Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
die dazugehörige Story zustande; und Andy feilte stundenlang an einem Vorwort zu der aktuellen Ausgabe, das den Lesern die Sachlage klar und knapp erläuterte, ohne Vorwürfe gegen Olive laut werden zu lassen oder die Braut vor den Kopf zu stoßen, die nun statt ihrer präsentiert wurde. Sie waren alle miteinander ratschkaputt, vollkommen überarbeitet und durchaus nicht sicher, ob ihre Bemühungen auch nur zu einem halbwegs akzeptablen Ergebnis führen würden.
Die Erlösung kam in der zweiten Nacht um ein Uhr morgens – sprich, zehn Uhr abends in Los Angeles – in Form eines Anrufs von Olives PR -Frau, die hoch und heilig versprach, die Hochzeit werde nun doch stattfinden. Weder Andy noch Emily schenkten ihr spontan Glauben, doch die Frau, die genauso hysterisch und am Ende klang, wie sie sich fühlten, schwor bei ihrem und dem Leben ihres Erstgeborenen, am folgenden Nachmittag werde alles wie ursprünglich geplant durchgezogen bis hin zu den Tauben, die beim »Ja, ich will« zum Himmel aufsteigen sollten.
»Wieso sind Sie sich da so sicher?«
»Das würden Sie nicht fragen, wenn Sie Olives Gesicht beim Rückflug nach Santa Barbara gesehen hätten. Um neun geht es mit Frisur und Make-up los. Brunch mit den Brautjungfern um elf, Fotos um zwei, Trauung um fünf, Cocktails um sechs, Empfang von sieben bis Mitternacht, danach Party bis zum Umfallen. Glauben Sie mir, ich bin mir ganz sicher.«
Andys und Emilys Blicke trafen sich über dem Telefonlautsprecher. Emily hob fragend die Brauen, und Andy schüttelte wie wild den Kopf.
»Bin schon unterwegs«, sagte Emily mit einem abgrundtiefen Seufzer. Im nächsten Moment bellte sie Agatha an, die aus ihren glasigen Augen schon über Kreuz guckte, ihr schleunigst ein Ticket für den ersten Flug am Morgen zu buchen und dem Fotografen in Los Angeles Bescheid zu sagen, dass er sich zurück nach Santa Barbara begeben solle. Andy wollte ihr danken, doch Emily hob nur abwehrend die Hand.
»Du würdest es ja genauso machen, wenn du kein Kind hättest«, sagte sie und suchte ihre Siebensachen zusammen, um nach Hause zu fahren und zu packen.
»Ja natürlich«, sagte Andy, war sich da allerdings nicht so ganz sicher. Der Tag und die beiden Nächte im Büro waren die pure Hölle gewesen, und bei der Vorstellung, jetzt noch in einen Flieger zu steigen, wurde ihr ganz anders. Wenn die Entscheidung bei ihr gelegen wäre, hätte sie sich womöglich mit der einfacheren Lösung begnügt und es mit der umgearbeiteten Ausgabe gut sein lassen, aber das gab sie wohlweislich nicht laut zu. Emily tat das Richtige, und Andy war dankbar, dass ihre Freundin den Biss hatte, um das durchzustehen.
Das Chaos mit der erst verworfenen, dann umgearbeiteten und letztlich doch wieder aufgegriffenen Olive-Ausgabe war vermutlich das Einzige, was Andy von dem drohend bevorstehenden Dinner bei Miranda hatte ablenken können; doch sobald Emily bestätigte, dass Olive diesmal tatsächlich erschienen und nunmehr rechtmäßig verheiratet war, konnte Andy an nichts anderes mehr denken. Miranda. Ihre Wohnung. Wer würde noch da sein? Was würden sie besprechen? Essen? Anziehen? Nicht zu fassen – nach all den Nächten, in denen sie als quasi Leibeigene dort verstohlen hinein- und hinausgeschlüpft war, würde Andy mit Miranda am Tisch sitzen . Statt doch noch den Rückzieher zu machen, wie die persönliche Ehre es ihr geboten hätte, holte sie schließlich irgendwann tief Luft und beschloss, sich nicht so kindisch aufzuführen. Es war ja nur ein Abendessen.
Genau das sagte sie sich immer wieder, bis das Taxi schließlich vor dem noblen Gebäude in der Upper East Side hielt und der livrierte Portier sie zügig in den Aufzug verfrachtete. »Sie haben eine Verabredung mit Ms Priestly«, sagte er, was dem Tonfall nach sowohl ein Befehl wie eine Frage sein konnte.
»Ganz recht«, erwiderte Andy. »Danke.«
Sie sah zu Emily hin, die sie mit einem warnenden Blick bedachte, als sei sie die genervte Mutter und Andy das ungezogene Kleinkind.
»Was denn?«, fragte Andy sie stumm. Emily verdrehte nur die Augen.
Im Penthousegeschoss entließ der Portier sie aus dem Aufzug und war verschwunden, bevor Andy sich an sein Bein klammern und ihn anflehen konnte, sie wieder mit nach unten zu nehmen. Emily war genauso durch den Wind wie sie, schien aber eisern entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Vor der Tür blieben sie einen Moment stehen, dann klopfte Emily zart an.
Die Tür tat sich auf, und praktisch sofort
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