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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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zurück. Die drei am bedrohlichsten aussehenden Jugendlichen musterten Alana mit finsteren Blicken, gingen um sie herum und kommentierten ihre Erscheinung.
    Sie hatte keine Angst. Mit Pascal an ihrer Seite fühlte sie sich völlig sicher. Als einer der Jugendlichen ihr so nahe kam, dass sie einander berührten, spürte sie, wie Pascal sich ihm in den Weg stellen wollte. Rasch legte sie eine Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. Sie befanden sich im Ghetto, dieser Ort gehörte den Jugendlichen, die sie einem Ritual unterzogen.
    Unbeweglich hielt sie der Prozedur stand. Ein paar Sekunden später verflüchtigte sich die angespannte Atmosphäre. Die Jungs lachten, einer klopfte ihr sogar anerkennend auf die Schulter.
    Auf dem Weg ins Gebäude warf Pascal ihr einen rätselhaften Blick zu, dann flüsterte er: „Der Anführer einer der berüchtigtsten Straßengangs von Paris hat dich soeben akzeptiert.“
    Unwillkürlich überlief sie ein Schauer. Mitglied in einer Gang zu sein, konnte in dieser Gegend über Leben und Tod entscheiden. Plötzlich begriff sie, dass Pascals Umzug zu seinem Großvater sein Leben auf einschneidende Weise verändert haben musste.
    Pascal ließ sie einige Minuten in der Obhut einer freundlichen älteren Frau zurück, die anscheinend als Köchin im Zentrum arbeitete. Als er zurückkehrte, trug er ein altes T-Shirt und eine Jogginghose. Begleitet wurde er von einem großen, kräftig gebauten Mann, in dem sie einen französischen Rugbystar erkannte, der kürzlich das Ende seiner Karriere verkündet hatte. Auch er erinnerte sich an Alana, die ihn beim letzten Six Nations Turnier interviewt hatte.
    Auf dem Weg durch das Gebäude unterhielten sie sich angeregt über vergangene Zeiten. Sie kamen an einen Sportplatz, auf dem die Jugendlichen sich aufwärmten und einander Rugbybälle zuwarfen. Pascal und Mathieu, der ehemalige Spieler, schlenderten zu drei weiteren Trainern hinüber, besprachen sich kurz und teilten die Jungs in verschiedene Gruppen auf.
    Die Köchin brachte Alana eine Tasse heiße Schokolade, mit der sie sich auf eine steinerne Bank neben dem Spielfeld setzte.
    Einige Zeit später gesellte Pascal sich schwer atmend zu ihr. Seine schweißgetränkten Kleider hätten sie abstoßen sollen; stattdessen konnte sie nur an die harten Muskeln darunter denken. Es fiel ihr unglaublich schwer, den Blick von dem flachen Bauch abzuwenden. Das daran klebende T-Shirt enthüllte jedes Detail eines perfekten Six-Packs. Irgendwie musste sie die plötzlich aufwallende Lust ignorieren, sonst hätte sie Pascal gleich ins Innere des Gemeindezentrums gezerrt und ihn angefleht, auf der Stelle mit ihr zu schlafen.
    In all der Zeit, die sie aus beruflichen Gründen mit Sportlern verbracht hatte, hatten verschwitzte schmutzige Männerkörper sie nie erregt. Schwangerschaftshormone. Das musste es sein.
    Glücklicherweise bekam Pascal von ihren Problemen nichts mit, sondern begann die Geschichte dieses Gemeindezentrums zu erzählen und wie er und die anderen Trainer eine Rugby-Akademie für die benachteiligten Jugendlichen dieser Gegend ins Leben gerufen hatten. Es gab sogar Stipendien für diejenigen, die aufs College gehen wollten. „Ich habe Rugby schon immer geliebt. Der Sport war meine Chance, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und den Menschen zu helfen, die nicht wie ich das Glück hatten, von hier flüchten zu können.“
    „Ich habe dich beobachtet. Dein Talent auf dem Platz ist sogar mir aufgefallen. Warum bist du kein professioneller Spieler geworden?“
    „Nachdem ich schon einige Jahre bei meinem Großvater gelebt habe, bin ich einem Rugbyscout aufgefallen. Aber mein Großvater wollte mich nicht zurück nach Paris gehen lassen.“
    „Warum nicht?“
    Pascal seufzte. „Zum einen wollte er nicht, dass ich wieder in der Vorstadt lande. Ihm war durchaus klar, dass ich es hätte schaffen können. Eine Weile hätte ich ein Star sein können. Doch irgendwann wäre mein Zeit abgelaufen. Und was dann? Wie wäre es dann weitergegangen? Jedenfalls habe ich in diesen Monaten auch entdeckt, dass ich ein gewisses Talent für Zahlen besitze. Mein Großvater hat mich gebeten, diesen Weg einzuschlagen: aufs College zu gehen und eine anständige Karriere anzustreben.“
    „Du hast deine Liebe zum Rugby den Wünschen deines Großvaters geopfert?“, fragte sie ungläubig.
    Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Spielfeld. „Auch diese Jugendlichen sind nicht dumm. Ich hoffe, dass ihnen das Beste aus beiden

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