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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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und keine Stadt in den Sternen reichten aus, um dieses unvollkommenste aller Lebewesen zur Vernunft zu bringen! Er stand auf, ging durch sein großes Büro und schaute auf das Lesegerät. Die ersten Seiten der Doktorarbeit von Nail McMan waren noch immer geöffnet. Es war die beste und gefährlichste Arbeit über eine mögliche Rückkehr zur Erde, die Dr. Ragano je gelesen hatte.
    Plötzlich meldete sich sein Kommunikator. Eine weibliche Stimme meldete ihm: »Die technische Überprüfung der Meteorabwehrgeräte hat einen klaren Sabotagefall ergeben«.
    Dr. Ragano zuckte zusammen. »Sabotage?« fragte er tonlos.
    »Ja, in der Hauptbatterie auf der Monte-Rosa-Spitze fehlen drei Levitan-Spulen ...«
    »Danke«, sagte Dr. Ragano leise. Ein eisiger Schauer lief über seinen Rücken.
    *
    Grinsend deutete der spindeldürre Mann auf die Kapsel. Er lief ein paar Schritte nach vorn und klopfte mit seinen dünnen Fingern gegen die Außenhülle des Kegels. »Ziemlich häßlich«, lachte er, »und gut zweihundert Jahre alt.«
    Er deutete auf das kleine Plastikschild an der Seite der Kapsel.
    »Gemini 9, mit Tom Stafford und Eugene Cernan am 3. Juni 1966 gestartet und am 6. Juni 1966 nach siebenundvierzig Erdumkreisungen wieder gelandet. Und alles ohne Levitan-Spulen ...«
    »Wo haben Sie das her?« keuchte Nail McMan. Sie hatten ihn aus dem Raum an der Spitze des Hirli abgeholt und in die muffigen Verliese unterhalb der ehemaligen Raumstation Palmyra gebracht. Fast fünfzig Männer und Frauen mit Levi-Lepra umringten Nail und den spindeldürren Mann.
    »Aus dem historischen Museum des Levitanismus«, grinste der dünne Mann, »das Ding stand im Archiv und schien uns für unsere Zwecke ausgezeichnet geeignet.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Glauben Sie an das, was Sie in Ihrer abgelehnten Doktorarbeit geschrieben haben?« fragte der dünne Mann sofort zurück.
    Nail McMan zögerte. Mit einemmal verstand er. Ohne es eigentlich zu wollen, nickte er – erst langsam, dann immer stärker. Eine seltsame Erregung hatte ihn erfaßt. Er fühlte, daß seine Handflächen feucht wurden. Seine Stimme versagte. Hastig blickte er sich um.
    Sie sahen ihn alle an. In ihren Augen erkannte Nail McMan Bewunderung, Hoffnung und Angst. Und plötzlich schämte er sich. Er war der Gruppe der Tafelrunde beigetreten, weil er beweisen wollte, daß er mit seiner Doktorarbeit recht gehabt hatte. Nicht einen einzigen Augenblick hatte er jedoch daran gedacht, daß seine Forschungsergebnisse einen praktischen Wert haben könnten.
    Plötzlich bildete sich eine Gasse zwischen den Kranken. Zwei junge Männer mit breiten, muskulösen Rücken führten Peter Reanny direkt vor die Kapsel.
    »Nun – habe ich Ihnen zuviel versprochen?« lächelte der dünne Mann. Reanny warf Nail McMan einen giftigen Blick zu. Er knirschte mit den Zähnen, dann ging er bedächtig auf die lächerlich klein wirkende Gemini-Kapsel zu.
    »Und damit sollen unsere Vorfahren in den Weltraum hinausgeflogen sein?« fragte er zweifelnd.
    »Sie wagten sich doch auch mit winzigen Kähnen aufs Meer hinaus«, sagte der dünne Mann, »das dürfte mindestens ebenso gefährlich sein.«
    Peter Reanny nickte. Er hatte noch immer Mühe, die fremd klingende Sprache der LEVITAD-Bewohner zu verstehen. »Also gut«, sagte er, »wann starten wir?« Er sah Nail McMan fragend an.
    Für den schmalen, ernsten Mineralologen kamen diese Aussichten auf Bestätigung seiner Theorien jedoch viel zu überraschend. Panik ergriff ihn. Er wollte weg. Doch plötzlich fühlte er Finger auf seiner Schulter.
    »Sie sind unsere Rückversicherung«, sagte der dünne Mann, »oder glauben Sie etwa, daß Sie zu Ihrem Vergnügen hier sind?«
    »Ich – ich soll mit dieser Kapsel ...«
    »Kidnapping – diesmal anders herum«, lachte Peter Reanny dröhnend, »jetzt fehlt eigentlich nur noch das Mädchen!«
    Der dünne Mann hob bedauernd die Schultern. Erblickte verlegen zu Boden.
    »Was ist – kommt sie nicht mit?«
    Der Dünne schüttelte den Kopf. »Es geht nicht. Mona de Fries ist leider unserem Einflußbereich gewaltsam entzogen worden. Die offiziellen Stellen dieser Stadt haben sie festgesetzt ...«
    »Dann gehe ich auch nicht«, stellte Peter Reanny fest. Der Inselfarmer kratzte sich an seinem Bart. »Zwei Esser mehr auf Semisopochnoi kann ich nur akzeptieren, wenn ich eine entsprechende Gegenleistung bekomme. Murray und Wilson konnten wenigstens zupacken, während ihr meine letzten Medikamente verbrauchen werdet.«
    Er hatte sich

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