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Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Titel: Die Tallinn-Verschwörung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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sich hin. Da ihn einige Leibwächter des Predigers wütend anfunkelten, drängte er sich durch die Menge, bis er die Arkaden westlich des Rathauses erreichte. In dem Moment entdeckte er Claudi und schob sich auf die Gruppe zu.

NEUN
    F lorian Kobner erreichte den Marienplatz auf Schleichwegen, musste sich zuletzt aber mit Gewalt Platz verschaffen, um vorwärts zu kommen, und hielt schließlich auf ein paar Gesinnungsfreunde zu, die zwischen zahllosen Türken eingekeilt waren. Ihre Gesichter wirkten verängstigt. Standen sie sonst einer größeren Gruppe von Gegnern gegenüber, wurden sie zumeist durch einen starken Polizeikordon von diesen getrennt, und wenn sie selbst gegen Widersacher vorgingen, waren sie stets in der Überzahl und lehrten die anderen das Fürchten. Hier aber sahen sie sich den Muslimen Auge in Auge gegenüber, und Kobner wunderte sich, dass nicht schon längst die Fetzen flogen.
    Möglicherweise lag es daran, dass die Kameraden ein Mädchen bei sich hatten. Kobner schüttelte den Kopf über so viel Unvernunft. Hier wurden Fäuste gebraucht, die zuschlagen konnten, und kein Weibsstück. Er zuckte jedoch mit den Achseln. Wenn die Kleine zu Schaden kam, war dies ihre Sache. Jetzt galt es erst einmal, Türkenschädel zu polieren.
    Das kleine Häuflein Glatzköpfe atmete förmlich auf, als
Kobner zu ihnen aufschloss. Persönlich kannte ihn keiner, doch sein Auftreten zeigte ihnen, dass er einer der harten Kämpfer sein musste. Jürgen, der Anführer der Gruppe, winkte ihm zu und wies dann auf die Schar Muslime, die allein auf dem Marienplatz auf weit über zwanzigtausend Leute angewachsen sein musste.
    »Wir sollten lieber verschwinden und später, wenn die Schwarzköpfe sich wieder verlaufen, einige von ihnen abfangen und aufmischen.«
    Der Vorschlag war vernünftig, doch Kobner dachte nicht daran, den Schwanz einzuziehen. »Hast du etwa Angst?«
    Der junge Mann schüttelte wenig überzeugend den Kopf. »Nein, natürlich nicht.«
    »Wir schlagen zu, ziehen uns zurück und schlagen wieder zu.«
    »Aber es sind so viele«, wandte Claudi ein, die vor Angst zu zittern begann. Noch ließen die Türken und die anderen Muslime sie und ihre Freunde in Ruhe. Aber die Blicke, die sie trafen, verhießen nichts Gutes für den Fall, dass es zu einer Auseinandersetzung kam.
    Ihr Freund Jürgen wollte nicht als feige dastehen und ballte die Fäuste. »Zusammenbleiben, Jungs! Und seht zu, dass ihr euch gegenseitig deckt.« Dann sah er Kobner auffordernd an, als erwarte er den Befehl zum Angriff.
    Feilings Leibwächter öffnete schon den Mund, als er keine drei Meter von sich entfernt einen Mann entdeckte, der die ihn umgebenden Türken ein ganzes Stück überragte. Das markante Gesicht mit den durchdringend blickenden Augen hatte er erst am Vortag auf dem Foto gesehen, das Hoikens ihm gezeigt hatte.
    »Torsten Renk!« Kobner traf es wie ein Schlag. Ausgerechnet hier traf er auf den Mann, den er unter allen Umständen ausschalten musste. Dann aber lächelte er. In diesem
Tumult bot sich die optimale Gelegenheit. Er musste nur nahe genug an Renk herankommen, um ihn vor den Lauf zu bekommen. Danach konnte er hier in der Masse untertauchen wie ein Fisch in seinem Schwarm. Seine Hand fand wie von selbst den Pistolengriff. Als er das kühle Metall berührte, pulsierte sein Blut schneller in seinen Adern, und die Lust zum Töten, die sein Anführer schon mehrfach ausgenutzt hatte, packte ihn mit voller Wucht.
    Torsten schob die ihn umstehenden muslimischen Frauen und Männer beiseite, um näher an Claudi und Jürgen heranzukommen. Dadurch bildete sich eine Gasse, und Kobner sah sein Opfer direkt vor sich. Grinsend zog er die Waffe und richtete sie auf den Mann.
    »Fahr zur Hölle!«, rief er und drückte ab.
    Claudi sah Kobners Bewegung und die Waffe, die auf Torsten Renk zielte. Entsetzt drosch sie mit der Faust gegen seinen Arm, um die Waffe hochzuschlagen. Gleichzeitig knallte der Schuss.
    Torsten Renk stand noch. Nicht weit von ihm aber gellte ein Schrei über den Marienplatz, der alle im Umkreis erstarren ließ.
    Kobner sah eine junge Frau seitlich hinter Torsten Renk blutüberströmt zusammensinken und begriff, dass er seinen Gegner verfehlt hatte. Sein Ellbogen traf Claudi, die halbbetäubt zwischen ihre Freunde stürzte, und er schlug die Waffe erneut an. Doch er kam zu keinem weiteren Schuss.
    Torsten hielt bereits seine Schweizer Sphinx in der Rechten, zielte und feuerte. Die Kugel traf Kobners Brustkorb und

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