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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dir darüber klar“, sagte
Tim, als sie losfuhren, „dass er dir das Leben gerettet hat? Weißt du
überhaupt, was das heißt? Du wärst elend ertrunken. Das ist manchmal mit 90
noch zu früh, mit sieben ganz bestimmt. Deine Eltern hätten sich zu Tode
gegrämt. Aber du grinst und machst Faxen. Als wäre nichts gewesen.“
    Florian hielt sich an Tims
Gürtel fest. „Späße mache ich immer“, kam die Antwort, „wenn ich traurig bin.“
    „Ach so. Verstehe. Du willst
dich der Trauer nicht stellen. Sie darf gar nicht hochkommen. Bist du traurig
wegen deiner Dummheit?“
    „Du meinst, weil ich ins Wasser
gefallen bin? Nö! Das kann jedem passieren. Ich bin traurig wegen Balduin.“
    „Wer ist das?“
    „Mein Esel. Ein Zwergesel.
Jemand hat ihn gestohlen. Nachts stand er immer in dem kleinen Stall hinter
unserem Haus. Dort hat der Dieb ihn weggeholt. Weißt du, Tim, als ich vorhin an
dem Baumstamm hing und im Wasser trieb — da dachte ich: Wenn ich jetzt
ertrinke, ist es gar nicht so schlimm — weil ich ja Balduin nicht mehr habe.“
    „Das ist Unsinn, Florian. Ich
verstehe dich zwar, weil ich Tiere sehr mag, aber so darfst du nie denken.“
    Der Radweg führte jetzt nicht
mehr am Fluss entlang, sondern kreuzte eine Landstraße. Aus Richtung Plauting
näherte sich ein gelber Mercedes.
    „Du liebe Güte!“, rief Florian.
„Ich glaube, das ist mein Vater. Und ich bin immer noch nass.“
    Tim hielt am Straßenrand.
Florian stieg ab, der Mercedes stoppte und der Fahrer beugte sich aus dem
Fenster.

3. Humphrey wird geraubt
     
    Die Quecksilbersäule des
Thermometers kletterte. Der Hochsommertag stülpte eine sengende Hitzeglocke
über Stadt und Land.
    Inge Petersen duschte schon zum
zweiten Mal. Zum einen, weil sie Frische liebte, zum anderen, weil sie unter
der Dusche besonders gern sang. Und hier im Haus konnte sie aus voller Kehle
das hohe C anstreben, denn die Arzt-Praxis ihres Mannes befand sich nicht unter
demselben Dach, sondern — von Mauer zu Mauer — genau zwölfeinhalb Schritte
entfernt: im so genannten ,Doktorhaus’, einem Nebengebäude.
    Inge stellte die Dusche ab und
trat aus der Kabine. Der Spiegel war beschlagen. Er hätte sonst eine total
nasse Lady von 30 Jahren gezeigt, mit schmalem Gesicht, gut geformter Nase und
braunblondem Haar.
    Sie begann sich abzufrottieren
und öffnete dabei das Fenster.
    Das Badezimmer lag rückseitig.
Bis hin zu einem Weg war da nur der eigene Garten — mit Sträuchern und alten
Bäumen.
    Inge blieb noch am Fenster,
trällerte, betupfte ihr Gesicht und ließ jetzt das Handtuch sinken.
    Ihre Augen weiteten sich. Was
sie sah, lähmte die Stimmbänder. Wie abgeschnitten verstummte der Song.
    Aber das störte den Typ nicht.
Vielleicht hielt er die musikalische Darbietung für ein Produkt aus dem Radio.
    Genau konnte Inge ihn nicht
erkennen. Er stand bei der hinteren Pforte, die er geöffnet hatte, außerdem
unter der Schirmulme, also im tiefsten Schatten. Zum Teil verbargen ihn Zweige.
    Dass er einen Jeans-Anzug trug
nebst passender Mütze, das sah Inge. Und... dass er Humphrey, das schwarze
Katerchen, in einen Sack steckte.
    Humphrey wehrte sich. Er schlug
mit den Tatzen. Er schrie. Aber der Kerl hatte ihn im Genick gepackt. Und jetzt
verschwand Humphrey im Sack.
    „Stehen bleiben!“, schrie Inge.
„Lassen Sie unseren Kater los! Sie! Ich rufe die Polizei!“

    Wahrscheinlich war das ganz
falsch. Denn es machte dem Tierfänger Beine. Mit geschultertem Sack stürmte er
durch die Pforte. Nur noch einmal tauchte er in der Lücke der Hecke auf.
    Mein Gott! Inge klammerte sich
an der Fensterbank fest. Dann wollte sie hinausstürmen und den Unbekannten
verfolgen. Aber so, wie sie war, ging das nicht.
    In der Diele machte sie kehrt.
Fahrig streifte sie den weißen Tennisanzug über, den sie manchmal im Haus trug.
Die Zeit, in Schuhe zu schlüpfen, nahm sie sich nicht. Barfuß stürmte sie zum
,Doktorhaus’ hinüber.
    Dort war die
Vormittagssprechstunde gerade beendet. Vorhin noch hatte Inge ihrem Mann in der
Praxis geholfen — als MTA, medizinisch-technische Assistentin, zu der sie sich
hatte ausbilden lassen. Jetzt saß Klaus vor seinem Kartei-Computer und runzelte
angestrengt die Stirn, weil er mit der elektronischen Speicheranlage noch nicht
richtig klar kam.
    Und Tim, der jugendliche Gast
in ihrem Haus, war leider nicht da. Tim war zur Stadt gefahren.
    „Klaus! Ein... ein Tierfänger.“
Ihre Stimme versagte. „Er... hat Humphrey... draußen auf dem

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