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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Mal.“
    „Ach ja. Das letzte Mal. Tut es dir leid, dass du damals deinen Auftrag nicht ausführtest?“
    Marguerite schauderte. „Du darfst nicht so reden! Unser Schutzengel hielt in jener Nacht meine Hand auf.“ Sie berührte leicht den Diamanten, der noch immer ihren Hals zierte. „Sicher rettete sie unser beider Leben.“ Marguerite meinte damit ihre Mutter, der sie nun im Stillen dankte.
    „Dann werden wir zu Ehren deiner lieben Mutter eine kleine Kapelle erbauen, wenn wir zu Hause sind.“
    „Oh ja! Mit Kerzen und einem Fenster aus blauem Glas. Und jedes Mal, wenn ich dort bete, werde ich mich an den Segen erinnern, der mir gespendet wurde trotz meiner Sünden.“
    „Der Segen, der uns beiden gespendet wurde.“
    Marguerite küsste ihn sanft. „Ich liebe dich, Nikolai“, flüsterte sie. „Mit allem, was ich bin, liebe ich dich.“
    „Und ich liebe dich. Das werde ich immer tun, Marguerite, komme, was da wolle.“
    Sie lehnte sich zurück und zeichnete mit den Fingerspitzen liebevoll seine Gesichtszüge nach, liebkoste zärtlich seine Wangenknochen, sein Kinn und seine Lippen. Dann fuhr sie ihm durchs Haar. Ihre Augen waren groß und voller Staunen. Sie schenkte ihm ein Lächeln, so sanft, so voller Glück, und dennoch lag eine seltsame Traurigkeit darin.
    Sie rückte von ihm ab und stand auf. Als sie sich der Reling zuwandte, verspürte Nikolai plötzlich die abwegige Furcht, sie hätte vor, sich über Bord zu stürzen. Er sprang auf und streckte die Hände nach ihr aus. „Marguerite!“
    Sie sah über die Schulter. „Alles in Ordnung, mon amour .“ Während er sie betrachtete, zog sie den Dolch aus der Scheide an ihrem Gürtel. Das graue Licht des aufziehenden Morgens schimmerte auf dem Smaragd und auf der perfekt geschliffenen Klinge. Sie hob ihn hoch und starrte ihn gedankenverloren an. Gerade so, als würde in diesem Augenblick die Vergangenheit nach ihr greifen und stärker sein als das Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie miteinander verband, seitdem sie sich zum ersten Mal in jenem verrauchten Bordell gesehen hatten.
    Doch sie erhob den Dolch in die Luft, nickte und schleuderte die Waffe ins Meer. Glänzend beschrieb sie einen Bogen durch die Luft, bevor sie in die kalten Wellen fiel und verschwand.
    Die Hände auf die Reling gestützt, starrte Marguerite auf die Stelle hinunter, an der der Dolch versunken war. Nikolai trat zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern.
    „Jetzt ist die ‚Smaragdlilie‘ wirklich tot“, sagte sie ruhig. „Ich bin frei.“
    „Von heute an gibt es nur noch Marguerite Ostrowski?“
    „Ja, Marguerite und Nikolai Ostrowski, die etwas merkwürdigen Weinbauern.“
    Nikolai lachte, und Marguerite drehte sich in seinen Armen um und küsste ihn wieder. Ihr Lachen mischte sich mit dem seinen, und sie schmiegten sich in dem kalten Seewind aneinander. „Der Gatte und seine Frau, die sich in der Öffentlichkeit küssen wie ein junges verliebtes Bauernpaar.“
    „Das Paar, das sich in der Sonne liebt und jede Nacht singt!“, rief Marguerite. „Es wird ein schönes Leben werden, nicht wahr, Nikolai?“
    „Oh ja, meine bezaubernde Fee“, sagte er und wirbelte sie immer im Kreis herum. „Das schönste Leben, das man sich vorstellen kann.“

EPILOG
    Die strahlende Sommersonne brannte auf die üppig wachsenden Reihen von Rebstöcken nieder und ließ ihre schweren, gewundenen Ranken smaragdgrün und amethystfarben aufleuchten. Der Duft des fruchtbaren Bodens – erdig, frisch und schwer – vermischte sich mit dem der süßen, prallen Trauben.
    Marguerite kniete neben einem der Weinstöcke, begutachtete die Triebe und schnitt die Blätter. Bis jetzt war es eine gute Saison gewesen. Die Trauben waren dick und saftig, und es hatte weder zu viel noch zu wenig Regen gegeben. Die Ernte in wenigen Wochen würde reichlich ausfallen, und für die kommende Saison durften sie gute Weine erwarten. Weine, die den Geschmack dieses Landes in sich tragen würden, den Geschmack seiner Erde, des Regens und der Sonne. Ihr Land, ihr Wein.
    Ihr Heim und ihre Familie.
    Mit dem kleinen Messer schnitt sie eines der kleineren Blätterbüschel weg und hockte sich dann auf die Fersen, um ihr Werk zu begutachten. Die staubig purpurrote Haut der Trauben platzte fast vor Zucker. Marguerite probierte eine und genoss den süßsauren Saft auf ihrer Zunge.
    Neben ihr unter dem dichten Blätterdach saß Alexandra – Schura gerufen – auf ihrer Decke und wippte vor und zurück, als wollte sie

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