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Die Stille zwischen den Sternen

Die Stille zwischen den Sternen

Titel: Die Stille zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Banscherus
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»Du hast sie gebaut, daran gibt es keinen Zweifel. Aber es ist ja zum Glück nichts Schlimmes passiert. Deine Eltern werden die Kosten für den Einsatz bezahlen müssen, ich rufe deinen Vater deshalb noch an. Wissen sie eigentlich Bescheid?«
    »Nein.«
    Er machte eine Pause. »Willst du mir nicht erzählen, warum du die Bombe gebaut hast?«, fragte er dann.
    »Ich kann nicht«, antwortete ich. »Tut mir leid.«
    Nein, ich konnte es ihm nicht sagen - auch wenn ich es eigentlich hätte tun müssen. Meine Eltern hatten mich angelogen. Und jetzt verschwieg ich dem Kommissar die Wahrheit. Irgendwie scheine ich meinem Vater und meiner Mutter sehr ähnlich zu sein. Finden Sie nicht auch, Doc?
    Als ich das Polizeipräsidium verließ, dröhnte mir der Schädel, mein Puls raste, ich watete wie durch Watte. Außerdem fürchtete ich mich vor dem, was mich zu Hause erwartete.
    Aber meine Eltern überraschten mich. Schon am Mittag kamen beide von der Arbeit, meine Mutter schob drei Pizzen in die Mikrowelle, mein Vater ging mit mir ins Wohnzimmer.
    »Kommissar Winter hat mich angerufen«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Du warst das mit der Bombe im Gasometer«, sagte mein Vater.

    »Mhm.«
    »Warum hast du das getan?«, fragte er. Komisch, er sah gar nicht wütend aus.
    »Ich wollte einen lauten Knall«, antwortete ich. »Und dann Stille. Dass alle still sind. Wenigstens für ein paar Sekunden.«
    »Aber warum? Warum, Jonas?«, fragte meine Mutter, die inzwischen ins Wohnzimmer gekommen war.
    »Bitte«, sagte ich. »Ein andermal. Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Entschuldige«, sagte mein Vater. »Seit wann hast du die Schmerzen?«
    Meine Mutter fasste ihn am Arm. »Lass ihn, Siggi. Der Junge braucht Ruhe.«
    Die Pizza schmeckte mir nicht. Nach zwei Bissen drehte sich mir der Magen um.

    Nachdem ich gelegen hatte, war von den Kopfschmerzen nichts als ein leichter Druck an den Schläfen geblieben. Von unten hörte ich meine Mutter rumoren. Ich fand sie im Keller, wo sie Schuhe aussortierte.
    »Geht’s dir besser?«, fragte sie. Ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Ich habe für morgen früh einen Termin beim Neurologen vereinbart. Ich fahre dich hin.«
    »In Ordnung.«
    »Der Kommissar hat Papa erzählt, dass du dich wieder an die Nacht erinnern kannst«, sagte sie. »Du hättest ihm wichtige Hinweise gegeben.«
    Ich zuckte mit den Achseln. Winter hatte mir wichtige
Hinweise gegeben. Dass er mich überführt hatte zum Beispiel.
    »Magst du es mir auch erzählen?«, fragte sie.
    Ich tat ihr den Gefallen.
    »Du hast jemanden erkannt?«, fragte sie hinterher aufgeregt. »Bist du sicher?«
    »Hundertprozentig.«
    »Und was hast du da oben gesucht?«, fragte sie. »Mitten in der Nacht?«
    »Ich konnte nicht schlafen«, antwortete ich.

    Da war sie wieder, die Lüge. Der Junge, der die Wahrheit herbeibomben wollte, lügt. Er lügt, weil er Angst hat. Angst, dass sich seine Eltern trennen. Angst, dass ihre ganze Ehegeschichte auf den Tisch kommt, wenn er ihnen alles erzählt. Haben seine Eltern ihm vielleicht deshalb nicht die Wahrheit gesagt? Weil sie dieselbe Angst hatten?

    Bevor meine Mutter weiterfragen konnte, klingelte das Telefon.
    Eine ihrer Freundinnen war dran, damit war ich erst mal vor weiteren Fragen sicher.
    In der Nacht schlief ich nicht besonders. Immer wieder wachte ich mit stechenden Kopfschmerzen auf. Aber am Morgen fühlte ich mich besser. Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätten wir auf den Besuch beim Neurologen verzichten können.
    Auf der Fahrt in die Praxis sprachen wir zuerst nicht. Wir fuhren am Elisabeth-Krankenhaus vorbei, an meiner
Schule, am Friedensplatz. Der Gasometer leuchtete in der Morgensonne.
    »Wie geht’s mit Papa?«, fragte ich irgendwann.
    Meine Mutter fuhr langsam an eine Ampel heran. »Wie meinst du das?«, fragte sie zurück.
    »Versteht ihr euch wieder besser?«
    Sie schluckte. »Na ja«, sagte sie.
    »Also nicht.« Ich spürte, wie sich mein Nacken verspannte.
    »Zwischen Ehepartnern gibt’s schon mal Probleme«, sagte meine Mutter und legte den ersten Gang ein.
    »Keine Sprüche!«, unterbrach ich sie. »Bitte, Mama, jetzt keine Sprüche.«
    Sie nahm eine Hand vom Steuer und strich mir über die Backe. »In Ordnung, Jonas, keine Sprüche. Es ist ganz schwierig, weißt du? Vor deinem Sturz, nein, bevor sie dich auf dem Katzenberg niedergeschlagen haben, wollten wir uns trennen. Papa hatte sich schon verschiedene Wohnungen angeschaut. Seit der Nacht sind wir nicht mehr

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