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Die Stille zwischen den Sternen

Die Stille zwischen den Sternen

Titel: Die Stille zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Banscherus
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heiser. »Bitte!«
    »Vergessen«, sagte ich. »Geht auch ohne.«
    Sie sprang auf und fiel mir um den Hals. »Mensch, Jonas!«, rief sie. »Los, rede!«
    Zuerst winkte ich der Bedienung. Dann erzählte ich Rieke von Kim. Und von meiner Klasse. Und von dem Lehrer, der mich zu einem Psychodoktor schicken wollte, weil ich schwieg.
    »Irre«, sagte Rieke andächtig, als ich fertig war. »Und ich hab schon geglaubt, dass ich außer ›Rieke‹ nie was von dir hören werde.«
    »Und ›au‹ und ›mhm‹«, sagte ich.
    »Das zählt nicht.«
    »Hast du Zeit?«, fragte ich.
    »Mhm.«
    Ich erzählte ihr von der Bombe. Von meiner Wut. Vom Gasometer. Von dem Typ im Passat. Von dem Päckchen. Vom Mobilfunkmast. Vom Abfallkorb. Und von dem Loch in meiner Erinnerung. Manchmal suchte ich lange nach Worten. Aber das machte nichts. Ich war froh, dass es endlich jemand hören konnte. Was war ich doch bloß für ein Vollidiot gewesen, als ich beschlossen hatte zu schweigen!
    Nicht dass ich damit was gegen unser Buch sagen will, Doc. Ich weiß nicht, was geworden wäre, wenn ich nicht hätte schreiben können. Nur - es selbst zu hören,
nicht im Kopf drin, sondern es mit den eigenen Ohren zu hören, das ist eine total andere Sache.
    Ich bin wieder mittendrin - im Leben, meine ich.

    Rieke hörte die ganze Zeit aufmerksam zu. Als ich endlich fertig war, sagte sie nichts. Sie umarmte mich nur lange und fragte dann: »Hast du noch schlimme Angst, Jonas?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht mehr.«
    »Und wenn sie dir was tun?«
    »Werden sie nicht. Hätten sie sonst schon lange.«
    »Der Kommissar wird dir helfen«, sagte sie.
    Ich nickte.
    »Und deine Eltern?«
    »Haben keine Ahnung.«
    »Willst du es ihnen nicht sagen?«
    »Zu kompliziert«, antwortete ich. »Die Bombe - die wäre zu viel für sie. Im Augenblick.«
    Eine Weile schauten wir uns stumm an. Dann sagte Rieke: »Morgen fahre ich in Urlaub.«
    »Schon?« Ich musste schlucken.
    »Zwei Wochen sind schnell rum«, sagte sie. »Wir schreiben uns, ja?«
    »Ja.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Du, ich muss los«, sagte sie.
    »Dein Freund?«
    »Idiot!« Sie drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Backe und lief die Straße hinunter. Ihr rotes Haar leuchtete
in der Sonne. Ich zahlte und fuhr nach Hause. Seit ich Rieke meine Geschichte erzählt hatte, war meine Angst tatsächlich verschwunden. Das nächste Wunder.
    Das Bürohaus, in dem mein Vater arbeitet, liegt im Zentrum von Schwatten. Sie kennen es bestimmt, Doc. Glas und Stahl, verteilt auf vierundzwanzig Stockwerke. Mein Vater hat sein Büro im einundzwanzigsten. Von dort kann er die ganze Stadt überblicken.
    An diesem Gebäude, in dem es auch noch eine Krankenkasse und eine Immobilienfirma gibt, fuhr ich vorbei. Und da kam auf einmal der Mann aus dem Haus, den ich nach dem Anschlag auf den Mast unter den Schaulustigen gesehen hatte, der Mann, dessen Gesicht mir so bekannt vorgekommen war. Diesmal trug er keine Baskenmütze, kein Wunder bei der Hitze. Er ging zu einem offenbar neuen Audi, schloss den Wagen auf, warf seine Aktentasche auf den Rücksitz und fuhr eilig davon.
    Und genau in diesem Augenblick klingelte etwas in meinem Kopf. Klingelte so laut, dass ich glaubte, mir platzte der Schädel. Ich habe diesen Mann in der Nacht auf dem Katzenberg gesehen, Doc, ich irre mich nicht. Alles stand plötzlich vor mir. Wie eine Serie gestochen scharfer Fotos. Jetzt weiß ich endlich die Fortsetzung meiner Geschichte, weiß sie hundertprozentig:

    Das Eingangstor zur Anlage ist verschlossen, an der Spitze des Mastes blinkt ein rotes Warnlicht. Bis auf ein gelegentliches Knacken im Wald ist es still. Ich lege das Päckchen in den Abfallkorb und will wieder gehen, da höre
ich Schritte und leise Stimmen. Manchmal gehen Polizeistreifen durch den Wald, ich habe keine Lust, ihnen gerade jetzt in die Arme zu laufen. Es ist keine Zeit mehr, das Päckchen aus dem Abfallkorb zu holen. Ich kann nur hoffen, dass sie es nicht finden. Oder dass es doch keine Polizisten sind, sondern die Leute, die es holen kommen.
    Ich werfe mich auf den Waldboden, hinter einen Strauch, versuche, jedes Geräusch zu vermeiden. Im nächsten Moment gehen auch schon zwei Männer an mir vorbei, ich halte die Luft an, damit sie mich nicht bemerken. Der eine nimmt einen Schlüsselbund aus der Jacke und öffnet das Tor zur Sendeanlage. Der andere zieht eine Überhose an, wie sie Dachdecker oder Elektriker tragen. Karabinerhaken glänzen im Mondlicht.
    Er

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