Die Teerose
kostet …«
»Sowohl Zeit wie Geld«, unterbrach Teddy sie brüsk. »Bevor der Fall je vor Gericht kommt, vergeudet die Gegenseite ein oder zwei Jahre unserer Zeit und Tausende Ihrer Dollars für die Übersendung der Originaldokumente – Ihrer Geburtsurkunde, Heiratsurkunde, Nicks Testament, seiner Sterbeurkunde –, nur um Ihre und Nicks Identität und die Tatsache der Eheschließung zu bestätigen und die Sache ewig hinauszuziehen.«
»Vielleicht könnte jemand aus der Firma mit den Dokumenten nach London fahren. Vielleicht wäre es gut, einen Mann vor Ort zu haben, der Druck macht«, sagte Fiona.
»Das ist nicht möglich. Keiner in meiner Kanzlei ist berechtigt, in England zu praktizieren.«
»Sie haben doch sicher Partner dort. Was machen Sie, wenn ein amerikanischer Klient stirbt und Vermögen in England hat?« Fiona fand, daß ihre Frage auf der Hand lag, und wunderte sich, warum Teddy, der sonst so kämpferisch war, nicht selbst darauf gekommen war.
»Ja, sicher. Es gibt eine Gruppe von Anwälten in London, mit denen wir zusammenarbeiten.«
»Dann vereinbaren Sie einen Termin für mich. Ich fahre nächste Woche selbst nach London, wenn es sein muß.«
»Und was ist mit Ihren Geschäften? Sie können doch nicht einfach alles stehen- und liegenlassen.«
»Stuart Bryce kann TasTea in meiner Abwesenheit leiten, und Michael kümmert sich um die Teestuben und Läden.«
Teddy richtete sich auf, dann sagte er: »Wenn Sie Zeit haben, die Papiere genauer zu lesen, werden Sie feststellen, daß Elgins Anwälte Nicks medizinische Akten in die Finger gekriegt haben. Nicht von Eckhardt – er gäbe sie nicht raus –, aber die Unterlagen eines gewissen Dr. Hadley. Soweit ich verstehe, war er der erste, der Nicks Syphilis diagnostiziert hat.«
Fiona nickte. »Ja, das stimmt. Hadley war der Hausarzt.«
»Laut Hadleys Unterlagen hat sich Nick bei einem anderen Mann angesteckt.«
»Wie kamen die Anwälte an diese Unterlagen? Das sind doch vertrauliche Informationen.«
»Als Freund von Elgin hat er sie vermutlich übergeben.«
»Warum kommen Sie damit an, Teddy? Was hat das mit meinem Anspruch zu tun?«
»Eine ganze Menge. Elgins Anwälte beabsichtigen Nicks Syphilis und seine … ähm … vermutlichen sexuellen Ausschweifungen dazu zu benutzen, Ihre Ehe als Betrug hinzustellen und zu behaupten, Nick sei aufgrund seiner Krankheit geistig nicht zurechnungsfähig gewesen, als er heiratete. Die Ehe sei nie vollzogen worden, weshalb Sie kein Anrecht auf seinen Besitz hätten.«
Fiona schüttelte ungläubig den Kopf. »Das werden sie nicht wagen.«
»Bei so viel Geld, wie hier auf dem Spiel steht, ganz sicher.«
»Das ist mir egal«, erwiderte sie aufgebracht. »Ich werde dennoch gegen sie vorgehen.«
»Wirklich?«
»Ja! Das wissen Sie«, antwortete sie ungeduldig. »Das habe ich Ihnen doch immer wieder gesagt. Warum fragen Sie?«
Teddy sah weg. Kurz darauf räusperte er sich und sagte: »Fiona, ob eine Ehe vollzogen wurde, ist sehr schwierig zu beweisen. Dennoch wird das die Anwälte nicht davon abhalten, es zu versuchen. Verstehen Sie mich?«
»Nein, Teddy, ganz und gar nicht! Hören Sie auf, um den heißen Brei zu reden. Heißt das, daß ich gefragt werde, ob wir zusammen geschlafen haben? Dann sag ich eben ja.«
Teddy sah sie an. »Sie wissen, daß ich Ihren unbeugsamen Willen immer sehr bewundert habe, Ihre Weigerung, sich vor Schwierigkeiten zu drücken. Aber manchmal besteht Stärke nicht im Durchhalten, sondern im Wissen, wann man aufhören muß.«
»Teddy, hören Sie …«
»Nein, Sie hören mir zu«, erwiderte er scharf. »Sie haben keine Ahnung, wozu Anwälte in einem Prozeß fähig sind. Was, wenn Elgin darauf besteht, daß ein Arzt – einer ihrer Wahl – Sie untersucht? Was, wenn sie nach New York kommen, um ihre Hausangestellten auszuhorchen?«
»Das wird nicht geschehen«, sagte Fiona.
»Nein? Vergleichen Sie die Kosten, ein paar Anwälte über den Atlantik zu schicken, mit dem Verlust von drei Millionen Dollar! Natürlich wird das geschehen. Sie werden Ihre Zofe fragen, ob Sie und Nick je das Bett geteilt haben. Sie werden nach Flecken auf den Laken fragen. Sie werden Ihren Arzt vorladen und wissen wollen, ob Sie je schwanger waren, eine Fehlgeburt hatten. Ob es einen Grund gibt, warum sie in zehn Ehejahren keine Kinder bekamen.«
Fiona schluckte, angewidert von der bloßen Vorstellung.
»Übel genug?« fragte Teddy. »Aber das ist noch nicht alles. Wenn sie merken, daß die Sache
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