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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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Phil hatte sich fast heiser geschrien, aber der Kerl dachte nicht daran, stehen zu bleiben. Geschickt sprang er über zwei Kisten hinweg und verschwand hinter einer Reihe von acht oder zehn Mülltonnen.
    »Kommen Sie heraus«, rief ich hinüber. »Sie haben keine Chance.«
    Das war nichts als Bluff, und der Bursche schien es zu wissen. Er rührte sich nicht. Bei dieser Dunkelheit hatte er auf dem verschachtelten Hof hundert Möglichkeiten zu entkommen.
    Ich stand hinter einem Kasten, der ursprünglich vom an der Straße an irgendeiner Hauswand gehangen hatte. Das Ding war knapp mannshoch, aus Glas und Eisen und vom von einem Gitter roter Leuchtstoffröhren durchzogen.
    »Los, Mann, recken Sie die Arme zum Himmel und kommen Sie ’raus«, rief ich noch einmal.
    Meine Worte verhallten in dem eintönigen Rauschen des Regens, der auf den Hof und auf all das herumstehende Gerümpel prasselte. Hinter mir ragte die schwarze, schmutzige Rückfront eines Mietshauses in den nachtschwarzen Himmel. Von den eisernen Stiegen der Feuerleiter plätscherte das Regenwasser herab und schwappte auf die tiefer gelegene Plattform. Ich lugte über den Kasten.
    Zwischen ihm und den Mülltonnen gab es nichts als Pfützen. Wenn ich hinüber wollte, musste ich fünfzehn Schritt ohne Deckung zurücklegen. Der reinste Selbstmordversuch.
    Bei Phil sah es nicht viel besser aus. Er hockte hinter einer umgekippten, zweirädrigen Karre. Ich konnte ihn kaum sehen, so dunkel war es.
    Ein paar Herzschläge lang stand ich leicht vorgeneigt und verruchte mit zusammengekniffenen Augen die Finsternis zu durchdringen. Bei den Mülltonnen rührte und regte sich nichts. Vielleicht war der Bursche längst woanders?
    Phil musste den gleichen Verdacht hegen. Er machte die Probe aufs Exempel, indem er eine Kugel hinüberjagte. Für eine halbe Sekunde erleuchtete das rötliche Mündungsfeuer sein gespanntes Gesicht. Die Kugel fuhr mit einem lauten »Peng« in eine der Mülltonnen und klatschte drinnen als Querschläger ein paarmal hin und her. Der Deckel der Tonnen schepperte. Das war das ganze Resultat.
    »Mann, wenn Sie nicht herauskommen, decken wir Sie mit Blei ein«, ertönte Phils Stimme.
    Drüben blitzte es auf. Der Glaskasten vor mir zersplitterte mit unheimlichem Getöse. Scherben flogen mir um die Beine. Ein Regen von winzigen Splittern prasselte auf meine rechte Hand. Als ich mit der linken hinfasste fühlte ich warme, klebrige Feuchtigkeit auf dem Handrücken.
    Es wurde Zeit, sich nach einer besseren Deckung umzusehen. Das Eisengestell des Reklamekastens hielt nur noch ein paar kümmerliche Glasscherben fest. Aber sechs Schritte weiter rechts gab es einen Kokshaufen, der für meine Größe ausreichte. Ich zog den Kopf ein und lief hinüber. Der ganze Haufen kam ins Rutschen, als ich mich gegen seine Schmalstelle fallen ließ. In dem knöcheltiefen Schlamm des aufgeweichten Erdbodens rutschten mir die Füße weg. Eiskaltes Wasser lief mir in die Schuhe. Mich packte die Wut.
    »Hände hoch«, brüllte ich über den Kokshaufen hinweg.
    Hinter den Mülltonnen blieb alles ruhig. Ich scharrte und stieß ein paar Koksbrocken beiseite, um einen Einschnitt zu schaffen. Noch bevor ich meine Maulwurftätigkeit beendet hatte, wurden weit vom Schritte laut. Sie hallten durch die Einfahrt, die hinaus auf die Straße führte.
    »Halt! Stehen bleiben!«, schrie Phil.
    Die schemenhafte Gestalt meines Freundes löste sich von dem schwarzen Viereck der umgekippten Karre und verschwand in dem dichten Vorhang des unaufhörlich herabprasselnden Regens. Ich hob den Kopf ein wenig. Bewegte sich da drüben bei den Mülltonnen nicht ein Schatten?
    Ich drückte einmal hintereinander ab. Als der Lärm der Schüsse verklungen war, dröhnte ein höhnisches Gekicher an mein Ohr. Mir stieg die Wut über diesen gespenstigen Gegner wie ein dicker Kloß in die Kehle. Wenn mir in dieser Finsternis kein Treffer gelang, konnten die Chancen des Gangsters nicht viel besser stehen. Man musste es eben riskieren.
    Langsam rutschte ich an dem schrägen Kokshang herab, bis meine linke Hand in den Schlamm patschte. Ich richtete mich auf und machte einen Satz nach vorn.
    Als ich um die äußerste Tonne auf der rechten Seite der langen Reihe bog, krachte etwas höllisch hart gegen mein Schienbein. Ich flog nach vorn und landete mit dem Gesicht in einer Pfütze. Prustend riss ich den Kopf zurück. Im gleichen Augenblick prallte mir ein Gewicht in den Rücken, dass mir das Atmen verging. Ich versuchte,

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