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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sei für Fahrzeuge aller Art. An
der Schichtholzbank, die mit einer Plastikplane vor Regen geschützt war, lehnte
ein Herrenrad.
    Der Kastenwagen hielt und Hugo
Sellig stieg aus.
    Auch wenn man nichts von seiner
Fahrweise wusste, fiel es schwer, ihn zu mögen. Er war ein knochiger
Mittdreißiger mit wildem, bösem Gesicht. Er wirkte ständig gereizt, als würde
er gleich zubeißen. Ein v-förmiger Haaransatz ragte tief in die Stirn: ein
schmutziges Blond, das zu den farblosen Augen passte. Er knirschte oft mit den
Zähnen.
    „Heh, heh!“, rief er. „Sammelst
du Pilze?“
    Hinter der Schichtholzbank
schraubte sich eine Gestalt in die Höhe: Jeans-Anzug und ein hartes, bleiches
Gesicht unter der Mütze aus gleichem Material.
    „Ist wer in der Nähe?“
    „Kein Aas. Hast du
Schwierigkeiten?“
    Die Gestalt trat hervor.
„Beinahe wäre es schief gegangen. Ein weißes BMW-Coupé hat mich verfolgt, aber
Satan hat mir geholfen. Er hilft mir immer. Ich konnte mich verstecken.“
    „Immer!“, nickte Sellig. Er
beugte sich vor, öffnete die Arme — als erwarte er eine gebratene
Zwei-Zentner-Taube — und stierte zu Boden. „Heil dir, Satan! Sei immer mit
uns!“

    „Ich habe ihm schon gedankt.“
Die Gestalt nahm die Jeans-Mütze ab. Dünnes feuerfarbenes Haar fiel bis auf die
Schultern. Eine Frau! Claudia Sellig, Hugos bessere Hälfte.
    „Zwei habe ich“, sagte sie.
„Einen kleinen Mischlingsköter. Dem musste ich die Schnauze zubinden. Der
schwarze Kater, das Mistvieh, hat mich gekratzt.“
    Sie zeigte ihrem Mann drei
blutige Schrammen am Unterarm.
    Er fand kein Wort des
Mitgefühls, sondern holte die reißfesten Säcke hinter dem Schichtholz hervor.
    In dem einen zappelte der
kleine Hund. Humphrey stieß klagende Laute aus.
    „Der Oberpriester wird sich
freuen“, sagte Sellig durch die Zähne. „34 Tiere haben wir jetzt. Noch nie
wurden Satan so viele Opfer gebracht. Dafür verleiht er uns unerschöpfliche
Macht. Wir werden die Erde beherrschen.“ Claudia nickte. Sie hatte schwarze
Augen, die seltsam starr wirkten — wie bei einem Reptil, das auf Beute lauert.
    Sellig öffnete die Hecktür des
Kastenwagens und warf die Säcke hinein. Auch für Claudias Rad war Platz.
    „Wir sollen anrufen“, meinte
er. „Vorn an der Bushaltestelle ist eine Telefonzelle. Los, beeil dich!“
    Claudia trödelte zwar nicht,
hatte aber Walderdbeeren entdeckt und pflückte. Erst als sie 13 hatte, hörte
sie auf. Die 13 war ihre magische Zahl. An einem 13. — das wusste sie — würde
ihr eines Tages Satan persönlich begegnen.
    Aus der Hosentasche zog sie ein
Papiertaschentuch. Zwölf der Erdbeeren schob sie sich in den Mund. Die 13. —
dunkelrot und vollreif — zerdrückte sie auf dem Papiertuch.
    „Dies“, sagte sie dumpf, „sei
der Blutstropfen eines Erhenkten.“
    Hugo nickte. Natürlich wusste
er, was seine Frau damit bezweckte. Ist es doch eine alte Satansregel: Wer ein
Läppchen mit dem Blutstropfen eines Hingerichteten bei sich trägt, ist sicher
vor seinen Feinden — sicher vor Verfolgung und Festnahme. Immerhin bestand ja
die Möglichkeit, dass das weiße Coupé wieder auftauchte.
    „Gut, Claudia. Aber Erhenkte
sterben an Luftmangel, fällt mir ein, nicht an Blutverlust.“
    „Er wurde hingerichtet. Nur das
zählt. Dabei hatte er Nasenbluten.“
    „Ja, das geht.“
    Sie stiegen ein und fuhren los:
stadtwärts. Niemand wartete bei der Bushaltestelle. Der Überland-Bus kam hier
nur zweimal täglich vorbei.
    Hugo stoppte neben der
Telefonzelle.
    Claudia blieb auf dem
Beifahrersitz, kurbelte aber das Fenster auf, um mitzuhören. Ihr Mann hielt die
Zellentür mit dem Fuß offen und wählte eine siebenstellige Nummer.
    „Unternehmen Otto Glänzer“,
meldete sich eine weibliche, ziemlich junge Stimme.
    „Sellig spricht“, sagte Hugo.
„Geben Sie mir den Chef, Petulia.“
    „Augenblick.“ Glänzers Helferin
stellte durch.
    Otto Glänzer, wie er bürgerlich
hieß, hatte als Oberpriester der Satans-Sekte Babylon den allerobersten Herrn
und Gebieter persönlich eingeschaltet, um seine Telefonanlage vor dem Mit- und
Abhören zu schützen. Delirius, der 777. Oberpriester, was Glänzers wahres ,Ich’
war, würde bald der mächtigste Mensch dieser Erde sein. Das behauptete Glänzer
von sich.
    Jetzt meldete er sich mit
mittagsmüder Gähnstimme. Die übliche Schärfe wurde gemildert durch eine Portion
Vanille-Eis, an der er gerade lutschte.
    „Sellig spricht, hoher
Priester. Wir haben zwei weitere Opfertiere.

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