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Die Schuld des Anderen

Die Schuld des Anderen

Titel: Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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entschied Helder. »Am besten, wir versuchen eine einsame Stelle an der Küste anzulaufen. Die Themse wieder hinaufzufahren, wäre viel zu gefährlich - und in vier Stunden wird es hell.«
    Tiger Brown und Clinker nickten schweigend. Es blieb ihnen keine andere Wahl.
    Das Glück war ihnen wenigstens so weit gewogen, als es ihnen gelang, eine verhältnismäßig versteckte Bucht zu finden, in der sie eine Landung wagen konnten. Um fünf Uhr morgens knirschte der Sand unter dem Kiel des Bootes.
    »Was soll aus dem Kahn werden?« fragte Tiger Brown.
    Helder zögerte. Er trennte sich nicht gern von dem Boot, das für ihn fast die letzte Hoffnung darstellte, England unbemerkt verlassen zu können. Aber dann machte er sich klar, daß es im Laufe des Tages doch von der Küstenwache entdeckt würde. Er mußte das Boot opfern.
    Sie drehten es mühsam mit dem Bug zur See, machten das Steuer fest und stellten den Motor auf volle Fahrt. Stumm sahen sie ihm nach. Nach wenigen Minuten war es ihren Blicken hinter einem Regenvorhang entschwunden.
    Helder und seine Begleiter waren bis auf die Haut durchnäßt. Niedergeschlagen machten sie sich auf den Weg landeinwärts. Kein Mensch begegnete ihnen, und nach einer halben Stunde erreichten sie das Dorf Little Clacton.
    Hier trennten sie sich. Jeder von ihnen hatte einen Betrag in der Brieftasche, der ein kleines Vermögen darstellte.
    »Wohin gehen Sie?« fragte Brown.
    »Nach London«, antwortete Helder. »Vielleicht gelingt es mir, mich doch noch zum Kontinent durchzuschlagen.«
    »Gut. Wir werden uns zunächst einen Schlupfwinkel suchen. Auf Wiedersehen also in Amerika - oder im Kittchen!«
    Helder kehrte ihnen den Rücken und machte sich auf den Weg zur Bahnstation. Als er dort ankam, verließ eben ein Güterzug den Bahnhof in Richtung Colchester. Er lief nebenher und schwang sich mit letzter Kraft auf einen der Güterwagen. Seine Zähne klapperten vor Kälte, doch er achtete nicht darauf. Würde ihm die Flucht gelingen?
    Wenn der Zug unterwegs nicht anhielt, mußte er in einer Stunde in Colchester sein - und es war ziemlich unwahrscheinlich, daß er auf kleineren Stationen haltmachte.
    Er hatte richtig vermutet. Nach nicht allzulanger Zeit blieb der Zug vor einem Haltesignal außerhalb Colchesters stehen. Vorsichtig sprang er aus dem Wagen, ging querfeldein und erreichte ohne Zwischenfall die Stadt. Einige Leute, die auf dem Weg zur Arbeit waren, begegneten ihm. Der Morgenwind blies heftig, und Helder war bis auf die Knochen durchfroren. Die Leute würden aussagen, daß sie ihn hier gesehen hatten.
    Etwas später traf er einen Mann, der rasch ausschritt und vor sich hinpfiff. Helder hielt ihn an.
    »Entschuldigen Sie …« begann er. Der Mann wartete und betrachtete ihn mißtrauisch.
    »Wollen Sie sich etwas verdienen?« fragte Helder.
    »Sicher«, sagte der Mann, aber es klang nicht sehr begeistert.
    »Ich hatte eine Havarie an meinem Motorboot«, erzählte Helder, »mußte landen und fünf Meilen querfeldein gehen. Was ich brauche, ist eine Unterkunft und trockene Kleider.«
    »Es gibt genug Hotels in der Stadt«, erwiderte der Mann, doch Helder zerstreute seine Bedenken.
    »Ich möchte aber in kein Hotel gehen. Man soll nicht wissen, daß ich hier bin. Ich habe meine Gründe dafür. Irgendwas Trockenes zum Anziehen genügt mir.«
    Er zog seine Brieftasche heraus und zeigte zwei Fünfpfundnoten.
    Der Mann wurde plötzlich höflicher. »Kommen Sie mit in meine Wohnung.«
    Er führte Helder ein Stück zurück in eine Nebenstraße zu einem einzelnen Haus. »Warten Sie hier im Wohnzimmer, ich sage rasch meiner Frau Bescheid. Sie wird bestimmt einen passenden Anzug für Sie finden.«
    Das Zimmer war nicht geheizt, aber Helder fühlte sich hier ganz behaglich nach dem Aufenthalt im Eisenbahnwaggon und auf freiem Feld. Nach einiger Zeit kam der Mann mit einem Bündel Kleider unter dem Arm zurück. Er breitete alles auf dem Sofa aus.
    »Suchen Sie sich aus, was Sie brauchen. Meine Frau macht gerade eine Tasse Tee für Sie.«
    Er ging wieder hinaus, und Helder zog rasch einen noch recht gut erhaltenen Anzug an, der sein Aussehen vollkommen veränderte. Der Anzug paßte besser, als er erwartet hatte. Er band sich noch einen wollenen Schal um den Hals, und nun konnte man ihn nicht mehr von einem gewöhnlichen Arbeiter unterscheiden. Die Brieftasche und die anderen Gegenstände, die sich in seinem eigenen Anzug befanden, nahm er heraus und suchte noch einmal alle Taschen durch, um nicht

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