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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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konnte ihm etwas anhaben – außer natürlich man heuerte jemanden wie mich an.
    Laut unseren ältesten Legenden erhielten die Angehörigen des Blutes ihre Macht, ihre Kunst, einst verliehen, um die Bewahrer der Reiche zu sein. Die Juwelen, die manche von uns trugen, fungierten nicht nur als Machtreservoir, sondern zeigten auch an, wie tief – und dunkel – die jeweilige Macht war.
    Es gibt viele Worte, mit denen sich beschreiben ließe, was aus den Angehörigen des Blutes geworden ist. »Bewahrer« gehört nicht dazu.
    Aus eben diesem Grund laufen die Geschäfte so gut für mich.
    Mein Begleiter war ein durchaus attraktiver Mann, wenn man Schweine erotisch fand. Andererseits wählen Huren ihre Kundschaft nicht nach dem Aussehen aus.
    Und Kopfgeldjägerinnen auch nicht.

    »Bin ich also dein erster Mann in diesem Territorium?«, sagte er und tauchte die Finger in die Schüssel mit gefärbten Garnelen.
    Trottel. Ich bin zur Hälfte hayllisch, und die Hayllier sind ein lang lebiges Volk. In meinen Augen ist zu viel Grün, als dass sie rein hayllisch-golden sein könnten, aber die hellbraune Haut und die schwarzen Haare stammten von meinem Erzeuger, dem verfluchten Hurensohn. Anscheinend hatte mein Begleiter jedoch gewisse Vorlieben und wollte lieber so tun, als sei ich noch unberührt.
    Vorsichtig schnitt ich einen der gefüllten Pilze entzwei, die meine Vorspeise darstellten. »Aber nein, Süßer. Noch nicht einmal in dieser Stadt.« Ich lachte, weich und rauchig, und warf ihm einen Blick unter meinen Wimpern hindurch zu. »Vielleicht dein Ururgroßvater.«
    Er stieß ein Grunzen aus, aß eine weitere gefärbte Garnele und leckte sich die Soße auf eine Art und Weise von den Fingern, die er bestimmt für erotisch und anzüglich hielt. »Vielleicht der alte Jozef. Ich bin ihm sehr ähnlich, weißt du?«
    Das bezweifelte ich keine Sekunde lang.
    Er verspeiste die letzte Garnele. Die süßlich scharfe Soße ließ ihm Schweißperlen auf die Stirn treten. Er tupfte sich das Gesicht mit der Serviette ab und sagte mit einem Achselzucken: »Sie machen das Zeug hier zu mild.« Sein Blick wanderte zurück zu meinem Dekolleté. »Ich mag es, wenn mir richtig heiß wird.«
    Ach, Krieger, dachte ich und schenkte ihm ein Lächeln, schon bald bekommst du so viel Feuer, wie du dir nur wünschen kannst.
    Während wir auf den nächsten Gang warteten, stützte ich mich leicht mit den Ellbogen auf dem Tisch ab, legte das Kinn auf die gefalteten Finger und beugte mich vor, um ihm einen besseren Blick auf meine Brüste zu gewähren, die kaum von dem Seidenstoff meines Kleides bedeckt wurden. Es war gut, dass er sämtliche gefärbten Garnelen aufgegessen hatte. Ich hätte nicht gewollt, dass ein Kellnerjunge
die letzte stibitzte und dafür würde leiden müssen.
    Er tupfte sich erneut die Stirn mit der Serviette ab. Der Blick, mit dem er mich bedachte, verriet, dass die Hitze nicht nur von den Krustentieren kam.
    »Du hast dich nun also in einem Haus des Roten Mondes eingemietet?« Er versuchte, nicht allzu aufgeregt zu klingen, doch sein Blick wanderte zu meinen leicht spitz zulaufenden Ohren, dem einzigen sichtbaren Zeugnis des geheimnisvollen Volkes, dem meine Mutter entstammte.
    Meine Ohren machen mich zu etwas Einzigartigem, also zu etwas Kostspieligem, und ich habe obendrein den Ruf, die Allerbeste zu sein. Wenn ich beschließe, mich eine Zeit lang in einem Haus des Roten Mondes niederzulassen, werden schon Wochen im Voraus Termine ausgemacht, was keine andere Hure von sich behaupten kann. Nur die Hälfte dessen, was ich in Schlafzimmern treibe, hat mit Sex zu tun, aber es ist solch ein einfacher Köder.
    »Nein, ich habe mich nicht eingemietet«, sagte ich. »Das hier ist eine Vergnügungsreise. Ich bin nur auf der Durchreise.« Genau das hatte ich ihm bereits gesagt, als ich ihn zum Abendessen eingeladen hatte.
    Er schmollte immer noch und wirkte enttäuscht – weil er mir natürlich nicht geglaubt hatte. Männer von seinem Schlag taten das nie. Da trat ein verschlagender Blick in seine Augen. »Aber du wirst erst morgen früh aufbrechen, oder, Sorrel?«
    »Surreal«, verbesserte ich ihn. Der Bastard wusste ganz genau, wie ich hieß. Er wollte mich nur glauben machen, ich sei zu unbedeutend, als dass er sich an mich erinnerte, damit ich bereit wäre, ihm zu beweisen, dass ich meinem Ruf durchaus gerecht wurde.
    Es sollte mir Recht sein. Ich war gewillt, ihn sein Spielchen spielen zu lassen, da es mir für mein eigenes gelegen

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