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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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davonkommen lassen würde.
    Nachdem Farnese die Leute auf dem Platz eine Weile beobachtet hatte, hob er die Hand. Ein blonder Mann, der für ihn übersetzen sollte, trat zu ihm, aber Farnese schickte ihn mit einer Kopfbewegung fort. Er konnte genug Flämisch, um direkt zu den Bürgern der besiegten Stadt zu sprechen.
    «Ihr Leute von Oudenaarde, hört mir zu», erschallte kurz darauf seine Stimme. «Die Stadt ist wieder in der Hand eures rechtmäßigen Königs. Den Schöffenrat, der euch zum Ungehorsam gegen die Krone verführte, erkläre ich für abgesetzt. Vom heutigen Tag an werden keine Ketzergottesdienste mehr innerhalb der Stadtgrenzen geduldet. Die Kirchen werden wieder für die heilige Messe nach römischem Ritus geweiht. Orden, die vor den Gräueln der ketzerischen Geusen geflohen sind, erhalten Gebäude und Privilegien zurück. Eure Zünfte, Bruderschaften und Gilden werden als Buße mit ihrem Vermögen dafür bürgen. Andernfalls sollen sie laut königlichem Erlass aufgelöst und ihre Angehörigen mit dem Tode bestraft werden.»
    Einige Männer, die den vornehmeren Familien der Stadt angehörten, fingen an zu murren. Ein scharfer Blick aus Farneses dunklen Augen ließ sie verstummen. Farnese atmete tief durch, dann fuhr er fort zu sprechen. Seine Miene blieb dabei gleichmütig, während sein Ton an Schärfe zunahm.
    «Offensichtlich waren die Verfahren der heiligen Inquisition und die Strafgerichte meines Vorgängers Herzog von Alba nicht das Richtige, um euch Niederländern, Gehorsam beizubringen. Aber glaubt mir, ihr werdet wieder lernen, treue Untertanen König Philipps zu sein! Ich habe Mittel und Wege, euch zu zeigen, wem Achtung gebührt und wem sie versagt bleiben muss.» Ein kaltes Lächeln trat auf sein Gesicht. «Diese Medizin schmeckt bitter, aber sie wirkt.»
    Ein irres Gelächter unterbrach ihn. Es kam von Osterlamm, der sich die Amtskette über die Handgelenke gelegt hatte und damit rasselte. «Verflucht sei jeder, der sich der spanischen Gewalt beugt», brüllte er mit zornrotem Gesicht. «Soll doch der König von Spanien über sein eigenes Land herrschen, uns hat er nichts mehr zu sagen. Und der Teufel in Rom auch nicht. Wir werden der Union von Utrecht treu bleiben, bis uns Prinz Wilhelm von Oranien zu Hilfe kommt. Er wird dich und deine Truppen in die Nordsee treiben, wo ihr hingehört.»
    Osterlamm hatte schnell gesprochen, doch Farnese hatte ihn sehr wohl verstanden. Eine Zornfalte erschien auf seiner Stirn. Rasch flüsterte er seinem Schreiber, einem hageren Burschen, der eine wurmstichige Aktentruhe unter dem Arm trug, etwas ins Ohr, woraufhin der Mann ein Papier ausrollte und mit lauter Stimme Namen aufzurufen begann: «Lodewijk Helinck, Antoon de Moor, Karel Verleyen», hallte es weit über den Platz.
    Die Genannten, vornehmlich Ratsherren und einflussreiche Kaufleute, erbleichten. Unruhe ergriff die Menge. Köpfe wurden geschüttelt, Verwünschungen ausgestoßen. Nur zögerlich setzten sich die Männer in Bewegung, um vor den Statthalter zu treten. In der Nähe des Podests wurden ihnen Fesseln angelegt. Die Männer blickten sich entsetzt um, leisteten aber keinen Widerstand. Ihre Gefangennahme konnte nichts Gutes bedeuten. Ein Blick auf den Bürgermeister, der nun ebenfalls in Ketten gelegt wurde, genügte.
    «Ludovicus van Keil, Clement Dekens, Jan Cabooter», fuhr der Ausrufer fort.
    Einige Bürger, die befürchteten, ebenfalls auf der Liste zu stehen, versuchten, sich heimlich davonzustehlen, doch eine Flucht war aussichtslos. Das Gewirr kleiner Gässchen, das sich hinter dem alten Boudewijnturm auftat, lud zwar dazu ein, unterzutauchen, wurde aber zu gut bewacht. Die spanischen Soldaten hatten Absperrungen errichtet und trieben jeden Stadtbewohner, der zu entkommen versuchte, mit Schlägen und Tritten auf den Rathausplatz zurück. Dort wurden sie von ihren Nachbarn beschimpft. Sollte ein Blutbad vermieden werden, musste das Volk dem Statthalter gehorchen.

    Griet Marx stand weit hinten im Gedränge. Eingepfercht zwischen schwitzenden Leibern, bekam sie kaum Luft. Neben ihr stand ihr Schwiegervater Frans, der krank war und sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt. Sooft der Schreiber den Mund aufmachte, um einen Namen in die Menge zu rufen, bemerkte sie, wie der Alte erschrocken zusammenfuhr. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Griet sprach ihm leise Mut zu, fühlte sich aber selbst vollkommen hilflos. Frans Marx war Teppichweber, über viele Jahre war er allerdings

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