Die Tallinn-Verschwörung - Thriller
Kämpfer geschickt, um diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen.
Kobner fühlte, wie sein Blut schneller durch seine Adern strömte, und er hätte alles gegeben, um dabei sein zu können. Früher hatte er so manche Veranstaltung sogenannter demokratischer Parteien beinahe im Alleingang gesprengt, doch seit er Feilings Leibwächter geworden war, musste er auf solche Raufereien verzichten.
»Warum soll ich nicht mitmischen?«, fragte er sich selbst.
Der Teil von ihm, der Kraft und Gewalt als einzige Richtschnur anerkannte, gewann nun die Überhand. Als er in das Schlafzimmer trat, um seine Sachen zu holen, gönnte er der nackten Frau auf dem Bett keinen Blick mehr. Seine sexuellen Bedürfnisse waren vorerst gestillt. Während er die Wohnungstür hinter sich ins Schloss zog, dachte er kurz daran, dass er losgeschickt worden war, um Torsten Renk zu erledigen. Doch seine Lust, sich in die Reihen seiner Kameraden einzureihen und mit ihnen zusammen die Versammlung
auf dem Marienplatz aufzumischen, überwog alle Bedenken. Ein letzter Gedanke galt Nina, und er sagte sich, dass er sie immer noch heiraten könnte, wenn die nationale Revolution gesiegt hatte und er einen hohen Posten in der neuen Regierung bekleidete.
ACHT
A n diesem Tag hätte Torsten Renk sich seinen MAD-Ausweis am liebsten um den Hals gehängt. In der Münchner Innenstadt wimmelte es nur so von Polizeisperren, die jeden Passanten aufhielten und kontrollierten. Er verstand ihre Besorgnis, denn es war bekannt, dass Neonaziorganisationen die Protestveranstaltung der muslimischen Verbände in Deutschland stören wollten. Unterwegs sah Torsten etliche mit Fahnen, Knüppeln und Schlagringen ausgerüstete Gruppen in Richtung Marienplatz strömen, ohne dass die Polizei ihrer Herr werden konnte.
In einer der Gruppen entdeckte Torsten Claudi und deren Freunde, mit denen er vor einigen Tagen aneinandergeraten war und dann Frieden geschlossen hatte. Sie schwenkten schwarzweißrote Fahnen und skandierten ausländerfeindliche Parolen. Am liebsten wäre Torsten zu ihnen hingegangen und hätte die jungen Leute angeschnauzt, von hier zu verschwinden. Doch da tauchte eine weitere Straßensperre vor ihm auf, und er musste erneut einem sichtlich nervösen Polizisten seinen Ausweis unter die Nase halten.
»Seit wann kümmert sich der MAD um solche Sachen?«, fragte der Staffelführer.
»Dienstgeheimnis«, knurrte Torsten und schob zwei Polizisten auseinander, um weitergehen zu können. Claudis
Gruppe hatte er aus den Augen verloren. Ich bin nicht deren Hüter, sagte er sich und schob sich weiter in Richtung Marienplatz. Unterwegs geriet er zwischen junge Muslime, die mit entschlossenen Mienen ihrem Ziel zustrebten. Einige Burschen sahen aus, als wären sie nicht weniger auf Randale aus als die Neonazis.
Torsten fragte sich, wie die Polizei dieses explosive Gemisch unter Kontrolle bringen wollte. Es gelang ihr schon jetzt kaum noch, die beiden Gruppen auseinanderzuhalten.
Torsten befürchtete, dass die politisch Verantwortlichen ihrer eigenen Blauäugigkeit zum Opfer gefallen waren. Sie hatten mit einigen tausend Demonstranten gerechnet, aber nicht mit dieser Völkerwanderung und vor allem nicht mit Feilings Kampfbrigaden. Er selbst war gerade wegen dieser braunen Schläger gekommen. Jemand aus Feilings Umgebung musste diesen Aufmarsch organisieren. Diesen Kerl wollte er finden und seine Spur bis zu seinem Anführer verfolgen.
Torsten musste sich allerdings eingestehen, dass auch er den Aufmarsch unterschätzt hatte. Bei anderen Aktionen der Neonazis war es immer recht einfach gewesen, den Hauptagitator herauszufinden. Hier jedoch strebten Dutzende von kleinen Gruppen, denen es gelungen war, die Polizeisperren zu umgehen, dem bereits überfüllten Marienplatz zu. Selbst wenn die Demonstration friedlich blieb, konnte er höchstens einen kleinen Teil von ihnen überwachen. Allerdings bezweifelte er mit jedem Schritt, den er sich vorankämpfte, mehr, dass ein Blutvergießen vermieden werden konnte.
Nicht weit von ihm drängten einige kräftige Männer die Leute zurück, um Platz für einen bärtigen Mann in einem bodenlangen Gewand zu schaffen, der gerade ein improvisiertes Podium besteigen wollte.
Bei seinem Anblick verzog Torsten das Gesicht. Der Kerl
war einer der größten Hassprediger, der überall in Deutschland gegen die Ungläubigen im Westen wetterte.
»Wenn der die Stimmung zusätzlich aufheizt, na dann gute Nacht!«, brummte Torsten vor
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