Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
Vom Netzwerk:
1
    07.25
    Seine Welt implodierte exakt drei Sekunden, nachdem sie ihm die Tür geöffnet hatte.
    In der ersten Sekunde schaute ihr schönes blasses Gesicht durch den Spalt, ehe sie verschwand, um ihn hereinzulassen. In der nächsten Sekunde betrat er das enge, kleine Zimmer und hielt ihr mit einem schiefen Grinsen den eben an der Tankstelle gekauften Blumenstrauß hin. In der dritten tauchte aus dem Schatten eine maskierte Gestalt auf und hielt ihm eine Pistole an den Kopf, während Mika die Tür schloss und den Raum in Halbdunkel hüllte.
    »Was ist hier los?«, rief Akhtar Mohammed mit ungewöhnlich schriller Stimme. »Nehmt mein Geld, aber …«
    »Setzen Sie sich!«
    Akhtar schielte zu Mika hinüber, seiner geliebten Mika. Sie stand mit nichts als einem Negligé bekleidet mitten im Zimmer, im Dämmerlicht wirkte ihre blasse Haut fast durchsichtig. Aus ihrem Gesicht sprach nackte Angst. Tränen liefen ihr über die Wangen, und Akhtar hätte sie am liebsten in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut sei, doch der Maskierte packte ihn grob am Kragen und stieß ihn auf den nächststehenden Stuhl.
    »Setzen Sie sich, hab ich gesagt.«
    Akhtar knallte gegen die Lehne; er hob die Arme und sah den Angreifer an, damit dieser sicher sein konnte, dass er keine Dummheiten machen würde. Er war weder besonders tapfer noch tollkühn und hatte schnell gemerkt: Um hier wieder rauszukommen, musste er kooperieren.
    Der Maskierte trat einen Schritt auf ihn zu und drückte ihm die Mündung der Waffe an die Schläfe. Akhtar schluckte; es fühlte sich kalt und hart an. War dies die gottgesandte Strafe für seinen Ehebruch? Falls ja, dann wäre Gott ihm vielleicht gnädig, wenn er betete. Er hatte nie im Sinn gehabt, seine Frau und seine Kinder zu verletzen oder auch nur Schande über seine Familie zu bringen.
    »Ich möchte keinen Ärger«, sagte er und hörte förmlich die Angst in seiner Stimme.
    »Ich werde Ihnen eine Aufgabe übertragen, Mr. Mohammed«, entgegnete der Maskierte beunruhigend gelassen.
    Er sprach mit englischem Akzent, konnte also nicht Mikas Zuhälter sein. Wer zum Teufel also war das? Und woher wusste der Maskierte, wer er war? Nicht einmal Mika kannte seinen Nachnamen.
    »Wenn Sie die wie befohlen ausführen, lasse ich Sie frei, und Sie werden nie wieder von mir hören. Wenn Sie sich allerdings weigern oder auch nur versagen, werde ich Ihre kleine Freundin töten. Langsam und qualvoll.«
    Mika japste nach Luft. Sie stand immer noch wie angewurzelt mitten im Zimmer, und Akhtar fragte sich, warum sie nicht versuchte zu fliehen. Da fielen ihm die Schellen um ihre Knöchel auf, die mit einer dicken, dreißig Zentimeter kurzen Kette verbunden waren. Damit war sie so hilflos wie er selbst.
    Er lächelte ihr aufmunternd zu, und sie sah ihn mit ihren großen, ovalen Augen an, die ihn gleich zu Anfang in ihren Bann geschlagen hatten. Doch nun wünschte er, er wäre ihr nie begegnet.
    »Und falls der Gedanke an den langsamen und qualvollen Tod Ihrer kleinen Freundin Sie nicht genügend motiviert«, fuhr der Maskierte fort und verstärkte den Druck auf Akhtars Schläfe, »dann haben wir noch dies.«
    Er zog eine Fernbedienung aus der Tasche und schaltete den Fernseher an. Der Bildschirm blieb ein paar Sekunden dunkel, dann erschien das Standbild zweier Personen, die auf einem ungemachten Bett Sex hatten. Die auf allen vieren kauernde Frau schaute in die Kamera, der Mann, der hinter ihr kniete, hatte die Augen geschlossen. Der Maskierte drückte einen weiteren Knopf, und das Paar begann, sich wild zu bewegen. Lustschreie erfüllten das Zimmer.
    Akhtar wand sich, denn der Mann hinter der Frau war er selbst. Hatte Mika das alles eingefädelt? Hatte sie die versteckte Kamera installiert, ehe sie sich liebten? Er schaute zu ihr hinüber, doch sie schüttelte stumm den Kopf. Dies hatte nichts mit ihr zu tun.
    Der Maskierte schaltete den Fernseher wieder aus, und es wurde still im Zimmer.
    »Ich hab mehr als eine Stunde von eurem fröhlichen Gerammel. Bei verschiedenen Gelegenheiten aufgenommen. Alle genauso eindeutig wie diese hier. Vielleicht sogar noch eindeutiger.« Der Maskierte lachte. »Aber das wissen Sie ja, nicht? Wenn Sie also die Aufgabe nicht ausführen, schicke ich Kopien an Ihre Frau, Ihre Mutter und an den Imam Ihrer Moschee.« Ruhig zählte er Namen und Adressen auf. Sie stimmten alle.
    Akhtars Atem ging schneller, er begann zu zittern. Wenn sie es erfuhren, war sein Leben ruiniert. Niemand würde ihm

Weitere Kostenlose Bücher