Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
erwischen?«
»Was meinst du, wieso ich gerade renne wie angestochen? Auf den Straßen aus Santa Barbara raus war die Hölle lös, und ich bin gerade erst am Flughafen angekommen. Was gibt’s?«
»Du glaubst es nicht, aber ich habe gerade einen Anruf aus dem Büro von Miranda Priestly bekommen.«
»Ach ja?«, fragte Emily und klang nicht die Spur überrascht. Erfreut vielleicht. Aber definitiv nicht überrascht. »Wollte sie dich zum Dinner einladen?«
»Ja. Woher weißt du das?«
Über die Lautsprecheranlage im Hintergrund hörte Andy einen letzten Aufruf zum Einstieg für einen Flug nach Charlotte. »Aber Ma’am, Sie wollen doch gar nicht nach Charlotte«, sagte eine Männerstimme.
»Ich bin scheißspät dran, sehen Sie das nicht? Muss ich wirklich für den Sicherheitscheck meine Sandaletten ausziehen, bloß weil sie Keilabsätze haben? Echt jetzt? Das ist doch voll der Schwachsinn.«
»Ma’am, darf ich Sie daran erinnern, dass die Verwendung von Kraftausdrücken gegenüber einem Angestellten der …«
Emily gab etwas Ähnliches wie ein Knurren von sich und fauchte: »Na schön, da haben Sie Ihre verdammten Sandaletten.«
»Wenn du so weitermachst, bunkern sie dich noch ein«, sagte Andy.
»Tja, also, Mirandas Assistentin hat deswegen auch bei mir angerufen«, nahm Emily den Gesprächsfaden ungerührt wieder auf.
Fast wäre Andy das Telefon aus der Hand gefallen. »Und, was hast du gesagt?«
»Was soll ich schon gesagt haben? Dass wir beide mit Freuden kommen werden. Miranda will dabei offenbar mal vorfühlen, ob wir redaktionstechnisch auf einen Nenner kommen. Es ist ein Arbeitsessen, Andy. Da können wir nicht Nein sagen.«
»Also, ich schon. Ich hab Nein gesagt. Und ihr erklärt, dass ich verhindert bin.«
Es raschelte in der Leitung. Andy machte sich auf einen Wutausbruch gefasst, doch der blieb aus. »Mach dir keinen Kopf«, sagte Emily. »Ich habe gesagt, wir kommen beide und sind gern bereit, über die Zukunft unseres Magazins zu reden.«
»Ja, aber ich habe ihr doch gesagt …«
»Charla hat mir vor ungefähr zehn Sekunden eine SMS geschickt, da hatte sie wohl gerade mit dir telefoniert. Sie hat geschrieben, du könntest nicht kommen, und ich hab zurückgeschrieben, doch, kannst du sehr wohl. Jetzt komm schon, Andy, wir haben ausgemacht, dass wir uns anhören, was sie zu sagen haben. Und überleg doch mal, das kriegt man nicht alle Tage: ein Abendessen bei Miranda! «
Agatha steckte den Kopf zur Tür herein, doch Andy verscheuchte sie mit einer Handbewegung. »Du hast in meinem Namen zugesagt? Du hast mit JA geantwortet?«
»Ach, Andy, jetzt stell dich doch nicht so an! Ich finde, es ist eine total nette Geste, dass Miranda uns zu sich nach Hause zum Essen einlädt. Das macht sie nur bei Leuten, die sie besonders schätzt und mag.«
Andy entfuhr ein verächtliches Schnauben. »Du weißt genauso gut wie ich, dass Miranda absolut niemanden mag. Sie will was von uns, ganz schlicht und ergreifend. Sie will das Magazin, und die Einladung gehört zu ihrer Strategie.«
Emily lachte. »Klar. Na und? Klingt es denn so schrecklich, mit einem Haufen interessanter und kreativer Menschen in einem Wahnsinns-Penthouse an der Fifth Avenue mit Blick auf den Central Park zu sitzen und sich von einem Superkoch verwöhnen zu lassen? Jetzt komm schon, Andy. Da bist du doch auch dabei.«
»Mir ist total mulmig, aber ich kann ja wohl schlecht noch mal anrufen und mich gegen dich stellen, oder? Sollen wir Max und Miles mitnehmen? Was ziehen wir denn an? Sind wir unter uns, oder kommen da noch andere? Ich pack das nicht, Em, echt nicht.«
»Hör mal, ich muss jetzt in den Flieger. Und du, hör auf zu stressen. Ich besorge dir was zum Anziehen, wir kriegen das schon alles geregelt. Im Augenblick konzentrier dich einzig und allein darauf, diese Ausgabe zu retten, okay? Ich rufe an, sobald ich gelandet bin oder auch schon früher, falls der Flieger WLAN hat.« Damit legte Emily auf.
Das gesamte Team arbeitete zwei volle Nächte und den dazwischenliegenden Tag durch, mit sorgsam aufeinander abgestimmten Nickerchen auf einem aufblasbaren Bett in der Abstellkammer und kurzen Duschen in einem nahe gelegenen Fitnesscenter. Emily hing ununterbrochen am Telefon und beschwor die Anzeigenkunden, die nur wegen Olives klangvollem Namen angesprungen waren, sich auch von dem neuen Konzept überzeugen zu lassen; das Art Department holte das Letzte aus sich heraus und brachte binnen weniger als einem Tag ein neues Cover und
Weitere Kostenlose Bücher