Die Teerose
Jahre her, Schatz.«
»Ich weiß, wie lang es her ist, Mama, also fang gar nicht erst damit an. Ich hab an niemanden gedacht.«
»Na schön. Ich sag kein Wort. Ich mach mir bloß Sorgen, das ist alles«, sagte Rose liebevoll. »Du bist fast dreißig. Du solltest eine Frau haben. Eine Familie. Ein gutaussehender und erfolgreicher Mann wie du. Ich kenne zehn Mädchen, die sich um dich reißen würden.«
Joe stöhnte, aber seine Mutter war nicht zu bremsen.
»Ich will doch bloß dein Bestes, Junge.«
»Ich bin glücklich, Mama. Vollkommen glücklich. Meine Arbeit macht mich sehr, sehr glücklich.«
»Ach Blödsinn. Du schuftest doch bloß soviel, damit du nicht darüber nachdenken mußt, wie unglücklich du eigentlich bist.«
»Mama, ich glaub, Großvater braucht Hilfe mit seinem Fisch. Warum gehst du nicht …«
»Da bist du ja!« rief eine fröhliche weibliche Stimme. Es war Cathy. »Warum um alles in der Welt stehst du so trübsinnig hier rum, Joe, statt dich mit deinen Gästen zu unterhalten? Sally ist hier. Sie ist verknallt in dich. Sie findet dich spitze.«
Joe lachte. »Sally Gordon? Deine Schulfreundin? Sie ist … etwa zehn Jahre alt? Sie braucht ein Kindermädchen, keinen Mann. Hat sie noch Zöpfe?«
»Nein. Du würdest bemerken, wie hübsch sie geworden ist, wenn du endlich aufhören würdest, Gespenstern nachzujagen.«
Joe sah weg. Das saß. Cathy hat seinen wunden Punkt getroffen. Wie immer.
»Das reicht, Mädchen«, warnte Rose.
»Jemand muß ihm doch sagen, daß er sein Leben vergeudet, Mama«, sagte sie trotzig. »Warum nicht ich?« Mit erhobenem Kinn sah sie ihren Bruder an. »Fiona Finnegan ist Tausende von Meilen weit weg, mit einem feinen Pinkel verheiratet und kommt nicht mehr zurück. Sally Gordon ist hier und verliebt in dich. Sie könnte jeden haben, redet aber bloß von dir, Gott weiß, warum. Sie würde ihre Meinung schnell ändern, wenn sie wüßte, was für ein miesepetriger Hagestolz du bist!«
»Es reicht!« zischte Rose. Cathy verzog sich.
»Ein miesepetriger Hagestolz?« sagte Joe lachend.
»Sie ist das einzige Kind, das ich nie hab kontrollieren können«, sagte Rose bedrückt und sah mit finsterem Blick ihrer Jüngsten nach. »Ich hoffe, du weißt, was du tust, wenn du sie den neuen Laden führen läßt.«
»Na sicher. Ich würd niemand anderen wollen.«
»Sie ist gerissen, das geb ich zu. Und auf ihre Art gutherzig«, sagte Rose. »Und du bist der Größte für sie. Sie will nur dein Bestes, wie wir alle.« Sie drückte seinen Arm. »Weißt du, du solltest dich wirklich um deine Gäste kümmern. Und Sally guten Tag zu sagen, würde auch nicht schaden. Schon aus Höflichkeit.«
Joe legte seine Hand auf die seiner Mutter. »Also gut, dann laß uns Sally suchen. Aber keine Kuppeleiversuche, Mama. Ich brauch keine Frau. Mir reicht’s, wenn du und Cathy auf mir rumhacken, mehr hält kein Mann aus.«
68
E r läßt’s auf einen Prozeß ankommen«, sagte Teddy Sissons und knallte ein dickes Aktenbündel auf ihren Schreibtisch. »Das ist heute morgen in meinem Büro eingetroffen. Seine Anwälte sind gut. Sie haben alle Hinderungsgründe ausgegraben, die ich mir vorstellen kann, und noch ein paar mehr.«
Fiona begann, die Papiere zu lesen, und Teddy setzte sich. Er zog ein Taschentuch hervor, nahm seine Brille ab und wischte sich die Stirn. Es war ein ungewöhnlich heißer Junitag.
»Das ist unerhört!« rief Fiona aus. »Er bietet mir ein Drittel des Aktienwerts in bar, wenn ich meine Forderung zurückziehe. Ein elendes Drittel! Und das Angebot läuft in sechzig Tagen aus, wonach ich gar nichts mehr kriegen soll! Das ist absolut ungesetzlich. Können Sie die Frechheit dieses Mannes fassen?«
»Durchaus«, antwortete Teddy. »Und als Ihr Anwalt rate ich Ihnen, das Angebot anzunehmen.«
»Was?«
»Ich rate Ihnen anzunehmen.«
»Aber Teddy, Sie wissen doch, wie sehr ich diese Aktien haben will«, erwiderte sie ärgerlich, verdutzt von seinem Meinungsumschwung.
»Lassen Sie mich etwas erklären, Fiona. Die ganze Angelegenheit tendiert dazu, äußerst unangenehm zu werden. Sie sind eine reiche Frau. Sie brauchen diese Aktien nicht. Und Sie müssen sich diesen Kampf nicht antun. Lassen Sie’s.«
Fiona neigte den Kopf, als hätte sie ihn nicht richtig verstanden. »Ich habe keine Angst vor einem Kampf. Wie kommen Sie darauf, daß ich nachgeben könnte?«
»Die Sache wäre mit immensen Kosten verbunden.«
»Ich sagte doch, ich bezahle, was immer es
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