Die Reise der Jona
Laut.
Cinnabar blickte ihn mitleidig an. »Der Krieg ist vorüber. In unserem neuen Reich wird es für jeden einen Platz geben – selbst für Sie. Selbst wenn Sie es nicht wollen. Morthaner vergeuden nichts.«
Brik schnaubte erneut.
Cinnabar funkelte ihn an. Seine Stimme troff vor Verachtung. »So schnell Ihr Urteil ist, so dumm ist es auch! Sie haben zuviel Zeit bei den falschen Lehrern verbracht. Aber das macht nichts. Ich werde Ihnen eine Welt geben, wo Sie nicht der Untertan von Menschen sind.«
Brik versteifte sich.
Korie verstand den Hintergrund dieser Geste und tat etwas Dummes. Er machte einen Schritt zwischen Cinnabar und Brik. »Lassen Sie das, Mister. Das ist ein Befehl.«
»Sehen Sie?« sagte Cinnabar über Kories Kopf hinweg. »Menschen bestimmen, gegen wen Sie kämpfen.«
»Machen Sie keinen Fehler«, sagte Korie, während er sich zu Cinnabar umwandte und versuchte, seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. »Wir haben einen Bioscan von Ihnen gesehen. Wir wissen, zu was Sie fähig sind.« Er drehte sich wieder zu Brik und fuhr fort: »Hören Sie auf mich, Brik. In diesem Kampf gibt es keine Ehre.«
Brik überlegte, dann entspannte er sich, und Korie atmete auf.
Hodel brach das darauffolgende Schweigen. Er starrte stirnrunzelnd auf den Frontschirm. »Ich glaube, es gibt ein Problem mit der Drachenfürst.«
Korie wandte sich um, und Brik tat es ihm gleich.
Cinnabar starrte über ihre Köpfe hinweg.
Der große Schirm zeigte alles.
Ein heller, roter Lichtschein breitete sich über den Rumpf der Drachenfürst aus. Im Zentrum lag die gigantische Schleuse, in der die Burke verschwunden war. Der Lichtschein wurde heller und weißer. Hodel verringerte die Vergrößerung, und sie konnten ein flammendes Strahlen erkennen, das den gesamten Rumpf des morthanischen Kriegsschiffes einhüllte.
»Sie löst sich auf!«
Ein kaum wahrnehmbares, farbiges Aufblitzen – auseinanderbrechende Fragmente und grauenhafte Energien, die sich plötzlich ausdehnten…
… und dann wurde der Frontschirm weiß. Das Licht war so grell, daß es Korie in den Augen schmerzte.
Einen Moment später wurde der Schirm dunkel – die Frontkameras waren erblindet –, dann schwenkten andere Kameras ein und fokussierten neu. Eine lodernde Gaswolke und blitzende Trümmer trieben an der Stelle auseinander, wo sich eben noch die Drachenfürst befunden hatte…
Hodels Augen waren weit vor Entsetzen und Hoffnung. Tor stand wie gelähmt an ihrem Platz. Jonesy, noch immer verunsichert, verharrte neben ihr. Ein Lächeln breitete sich auf Briks Gesicht aus.
Korie wandte sich zu Cinnabar um.
Der morthanische Assassine war in ungläubigem Staunen erstarrt. Er hielt die Lehne des Kommandositzes so fest umklammert, daß sich der Rahmen verzog. Er öffnete den Mund und atmete mit einem scheußlichen Geräusch ein. Als er die Luft wieder ausstieß, war es ein blutrünstiges Wutschnauben. Sein Schrei schien nicht enden zu wollen. Er erschütterte die Kameras an der Decke in ihren Sockeln.
Korie verspürte einen Augenblick lang Triumph. »Oooh, wie gut das tut!« sagte er zu sich, und ein friedliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Das war für Carol und Timmy und Robby.«
Tor beugte sich über ihre Konsole. »Wir haben alle aktiven Frontsensoren verloren. Ausgebrannt. Die Reserveapparate fahren jetzt hoch…«
Korie konnte seine Schadenfreude nicht verbergen. Sie breitete sich über sein Gesicht aus, als er sich an Cinnabar wandte: »Sie sind nicht der einzige, der es versteht, Fallen aufzustellen. So sieht es aus, wenn man ein Singularitätsfeld innerhalb eines Schiffes invertiert.«
»Sie haben den Fehler gemacht«, stimmte Brik Korie zu. »Sie hätten uns töten sollen.«
Cinnabar hatte sichtlich Mühe, seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen.
»Ja. Es wäre angemessen, diesen Fehler sofort zu berichtigen. Aber dazu ist es noch zu früh. Sie haben vergessen – oder vielleicht erinnern Sie sich nur allzu gut? –, daß sich der dritte Teil des Überlichtantriebs an Bord Ihres Schiffes befindet. Das reicht vollkommen aus. Dieses Schiff wird nach Drachenschlupf gehen. Oberleutnant Tor, setzen Sie einen Kurs.«
Tor rührte sich nicht.
Cinnabar blickte sie an. »Ich gab Ihnen einen Befehl.«
»Ich nehme Befehle nur von meinem Kapitän entgegen.«
»Dafür kann ich mich verbürgen«, sagte Korie ironisch.
Cinnabar stapfte von der Brücke. Langsam, mit einer berechneten Zurschaustellung von Wut, näherte er
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