Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Einladungen zum Kaffee eingehen, die sie bisher von getrennt lebenden Vätern erhalten hatte. Und hoffentlich würde es eines Tages zwischen ihr und einem von ihnen funken, und statt eine Riesenhochzeit ganz in Weiß, Flitterwochen mit allen Schikanen auf Hawaii und die Einrichtung ihrer ersten gemeinsamen Wohnung zu planen, würden sie einander eben ihre Kinder und ihre Expartner vorstellen, ihre Terminvorgaben abgleichen, ihr altes und ihr neues Leben irgendwie in Übereinstimmung bringen. Es würde anders sein, aber auf seine Weise vielleicht durchaus schön. Die Vorstellung brachte Andy zum Lächeln.
»Was grinst du so?«, fragte Lily.
»Nichts. Ich male mir nur gerade aus, wie das sein wird, wenn ich eines Tages einen Vierzigjährigen mit zwei Kindern und rückläufigem Haaransatz heirate, dessen Exfrau mich fast so sehr hasst wie Max ihn. Unsere Unterhaltung wird sich aus so schönen Wörtern wie Sorgerecht und Umgangsregelung speisen. Wir finden gemeinsame Lösungen für uns als Stiefeltern. Das wird ein Traum.«
»Du wirst eine böse Stiefmutter wie aus dem Bilderbuch«, sagte Lily, stand auf und umarmte ihre Freundin. »Und wer weiß, vielleicht landest du ja auch bei einem heißen Hengst von Anfang zwanzig, der auf rassige Schönheiten der reiferen Kategorie steht …«
»Und auf Kleinkinder …«
»Er hat was übrig für scharfe Mamas, und du hast was übrig für Typen, deren größte Sorge im Leben darin besteht, in den langen, kalten New Yorker Wintern nicht total käsig zu werden.«
Andy lachte. »Ich seh mich direkt vor mir: rassige Mama mit bronzebraunem jungem Lover. Das hätte dir gefallen, Granny, falls du uns hören kannst.«
24
Das wäre alles
500 WÖRTER ! , blinkte es stumm und mahnend in Lila und Grün auf ihrem Bildschirm: Zeit für eine Pause. Andy lächelte, drückte auf »Speichern«, nahm die Kopfhörer ab, die alle anderen Geräusche ausblendeten, und begab sich zur Kaffeepause in den winzigen Bereich, der den anderen von Writer’s Space als Sammel- und Treffpunkt diente. An einem der beiden Zweiertische saß Nick, ein Drehbuchautor aus L.A., der seit Kurzem in der Stadt war, und las etwas auf einem Kindle. Er hatte das Konzept für eine neue halbstündige Comedy-Serie entwickelt, die Riesenerfolg hatte – und arbeitete derzeit an seinem ersten, mit großer Spannung erwarteten Filmdrehbuch. Andy war erst vor ein paar Monaten zu der Bürogemeinschaft dazugestoßen, doch seitdem hatten er und sie bei der Kaffeepause immer wieder mal ein paar freundliche Worte gewechselt, und als er sie in der Vorwoche gefragt hatte, ob sie Lust hätte, sich mit ihm zusammen einen Indie-Film anzusehen, hatte sie – vollkommen überrumpelt – schlicht Ja gesagt.
Was allerdings nicht geradezu elegant über die Bühne gegangen war.
»Du weißt schon, dass ich eine Tochter habe?«, warf Andy ihm an den Kopf, kaum dass er mit der Beschreibung des iranischen Films, den er sich ansehen wollte, fertig war.
Nick warf ihr einen schrägen Blick zu und gackerte los – munter und völlig unbefangen. »Ja, das weiß ich allerdings. Sie heißt Clementine, oder? Erinnerst du dich, du hast mir auf deinem Handy ein Bild von ihr gezeigt aus der musikalischen Früherziehung? Und dann noch eins, das hat dein Kindermädchen gemacht, wo die Kleine im Gesicht total mit roter Sauce bekleckert war? Ja doch, Andy, ich weiß, dass du eine Tochter hast. Sie kann gerne mitkommen, wenn du magst, aber ich bezweifle, dass der Film nach ihrem Geschmack ist.«
Was für ein erzpeinlicher Lapsus. Gefühlte tausend Mal hatte sie Lily und Jill gefragt, wie sie eines Tages einem neuen Verehrer wohl am besten von Clementine erzählen sollte – zu welchem Zeitpunkt, unter welchen Umständen und mit welchen Worten –, woraufhin beide ihr versichert hatten, wenn es so weit sei, werde sie es schon wissen. Aber so was wie das hier hatten sie damit wahrscheinlich nicht gemeint.
»’tschuldigung«, murmelte sie und spürte, wie sie rot anlief. »Das ist für mich gewissermaßen Neuland.« Die Untertreibung des Jahrhunderts , dachte sie. Seit der Scheidung waren nun schon sage und schreibe eineinhalb Jahre ins Land gegangen, und obwohl die Männer ihr seitdem nicht gerade die Bude eingerannt hatten, war sie auf etliche Angebote allein aus Nervosität und Angst nicht eingegangen. Doch bei Nick mit seinem Dackelblick und seinen guten Manieren hatte sie keine Bedenken gehabt, Ja zu sagen.
Und es war ja auch ein echt netter Abend
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