Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
freut mich riesig, Sie kennenzulernen.«
Die beiden schüttelten sich die Hand – das Mädchen mit einer Miene, als habe es Ryan Gosling vor sich.
Die Aufzugtüren öffneten sich, und Max sah mit hochgezogenen Brauen und einem spitzbübischen Lächeln zu Andy hin. Sie nahm sich vor, sofort Emily aufzustöbern und ihr von dieser witzigen Begegnung zu erzählen, vergaß es aber auf der Stelle wieder, als sie die Dachterrasse betrat. Die war schlicht und einfach ein Traum. Die Freifläche erstreckte sich vom Gefühl her meilenweit in sämtliche Richtungen, und nur die funkelnden Lichter der Skyline schoben sich als dramatische Kulisse zwischen die Party und ganz Manhattan. Links von ihnen ragte das Empire State Building in Blau und Silber hinter dem roten Neonschriftzug des New Yorker empor. Zur Rechten ging eben die Sonne über dem Hudson unter und tauchte ihn, vor den schimmernden Lichtern von New Jersey, in leuchtendes Tiefviolett und Orange. Wohin Andy auch blickte, überall erloschen die Lichter in Bürogebäuden und Läden – und gingen in Wohnungen, Bars und Restaurants nach und nach wieder an: der tägliche Übergang der Großstadt von der Arbeit zum Vergnügen. Von der Straße drang die übliche Kakophonie aus Sirenen, Taxihupen, Musik und den Geräuschen unzähliger Menschen zu ihnen hinauf. An diesem warmen Abend Anfang Oktober pulsierte und summte die Stadt – für Andy der schönste Ort auf Erden.
»Na, was sagst du dazu?« Wie aus dem Nichts stand Emily vor ihr und packte sie am Arm. Ihre fast schon verboten gute Figur steckte in einem neonpinken Bandage-Kleid von Hervé, ihr Haar fiel in perfekten roten Wellen über ihre nackten Schultern. »Ist das der Wahnsinn hier, oder was?«
Es war wie immer keine große Überraschung, dass sie sich weder nach Clementine erkundigte noch fragte, wie es Andy so ging. Nach der Geburt hatte Emily sie zwar besucht und ein Geschenk für das Kind mitgebracht: ein sündteures und vollkommen unpraktisches Ensemble aus Mantel, Mütze und Fäustlingen aus Kaschmir (im Juni), aber seither hatte sie sich weitgehend ferngehalten. Andy und sie besprachen Geschäftliches per Telefonkonferenz mit verschiedenen Mitarbeitern und schrieben sich mehrmals pro Tag Mails. Ihre Freundschaft hatte sich merklich abgekühlt. Andy war sich nicht sicher, woran genau es lag: an dem Baby oder an ihrer Weigerung, über das Angebot von Elias-Clark zu reden? Vielleicht war sie ja auch nur überempfindlich, aber irgendwie kam es ihr vor, als habe sich zwischen ihnen etwas verändert.
Max zeigte zur Bar und bedeutete ihr, er sei in einer Minute wieder da.
Andy wandte sich wieder Emily zu. »Hast du das Kleid kürzer und enger machen lassen? War dir dieses Korsett-Wickeldings noch nicht knapp genug?« Die Frage sollte scherzhaft klingen.
Emily fuhr zurück und schaute auf ihren Bauch. »Ist es zu eng? Hat das Spieglein an der Wand falsch gesprochen? Ich fand, es sieht gut aus!«
Andy gab ihr einen Puff. »Schnauze, du siehst super aus, und es spricht nur die Eifersucht aus mir, dem Walfisch mit seinem schwarzen Duschvorhang.«
»Echt? Gut. Habe ich mir schon gedacht, aber man weiß ja nie. Du siehst aber auch schon besser aus.«
»Zu liebenswürdig. Danke.«
»Nein, ganz im Ernst. Dein Busen hat schon fast wieder Normalformat, und die Schuhe von Chloé sind der Hammer.« Emily deutete zu der Menschenmenge. »Ist das hier nicht einfach unglaublich?«
Andy ließ den Blick über die Dachterrasse schweifen. Hell lodernde Flammen in gusseisernen Feuerkörben. Über ihren Köpfen hingen kreuz und quer winzige weiße Lichterketten. Wohin das Auge sah, nichts als schöne, lachende Menschen, die an dem Spezialdrink des Hauses nippten, einem himmlischen Mix aus Tequila, klarem Sirup, frischem Koriander und Zitronensaft. Sie wogten lässig zwischen der dezent beleuchteten Bar und den Sitzgruppen mit ihren tiefen weißen Ledersofas und den Acryltischchen hin und her. Andere Grüppchen standen am Geländer und bewunderten den schier endlosen Rundumblick.
Emily nahm einen Zug von ihrer Zigarette und pustete den Rauch gemächlich aus. Andy war nicht mehr schwanger. Bloß eine – die würde sie schon nicht umbringen. Sie zeigte auf die Packung.
»Willst du auch eine?«, fragte Emily. Andy nickte.
Der erste Zug brannte in der Kehle und schmeckte scheußlich, aber das legte sich bald. »Mein Gott, tut das gut.«
Emily beugte sich zu ihr hin. »Patrick McMullan macht heute Abend hier Fotos. Angeblich
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