Kommen eine Woche früher raus, damit sie auf dem Weg in die Poconos nicht im Stau stehen müssen. Weißt du noch, als wir auf der Highschool waren? Der letzte Tag vor den Ferien? Die Kids standen Schlange für Drogen. Und die Dealer waren korrekt drauf.«
    »Und Vl…«
    »Und unser Freund Vladimir wird die Taschen voller Pillen haben. Seinen Schnitt machen wollen vor dem langen Sommer. Du verstehst?«
    Alfredo steht auf, ihm ist schwindelig. »Alles klar«, sagt er. Er locht die Stechkarte, beginnt seinen Tag. »Los, ziehen wir ihn ab.«
    D amals, als Alfredo und Winston noch kleine Scheißer und gerade Freunde geworden waren, stießen sie zufällig auf die Gasse. Für ein Auto zu

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