Die Sternenkrone
dem Blassen ins Freie.
Draußen hielt das goldene Tageslicht noch immer an. Zwei große Zugmaschinen rollten gerade ein. Amorys neuer Bekannter blieb in der Nähe des Eingangs stehen.
»Sehen Sie sich den Himmel an; dort drüben, wo es dunkel ist. Können Sie eine Art Licht auf den Wolken sehen?«
Amory kniff die Augen zusammen und machte einen schwachen Lichtpunkt aus. Er wirkte wie die Reflektion eines Lichts, das von unten kam. Als er ihn musterte, schien er seine Position leicht zu verlagern, als würde sich die Quelle der Reflektion auf dem Boden bewegen.
»Glauben Sie, Sie könnten zu dem Licht dort rüberfahren?“
»Klar, wenn die Straße dahinführt. Was ist es, eine Ortschaft?«
»Alle Straßen führen dorthin ... Nein, der Hauptankunftspunkt für dieses Gebiet. Ich müßte eigentlich dort sein, aber ich mache einen Rundflug, um die Neuankömmlinge zu kaschen, die ich verpaßt habe.« Er gab Amory mit einer Geste zu verstehen, daß er ihm um die Hausecke folgen solle. »Es werden nämlich immer mehr und mehr. Früher wurde noch jeder einzeln in Empfang genommen, aber ...« Er öffnete in einer hilflosen Geste seine Hände. »Jetzt können wir uns nur noch um die aktiven Fragesteller kümmern. Sie werden es bald raushaben, wie man sie erkennt; sie sind ganz anders, Leute wie Ihr Freund erregen keine Aufmerksamkeit. Sie sind zufrieden. Kann sein, daß er nach einer Weile auch Hilfe braucht, aber das dauert noch etwas. Jedenfalls brauche ich deswegen Ihre Hilfe.«
»Meine Hilfe? Was meinen Sie damit?«
»Ach, Sie fahren nur herum, bis sie jemanden wittern, der Beachtung braucht. Dann halten Sie an und reden mit ihm. Um die, die zufrieden wirken, brauchen Sie sich nicht zu kümmern.«
»Soll das heißen, Sie wollen Ihren Job an mich delegieren?« fragte Amory ungläubig.
»Oh, es ist nur ein kleiner Teil, das versichere ich Ihnen. Für mich bleibt noch genug zu tun. Ah, hier ist mein Wagen.«
Sie hatten einen kleinen Parkplatz für Personenwagen erreicht; der Mann deutete auf einen kastanienbraunen BMW, der Amorys eigenem Wagen sehr ähnlich sah, und zückte seine Schlüssel.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, daß wir uns ähnlich sind. Hier ...« Bevor Amory sich widersetzen konnte, hatte er die Schlüssel in der Hand. »Sie können ihn geschenkt haben.«
»Warum? Was hat das alles zu bedeuten? Ich will ihn nicht.«
»Natürlich wollen sie ihn. Dann wird alles viel bequemer, zumindest am Anfang. Und mir macht's nichts aus. Hier kriegt man alles, indem man es sich wünscht – auf die richtige Weise.«
»Häh? Sie meinen ... Ich kriege alles, was ich mir wünsche?«
»Ja. Praktisch alles. Ausgenommen lebendige Menschen. Versuchen Sie's doch mal.«
»Ich soll mir etwas wünschen?«
»Ja.«
Amory stand verblüfft da und stellte zu seiner Überraschung fest, daß er einen Wunsch hatte. Er wünschte sich einen Hund. Einen Hund, wie er ihn als Kind gehabt hatte, einen schwarzen Labrador. Er wünschte sich einen, und er kam sich blöd dabei vor, den Wunsch zu formulieren. Im letzten Augenblick kam ihm der Gedanke, sich Dory herbeizuwünschen, wie er ihn bekommen hatte; nicht den alten Hund, zu dem er geworden war.
Nichts passierte.
Und dann fegte plötzlich ein dunkler Schatten um die Ecke – und blieb stehen, um zu pinkeln. Genauso, wie es Dorys Art gewesen war. Dann lief er auf Amory zu. Obwohl er davon überzeugt war, daß es sich bei dem Ding um ein Phantom – ein Produkt seiner Phantasie – handelte, konnte Amory, als der Hund real und lebhaft näher kam, nicht anders, als die Hand auszustrecken. Dann kniete er sich hin, um die vertraute, begeisterte Begrüßung des Tieres entgegenzunehmen. Seltsamerweise empfand er ein Gefühl von Wohlbehagen.
Der Mann neben ihm lächelte. »Hübsches Tier.«
»Yeah ...« Amory stand auf und klopfte seine Knie ab. »Sitz, Dory.«Dory saß.
»Sehen Sie?« Der Stellvertreter des Todes zog sein dunkles Jackett aus. Er schaute einen Augenblick lang mit einem seltsamen Blick beiseite, als müsse er sich konzentrieren. Kurz darauf wuchsen lange, dunkle Schwingen aus seinem Rücken und entfalteten sich, »Nun, dann machen Sie mal«, sagte er zu Amory.
»Warten Sie!« schrie Amory. »Was soll ich den Leuten denn erzählen? Sie haben mir doch gar nichts gesagt!«
Die Schwingen schienen noch größer zu werden. »Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß«, sagte der Mann. »Und das ist alles, was ich von dem erfahren habe, der mich rekrutiert hat.«
Er
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