Die Reise der Jona
»Vielen Dank, Leutnant Jones.«
»Äh, ich wußte nicht, daß sie so etwas können«, murmelte er, immer noch nach einer Entschuldigung suchend.
»Die Luxusmodelle schon«, erwiderte Tor trocken.
»Äh, ja. Jetzt weiß ich es auch.«
»Vielleicht sollte man eine Sicherung einbauen«, lachte Tor.
Verlegen hob Jonesy die Hände, als suchte er nach einem Handtuch, aber er genierte sich so, daß er wie angewurzelt stehen blieb. »Beim nächsten Mal passiert mir das nicht mehr. Hm, ich glaube, ich gehe besser und ziehe mir trockne Sachen an«, sagte er nervös und machte, daß er aus ihrer Kabine kam.
Tor schüttelte in leisem Unglauben den Kopf. Konnte irgend jemand wirklich so unschuldig sein? Ihr Lächeln wurde breiter in Erwartung dessen, was noch kommen mochte. Jonesy würde ihr viel Spaß bereiten. »Nächstes Mal?«
Jonesy steckte seinen Kopf noch einmal durch die Tür. »Ach, fast hätte ich es vergessen. Ja, ich würde gerne für Sie arbeiten. Auf der Brücke, meine ich. Das wäre großartig. Danke.« Und dann war er wieder verschwunden.
Tor lachte.
Ja. Jonesy würde ihr viel Spaß bereiten.
Sie mochte ihn schon jetzt.
Die Schiffsmesse
… stank nach säuerlichem Kaffee und muffigen Plätzchen, verbranntem Fett und Plastikkleber.
Reynolds, Cappy, Leen und drei Männer der Schwarze-Loch-Bande hatten sich an einem der Tische ausgebreitet. Einige hatten blaue Flecke und Schrammen. Keiner blickte ausgesprochen glücklich drein. Eine blauhäutige Quilla füllte schweigend ihre Kaffeebecher auf. »Und jetzt?« fragte Cappy. »Werden Sie mit ihm reden oder nicht?«
Leen blätterte durch die Schirme seines elektronischen Notizbuchs und ging eine Rißzeichnung nach der anderen durch. »… hier waren wir, hier auch, und hier – das haben wir noch nicht geprüft…« Er unterbrach sich und blickte zu Cappy. »Erstens: Sie stören mich bei meiner Arbeit. Zweitens: Ich bin heute schon in den Arsch getreten worden.
Drittens: Es würde nicht viel nützen. Viertens: Nein, ich werde nicht hingehen und ihm erzählen, wie Sie darüber denken. Nur für den Fall, daß Sie es vergessen haben: Es ist und bleibt ein Verstoß gegen die Vorschriften. Einen Offizier zu schlagen ist ein noch viel gröberer Verstoß. Wenn er wollte, könnte er Sie vor ein Kriegsgericht stellen – aber wir haben Krieg, und uns fehlen gute Leute. Und außerdem hat Brik einen höheren Dienstgrad. Wollen Sie einen Rat? Strapazieren Sie nicht Ihr Glück. Halten Sie Ihre Nase sauber und Ihren Kopf unten, und suchen Sie nicht noch mehr Ärger.«
»Wir haben ihn kein einziges Mal getroffen«, sagte Cappy. »Wir sind noch nicht mal nahe genug herangekommen.«
»Das hätte mich auch sehr überrascht. Ihr Jungs wißt nicht viel über Morthaner, was?«
»Was müssen wir denn schon wissen? Sie sind groß und häßlich«, redete Beck dazwischen, einer aus der Schwarze-Loch-Bande.
»Genau wie Sie«, entgegnete Leen. »Aber das macht Sie noch lange nicht zu einem Morthaner.«
Allgemeines Gelächter.
»Morthaner gibt es seit mehr als fünfzehnhundert Jahren. Und seit tausend Jahren steuern sie ihre Evolution selbst. Sie betrachten sich als eine Art Maschine. Sie wissen doch, wie gerne wir unsere Ausrüstung frisieren – nun, genau das gleiche machen die Morthaner mit ihren Körper. Sie machen es durch Genetik. Sie schneidern ihre Föten nach Maß. Sie bauen Verstärkungen und Erweiterungen ein. Sie benutzen Drogen, Gehirnwäsche, Indoktrination, Psychotraining und Gott weiß was sonst noch. Sie fangen schon an das Leben eines Kindes zu planen, bevor es gezeugt ist – und wenn irgend etwas anders verläuft als geplant, dann treiben sie den Fötus ab.
Ein morthanisches Kind muß sich seine Bürgerrechte erst verdienen. Wenn es das nicht bis zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag geschafft hat, töten sie es und spülen es in die Toilette.
Sie verschwenden keine Ressourcen auf unproduktive Mitglieder der Gesellschaft.«
»Und was ist mit den Frauen? Wie sind sie?« fragte Armstrong halb im Scherz. Er war in die Messe gekommen, als Leen mit der Beschreibung der Morthaner angefangen hatte.
Leen schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht. Niemand hat je eine morthanische Frau gesehen. Aber es gibt da so eine Theorie…« Beinahe verschwörerisch blickte er in die Runde und fuhr mit gesenkter Stimme fort: »Die Gerüchte behaupten, es gäbe überhaupt keine morthanischen Frauen, nur Krieger. Sie lassen ihre Babys in künstlichen
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