Die Stunde des Verfuehrers
Lévêque. Wenn Sie glauben, dass ich, weil ich eine Frau bin, meine Fragen auf Ihre Lieblingsfarbe beschränke, befinden Sie sich auf dem Holzweg.“ Sie würde, nahm sie sich in diesem Moment fest vor, wenn nötig die ganze Nacht aufbleiben und diesen Mann recherchieren.
„Und wenn Sie glauben, dass ich, weil Sie eine Frau sind, Ihnen Ihre Fähigkeiten abspreche, befinden Sie sich im Irrtum. Mein Interesse, mich von Ihnen interviewen zu lassen, ist allein beruflicher Natur. Ich habe mir Ihre Arbeiten angesehen und bin sehr beeindruckt.“
Einen Moment war Alana sprachlos. Sie verspürte das Bedürfnis, sich sofort zu entschuldigen. Fast glaubte sie, sie habe sich das erotische Funkeln in seinen Augen nur eingebildet. Vielleicht hatte es von seiner Seite aus doch nie zweideutige Anspielungen gegeben?
„Nun, ich … Das ist … Ich dachte …“
Er unterbrach ihre gestotterte Entschuldigung. „Wie schon erwähnt, sind meine Interessen rein beruflicher Natur … zumindest was das Interview angeht. Jedoch …“ Er hielt inne und machte einen Schritt auf sie zu. Die Luft zwischen ihnen schien sich elektrisch aufzuladen. Wieder funkelten seine Augen verheißungsvoll auf. Und diesmal war sie sich sicher, dass damit nur eines gemeint sein konnte. „Ich kann nicht versprechen, dass mein Interesse sich anschließend nicht auch auf andere Bereiche ausweitet.“
Wie schon im Stadion, überkam Alana das Gefühl, der Raum um sie herum begänne zu schrumpfen. Adrenalin strömte durch ihre Adern.
„Mr. Lévêque. Es tut mir sehr leid, aber …“
„Sind Sie verheiratet?“, fragte er rasch.
„Ja“, erwiderte sie automatisch. Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Sie trat einen Schritt zurück. Was richtete der Mann nur in ihrem Kopf an? „Nein. Ich meine, ich war verheiratet.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute sich verstohlen im Saal um. Wo blieb nur Rory mit den Drinks? Zögernd blickte sie zurück zu Pascal. Ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Sie atmete tief ein. „Mein Ehemann ist vor achtzehn Monaten gestorben.“
Pascal öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch in diesem Moment wurden ihre Gebete endlich erhört. Rory kehrte mit drei Gläsern in den Händen zurück. Er reichte Alana einen Sektkelch mit Champagner, Pascals Getränk sah eher wie Whiskey aus. Plötzlich überfiel sie heiße Panik. Sie stellte ihr Glas so heftig auf einem Tischchen neben sich ab, dass die perlende Flüssigkeit über den Rand schwappte. Dann zog sie ihr Handy aus der Handtasche.
Zehn Anrufe in Abwesenheit. Innerlich aufstöhnend, wandte sie sich an Rory. „Ich muss gehen.“ Ein rascher Blick zu Pascal. „Es tut mir leid, ich werde bereits bei einer anderen Veranstaltung erwartet.“
Ohne auf Rorys wenig subtile Mimik zu achten, wich sie weiter vor den beiden Männern zurück. Sie stieß mit jemandem zusammen und murmelte, ohne wirklich hinzusehen, eine Entschuldigung. Eine weitere Strähne löste sich aus ihrem Zopf. Hastig strich sie sie hinters Ohr.
„Es war schön, Sie kennenzulernen, Mr. Lévêque. Ich freue mich auf das Interview.“ Lügnerin!
Er sah ihr nach, das feine rätselhafte Lächeln umspielte noch immer seine Mundwinkel. Schon jetzt konnte sie die vielen Frauen ausmachen, die sich hinter ihm aufgebaut hatten und nur auf ihren Moment warteten, wieder in seine Nähe zu preschen.
„Ich auch“, sagte er mit samtiger Stimme und hob sein Glas. „ Á demain , Alana.“ Bis morgen.
Es fiel Pascal nicht leicht, unbekümmert Konversation zu machen, während die stärkste Lust, die er jemals empfunden hatte, noch immer durch seine Adern kreiste. Selbst das Wissen, dass sie nicht verheiratet war, trug nichts zu seiner Beruhigung bei. Zu sehr beschäftigte ihn die Frage, wohin sie wohl gegangen sein mochte … und zu wem. Vielleicht zu einer Verabredung?
„Also, weshalb möchten Sie unbedingt von Alana Cusack interviewt werden?“ Ihr Chef Rory Hogan, Leiter der Sportabteilung bei einem nationalen TV Sender, lachte nervös. Das unterwürfige Verhalten des anderen Mannes ärgerte Pascal. Vor allem, weil es ihm ein paar unangenehme Wahrheiten vor Augen hielt. Anstatt Alana Cusack auf der Fahrt hierher einfach zu vergessen, hatte er einige Anrufe getätigt, um herauszufinden, wer sie war. Und darüber hinaus hatte er sie anschließend auch noch als Interviewpartnerin verlangt!
„Ich habe mich für sie entschieden, weil sie die beste Reporterin des Senders ist.“
Rorys ohnehin
Weitere Kostenlose Bücher