Die Reise der Jona
blickte kalt und undurchdringlich. Sein linkes Auge verriet sogar noch weniger Emotionen. »Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir sagen möchten?«
Korie wollte verneinend den Kopf schütteln, aber dann änderte er seine Meinung und nickte. Es fiel ihm schwer zu sprechen, und er wußte nicht, ob er wirklich an das glaubte, was er sagen wollte, aber… »Vielleicht ist Ihr Weg der richtige, Sir«, begann er. »Ich weiß es nicht. Aber ich wurde nicht so ausgebildet. Ich lernte Managementtechniken und Teamdynamik als die besten Methoden, Ergebnisse zu erzielen. Wir haben Raumschiffe gebaut, und es sind gute Raumschiffe gewesen. Möglicherweise war sogar dieses hier darunter. Ich dachte immer, wenn sich das Team bei seiner Arbeit gutfühlt, dann geht es ihm auch gut. Der beste Weg, alles unter Kontrolle zu halten, ist, wenn alle stolz sind auf ihre Arbeit. Ihre Methode schließt eine enorme Menge von Haß und Streß und Angst ein. Ich mag sie nicht. Ich habe das Gefühl, daß sie falsch ist. Daß sie schlecht ist. Aber…«, Kories Blicke trafen Hardesty neugieriges Starren, »… ich weiß auch, wie verzweifelt die Situation ist. Ich weiß, daß ich keine Wahl habe. Sie wissen eine ganze Menge mehr über den Krieg als ich, also denke ich, das Beste ist, wenn ich meinen Mund halte und tue, was mir gesagt wird.
Und noch etwas. Dieser Übungsalarm – das hat wehgetan. Ich möchte nicht noch weiter darauf herumreiten, aber… es ist ein unwiderlegbarer Beweis dafür, daß hier an Bord etwas schrecklich schiefläuft, und ich möchte genau wie Sie, daß sich das ändert. Vielleicht sogar noch mehr als Sie, weil meine Karriere auf dem Spiel steht, nicht die Ihre. Und deshalb… in Ordnung, ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist, um dieses Schiff auf Vordermann zu bringen.«
Hardesty blickte Korie noch immer schweigend an und dachte über die Worte seines Ersten Offiziers nach. Dann nickte er bedächtig und nahm den Ordner wieder auf. Er blätterte zur nächsten Seite.
»Die Hälfte dessen, was Sie gesagt haben, ist richtig. Mister Korie, Sie haben verstanden, was falsch läuft – es ist die Mannschaft, die wir trainieren müssen! ›Bring die Mannschaft in Ordnung, und alles andere erledigt sich von selbst‹. Aber Sie dachten, Sie könnten es mit Parties schaffen. Was mit der Besatzung nicht stimmt, das kann nicht durch eine Party behoben werden. Sie wollen, daß die Leute sich gut fühlen? Geben Sie ihnen Ergebnisse. Geben Sie ihnen den Stolz, ihre Arbeit gut gemacht zu haben.« Hardesty legte den Ordner wieder hin. »Wir werden damit beginnen, dieses Schiff bis auf den Rahmen auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Jede Strebe, jede Stütze, jede Niete, jede Leitung, jeder Schaltkreis, jedes Systemanalysemodul, jeder Sensor, jedes verdammte Ding, das überprüft werden kann, wird überprüft. Und dann wird es noch einmal überprüft. Und dann ein drittes Mal, damit wir sicher sind, es die ersten beiden Male richtig gemacht zu haben.
Damit erreichen wir vier Dinge. Erstens haben wir anschließend ein Schiff, das so gut wie neu ist. Eines, von dem wir wissen, daß es funktioniert. Zweitens etablieren wir eine neue Vertrauenslinie, gegen die wir die Systemperformance messen können. Das wäre eigentlich in den letzten acht Wochen Ihre Aufgabe gewesen. Drittens wird die Mannschaft trainiert. Ein Besatzungsmitglied, das eine Maschine mit eigenen Händen auseinander- und wieder zusammengebaut hat, weiß mehr über diese Maschine als die Leute, die die Handbücher geschrieben haben. Und viertens wird es der Mannschaft eine neue Form von Stolz auf ihr Schiff geben, den wir auf andere Weise nicht in ihr wecken können. Eine Besatzung, die jeden Quadratmillimeter ihres Schiffes repariert und neu gestrichen hat, bemalt die Wände nicht mit Graffitis. Sie ist stolz darauf, ihr Schiff sauberzuhalten. Haben Sie eine Frage?«
»Nein, Sir. Ich sehe, daß Sie recht haben.«
»Sie zeigen so einen gewissen Gesichtsausdruck…«
»Ja, Sir. Ich verstehe. Mein Fehler bestand darin anzunehmen, daß es wichtig war, das Schiff so schnell wie möglich wieder flottzumachen.«
»Dieses Schiff?« Hardesty hob eine Augenbraue. »Das ist allerdings eine ziemlich gewagte Annahme. Dieses Schiff ist in seinem momentanen Zustand für die Allianz vollkommen wertlos. Ihre Besatzung weiß das. Sie verfault in ihrer eigenen Scham und ist gleichzeitig entsetzt über den Gedanken, daß Sie das Schiff tatsächlich wieder flottmachen
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