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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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schluchzen. »Ich werde gegen euch kämpfen … Ich werde es bis zu den Särgen schaffen, und dann ist alles überstanden …«
    Der Raum fing an, sich vor seinen Augen zu drehen; er wußte, daß er im Sterben lag. Das Entsetzen hatte die Blutung an seiner Schulter zum Stillstand gebracht.
    Er fiel auf den Rücken und schlug mit dem Kopf gegen den Steinboden. Die Dunkelheit um ihn her nahm ab und wieder zu. Einen Augenblick lang befand er sich in einem Dämmerzustand, dann sah er wieder alles scharf. Verzweifelt schrie er: »Ihr Mistkerle, mußtet ihr unbedingt auch sie töten?«
    Dann erinnerte er sich an die Sarkophage: der eigentliche Grund, warum er überhaupt hierhergekommen war – drei Wochen zuvor. Die hermetisch verschlossenen Pharaonensärge, welche die Antworten auf alle Rätsel enthielten. Drei schreckliche, ja verhängnisvolle Wochen lagen hinter ihm. Davor – vier ereignisreiche Monate, seitdem alles angefangen hatte, und mit jeder Sekunde war er diesem unglaublichen Augenblick unausweichlich näher gerückt; dem Augenblick, in dem er herausfinden würde, wer hier begraben lag und warum das Geheimnis dieser Toten so sorgsam, mit so furchtbar viel Mühe gehütet worden war …

Eins
    »Das Sexualverhalten der alten Ägypter war einzigartig und läßt sich mit Verhaltensmustern der heutigen Gesellschaft in keiner Weise vergleichen. Die Weisheitsbücher der alten Ägypter predigten Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit in einer Art und Weise, die zuweilen an urchristliches Gedankengut erinnert; die Totenbücher listeten die Sünden auf, für die einem Menschen das Recht auf das Himmelreich verwehrt werden konnte, aber Fragen der Sexualmoral waren niemals ein Thema der Auseinandersetzung. Das heißt jedoch nicht, daß die alten Ägypter wahllose Geschlechtsbeziehungen toleriert hätten, denn wir wissen, daß Ehebruch allgemein verurteilt und bestraft wurde. Doch entsprang diese Haltung nicht sittlichen Grundsätzen wie in unserer vom Puritanismus geprägten Gesellschaft, sondern der Notwendigkeit, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Mit anderen Worten, Mark Davison, du redest mal wieder das übliche Blech.« Mark nahm den Daumen vom Aufnahmeknopf seines Diktiergerätes und schaute einen Augenblick lang aus dem Fenster. Vor ihm erstreckte sich bis zum dunstigen Horizont der tosende Pazifik. Unter dem Boden seines auf Holzpfählen errichteten Strandhauses donnerte die Brandung gegen die Felsen und ließ das ganze Haus erzittern. Mark führte das Mikrofon wieder an die Lippen und diktierte leise: »Streichen Sie diesen letzten Absatz. Er ist miserabel.«
    Nach einem letzten finsteren Blick auf den Ozean nahm Mark Davison sein leeres Glas und ging zur Bar hinüber, wo er sich einen Schuß Bourbon mit Eis einschenkte. Im Wohnzimmer wurde es zunehmend dunkel und trostlos, aber Mark schaltete das Licht nicht ein.
    An diesem Nachmittag hatte es in Marks Leben eine entscheidende Wende gegeben. Leider nicht zum Besseren. Schuld daran war der Anruf von Grimm, diesem Mistkerl. Passender Name, Grimm.
    »Bedaure, Mark«, seine Stimme hatte geklungen wie die eines Roboters, »sie haben gegen dich gestimmt. Es tut mir aufrichtig leid. Aber ich versichere dir, daß …«
    Mark Davison hatte gar nicht mehr weiter zugehört. Grimm redete irgend etwas von wegen »du kannst ja deine Dozentenstelle behalten, und wenn vielleicht nächstes Jahr ein Lehrstuhl frei wird … bla, bla, bla …« Alles, was für Mark im Moment zählte, war der letzte, vernichtende Urteilsspruch, der am Ende von zwölf Monaten stetig gestiegener Hoffnungen stand. Als er an diesem Morgen mit Blick auf einen strahlenden, tiefblauen Februarhimmel aufgestanden war, hatte sich der sechsunddreißigjährige Ägyptologe Dr. Mark Davison ganz sicher gefühlt, daß er auf den Lehrstuhl berufen würde. Und noch gestern abend – Herrgott, erst gestern abend noch! – hatte Grimm hier auf diesem Sofa gesessen und gemeint: »Das kann ich dir sagen, Mark, der Lehrstuhl ist dir sicher. Es gibt keinen einzigen im Verwaltungsrat, der gegen dich stimmt.«
    Und dann: Peng!, dieser unpersönliche Anruf, und für Mark Davison war eine Welt zusammengebrochen.
    Er stürzte den Rest seines Drinks hinunter und schenkte sich nach, während er unverwandt auf den grollenden, dunklen Ozean starrte.
    Mark dachte an den noch nicht fertig diktierten wissenschaftlichen Artikel für die Fachzeitschrift. Dann dachte er an die Jahre, die vor ihm lagen, und an die Hunderte von

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