Der Jakobsweg - El camino.
Vorwort
„ Wie bist du denn auf den Trichter gekommen, den Jakobsweg zu laufen?“ wurde ich kurz vor der Abfahrt nach Frankreich gefragt.
Die Hauptambitionen, den Jakobsweg zu laufen, waren: wieder einmal an meine körperlichen Grenzen kommen (zuletzt geschehen bei der Bundeswehr im Jahr 2007 durch regelmäßige 30 Kilometer-Märsche) und vielleicht neue Erfahrungen in meinem Glauben zu Gott zu sammeln.
Vor allem kam ich aber durch zwei Filme auf diesen „Trichter“. Zunächst der Film „Saint-Jacques – Pilgern auf Französisch“, der von dem Gemeinschaftsgefühl erzählte, von den Schmerzen, die man erlitt und von den körperlichen Hürden. Da bekam ich zum ersten Mal das Verlangen, diesen Weg auch irgendwann zu gehen und zu bestehen. Die Herausforderung anzunehmen und „mich zu finden“.
Letztendlich den entscheidenden Ausschlag gab erneut ein Film: „Dienstagsfrauen“. Er lief in der ARD im Juni 2011. In diesem Film laufen vier „Hausfrauen“ nach Santiago und sind davon total fasziniert, sich von ihrer alltäglichen Umwelt abseilen zu können. Da fasste ich den Entschluss, das Ticket nach St. Jean-Pied-de-Port, was an der französisch-spanischen Grenze liegt, zu buchen, um dort meinen Jakobsweg, den Camino francés, zu beginnen. Zunächst hatte ich vor, in Lourdes zu starten und bis nach Finisterre durchzugehen. Dies wären dann etwa 1000 Kilometer gewesen. Für die von mir angesetzten vier Wochen wäre das allerdings viel zu viel gewesen. Ich buchte also mein One-Way-Ticket nach St. Jean, aber noch kein Rückflugticket, da ich hoffte, es würde noch günstiger werden bzw. ich könnte die Fluggesellschaft „Ryanair“ umgehen. Das war nicht möglich. Da ich also meine Reise dorthin und von dort zurück gebucht hatte, konnte ich nicht mehr sagen: „Nee, ich habe es mir anders überlegt. Ich werden den Jakobsweg ein andermal gehen.“
Meine Freunde staunten nicht schlecht, als ich ihnen sagte, dass ich den Camino alleine gehen möchte. Dann erklärte ich ihnen, wenn ich mit einem Freund oder einer Freundin den Weg laufe, dann würden unsere Gespräche vermutlich nicht so fruchtbar sein, wie ich es mit vorgestellt hätte. Ich wollte neue Gedanken sammeln und neue Meinungen, neue Gesichter kennenlernen. Nicht zuletzt ist es auch schwierig mit einem Freund zu laufen, denn wie würden wir uns entscheiden, wenn sich einer von uns verletzt? Geht der andere einfach weiter? Bleiben wir zusammen und riskieren so, den Rückflug und/oder unsere Ziele zu verpassen?
Alles in allem denke ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und ich würde jedem das gleiche sehr empfehlen.
Bevor es nun auf den Jakobsweg ging, musste ich mir noch Ausrüstung zulegen. Ich kaufte mir zunächst einen extralangen Rucksack, denn bei 800 Kilometern sollte er dein bester Freund sein und ich bin knapp 1,94 Meter groß. Dazu kaufte ich eine Wäscheleine, Funktionsunterwäsche und -socken und ein extra saugfähiges Handtuch.
Zum Packen des Rucksacks hier eine kleine Packliste:
- eine Regenjacke
- eine Zip-Off-Hose (kurze und lange Beine)
- eine Jogginghose für abends zum Wechseln
- einen Fleece-Pullover für abends
- Flip-Flops oder Badelatschen für abends
- zwei Paar Socken
- zwei Funktionsunterhosen und -hemden
- zwei Funktionshemden oder -shirts
- einen Kulturbeutel
- eine Reiseapotheke ((Blasen-)Pflaster, Nadeln, „Voltaren“, Magnesium-Tabletten)
- einen Schlafsack
- zwei Paar Schuhe (eingelaufen, bequem)
- eine Wasserflasche (möglichst nicht unter einem Liter)
- eine Taschenlampe (Stirnlampe)
- ein Handy für den absoluten Notfall
- Geld und Kreditkarte
Wovon ich abraten würde: neue Wanderschuhe, Iso-Matte und noch mehr Kleidung.
Mein Trip startete also am 31. August 2011 in Gießen und endete am 29. September 2011 in Frankfurt am Main.
Der Jakobsweg sollte auch finanziell vorbereitet sein. Ich kaufte mir vorher Ausrüstung im Wert von knapp 250 Euro und gab auf dem Camino zwischen 1000 und 1200 Euro aus. So war ein angenehmer Camino möglich. Auch durch die finanzielle Unterstützung meiner Familie war diese Reise erst für mich möglich geworden.
Ich danke sowohl meinen Eltern und Großeltern und meinen Freunden, hier sind vor allem Ana und ihre Eltern zu nennen, bei denen ich in Burgos übernachten durfte und die mich hervorragend umsorgten. Zum Schluss möchte ich auch dem evangelischen Krofdorf-Gleiberger Pfarrer Christoph Schaaf danken, der mich vor Beginn des Weges dafür
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