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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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schloss er seine Arbeit ab und jemand reichte ihm einen Plastikbecher mit Kaffee. Mann studierte seine Skizzen und Notizen. Tatsächlich hatte er Fundstellen von vierzehn Toten, beziehungsweise deren Überresten, dokumentiert. »Glaubst du, dass du alles hast?«, fragte Ziemann plötzlich neben ihm. Mann nickte. »Allerdings war ich noch nicht auf dem Lokus.« Das Du des Kriminalisten tat ihm gut, es schaffte ein wenig Vertrautheit. »Okay. Dann mach noch die Klos, anschließend werde ich den Laden freigeben, die anderen Kollegen sind auch so weit.« 
    Sein Gesicht war grau, er wirkte zu Tode erschöpft. »Dann geh ich mal auf den Pott«, seufzte Mann. »Bitte entschuldige mich bei meinem Chef, dass ich morgen nicht zum Dienst komme.« »Wer ist denn das?« »Oberstaatsanwalt Manfred Kolthoff.« »Sieh an, sieh an, ein Mann wie Samt und Seide.« Ziemann grinste müde. Mann sparte sich einen Kommentar, weil er nicht wusste, wie Ziemann die Bemerkung meinte. In diesem Moment entstand hinter ihnen Unruhe. Audis, Mercedes und BMWs, schwarze Autos mit stark abgedunkelten Scheiben und Blaulicht auf dem Dach, stoppten vor den Trümmern. Aus jedem der sechs Wagen stiegen vier Männer und liefen ohne zu zögern in die Ruine. Nur einer, ein schlanker kleiner, zäh wirkender Mann mit starren dunklen Augen, gesellte sich zu Ziemann und Mann und sagte leutselig: »Sie sind der Leitende hier? Kripo? Gut. Mannsfeld heiße ich, BMI, wir übernehmen.« »Ich habe noch eine Menge abzuklären«, widersprach Ziemann schnell und hart. »Das haben wir doch alle«, erwiderte Mannsfeld freundlich. »Sie sind draußen, wir sind drin. So einfach ist das. Holen Sie Ihre Leute da raus. Dalli! Klar?« »Wieso treffe ich ständig auf Arschlöcher?«, klagte Ziemann seidenweich. Mann sog scharf die Luft ein und starrte in das Gesicht des Mannes, den Ziemann beleidigt hatte. Der entledigte sich des Problems, indem er freundlich nickte: »Wir sind doch alle Arschlöcher, gelle? Das BMI und das BKA sind jetzt hier, der Generalbundesanwalt kommt gleich. Ein Paar Kumpel vom FBI schauen auch schon um die Ecke. Sie, mein Bester, können heimgehen.« »Geh den Lokus inspizieren«, wandte sich Ziemann an Mann. »Das werden Sie nicht tun!«, die Stimme Mannsfelds war plötzlich beißend. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen!«, bemerkte Mann und spürte Schmetterlinge im Bauch, eine nahezu heilige Aufregung. Er ging zurück in das zerstörte Gebäude. Hinten im Restaurant befand sich eine Tür, die von der Explosion aus den Angeln gehoben worden war. Dahinter ging es rechts durch einen kleinen Flur in die Herrentoilette. Sie war leer. Über den Flur zurück in die Damentoilette. 
    Auch sie schien leer, aber eine der Türen zu den Kabinen ließ sich nicht öffnen, etwas war im Wege. Mann rannte zurück auf die Straße und winkte einem Uniformierten. »Ich brauche jemanden mit einem schweren Hammer oder so was!« »Kommt!«, versprach der Polizist. Dann war dieser Mannsfeld wieder neben ihm und sagte betulich, als seien sie auf einem Betriebsausflug: »Lassen Sie uns reden. Das Spiel läuft nun mal so. Ich habe die Regeln nicht aufgestellt.« Mann spürte die Wut wie einen harten Ball im Bauch. »Ich weiß nicht, ob Sie ein großer Meister sind, welchen Gürtel Sie tragen und ob Sie nachts auf einer Wumme schlafen. Aber ich weiß, dass alle Leute hier seit mehr als einer Stunde wie die Geisteskranken herumwirbeln. Verletzte bergen, Tatortbefund, Spurensicherung. Und Sie kommen daher und erklären: Sie sind draußen, wir sind drin! Halten Sie sich für besser als Ziemann?« »Wir sind zuständig. Das ist das Einzige, was zählt.« »Im Moment bin ich zuständig für jemanden auf dem Damenklo, der vielleicht schon tot ist«, sagte Mann resolut. »Und jetzt bewegen Sie Ihren Arsch gefälligst woandershin und halten Sie mich nicht länger auf!« Verwundert registrierte er: So habe ich noch nie im Leben mit jemandem geredet. Fast beglückt vernahm er, dass Mannsfeld 
    »Blöder Hammel« murmelte. Ein paar Sekunden später näherte sich ein blau uniformierter Jüngling vom Technischen Hilfswerk mit einem schweren Vorschlaghammer und einem langen Eisenhaken. Während Mann mit dem THW-Mitarbeiter im Schlepptau wieder auf das Restaurant zustiefelte, beobachtete er aus den Augenwinkeln, dass ein wichtig aussehender Mann mit hochrotem Kopf auf Ziemann einredete. Und er bemerkte auch, dass sich Ziemanns Leute eindeutig verschüchtert auf dem Gehweg sammelten

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