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Die Tatarin

Titel: Die Tatarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Bündel Zobelfelle eingetauscht hatte, und schritt mit erhobenen Händen auf den russischen Offizier zu.
    Sergej atmete auf, als die Tataren ihrem Anführer folgten. Es waren noch etwa achtzig Krieger, doch sie hatten ihm und seinen Leuten mehr Probleme bereitet als alle anderen Aufständischen zusammen. Er hatte diese Gruppe mit der vierfachen Zahl an Kosaken tagelang durch die Steppe gehetzt und sie auch nur deshalb in die Falle locken können, weil einige seiner Leute die Gegend besser kannten als die Tataren.
    Mit einem leichten Triumphgefühl musterte er die vor Erschöpfung grauen Gesichter der Rebellen. Obwohl die meisten verwundet waren, trugen sie eine verbissene Wut zur Schau, letztlich durch eine List besiegt worden zu sein. Sergej fühlte sich ebenso ausgelaugt und müde wie seine Gefangenen, doch er durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Militärisch straff im Sattel sitzend wies er die Kosaken an, die Tataren zu fesseln, ihnen aber vorher die Gelegenheit zu geben,ihre Wunden zu versorgen. Dann stieg er vom Pferd und nahm den Bericht seines Wachtmeisters entgegen, eines mittelgroßen, untersetzten Mannes mit struppigem Blondhaar und einem breiten, wie aus einem Holzblock gehackten Gesicht, der beinahe doppelt so alt war wie er selbst.
    »Ihr hättet diese verdammten Tataren keinen Augenblick früher hierher treiben dürfen, Väterchen Hauptmann. Wir haben die Kerle schon am Horizont gesehen, als wir die Felsgruppe erreichten. Hätten sie mehr auf das geachtet, was vor ihnen lag, und weniger auf Euch, hätten sie gewiss Verdacht geschöpft«, erklärte Iwan Dobrowitsch, den alle nur Wanja nannten. Er wirkte erleichtert, weil der Plan seines Hauptmanns aufgegangen war und er einen guten Teil zum Gelingen hatte beitragen können.
    Sergej klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Du und deine Leute, ihr habt eure Sache gut gemacht! Wir haben die Kerle erwischt, ohne dass es uns einen Blutstropfen gekostet hat. General Gjorowzew wird mit uns zufrieden sein.«
    Wanja machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn er es je erfährt! Immerhin befindet er sich bereits auf dem Rückmarsch und wird an anderes zu denken haben als an ein paar aufmüpfige sibirische Steppenräuber. Aber Väterchen Mendartschuk, der Kommandant hier, wird gewiss nicht mit Wodka für uns sparen.« Der Wachtmeister leckte sich voller Vorfreude die Lippen und erinnerte sich daran, dass noch eine halbe Flasche Schnaps in seiner Satteltasche steckte.
    »Ein Schlückchen hätte ich noch übrig, Sergej Wassiljewitsch. Wollt Ihr ihn mit mir teilen?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern lief auf die Felsen zu, hinter denen er und seine Leute ihre Pferde versteckt hatten.
    Sergej dachte weniger an Wodka als an die Verhandlungen mit dem gefangenen Khan, den zwei Kosaken gerade zu ihm brachten, und versuchte, eine möglichst strenge Miene aufzusetzen. »Es war ein großer Fehler von dir, die Waffen gegen die Herrschaft des AllererlauchtigstenZaren zu erheben. Ihr habt mit Toten und vielen Verletzten dafür bezahlt!«
    Möngür betrachtete den jungen Offizier mit zusammengekniffenen Lidern. Der Russe war fast einen Kopf größer als er, wirkte aber trotz seiner breiten, von der knapp sitzenden Uniform betonten Schultern schlank und behände. Beinahe träumerisch blickten seine hellblauen Augen aus einem knabenhaft hübschen, für sein Empfinden viel zu weich geformten Gesicht auf ihn herab. Der Kerl ist nicht mehr als ein Milchbube, dachte der Khan wütend, und so einem bin ich auf den Leim gekrochen! Einem Russenknaben war es gelungen, ihn, den erfahrenen Kämpfer und Sieger vieler Stammesfehden, wie einen Anfänger in die Falle zu locken. Er konnte schon hören, wie die Häuptlinge der umliegenden Stämme über ihn spotteten, und hätte den Kerl am liebsten gepackt und ihm das Genick gebrochen. Doch ihm war klar, dass sein Stamm für jeden falschen Schritt, den er jetzt tat, würde büßen müssen, denn die Hunde des russischen Zaren kannten keine Gnade.
    Alles in ihm bäumte sich dagegen auf, sich vor diesem Russen beugen zu müssen, aber er hatte keine andere Wahl, als den Kopf zu senken und eine demütige Miene aufzusetzen. »Du hast uns besiegt, großer Offizier, und nun bitte ich dich, Gnade walten zu lassen. Unsere Weiber und Kinder hungern in der Steppe, und unsere Feinde streichen um unser Ordu wie Wölfe um eine Herde Schafe. Lass uns ziehen, und wir werden deinen Namen auf ewig preisen!«
    »So einfach geht das nicht! Ihr habt euch

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