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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mochten grausam sein, aber sie waren gewiss nicht dumm. Wenn sie sich entschieden, auch das Dorf anzugreifen – was Graf Ellsbusch angenommen zu haben schien –, dann war die Gefahr einfach zu groß, ihnen geradewegs in die Arme zu laufen. Geradewegs durch das Unterholz wäre die Strecke kürzer, aber das Gestrüpp war so dicht und das Gelände so unwegsam, dass sie mindestens doppelt so lange brauchen würde, um das Dorf zu erreichen.
    Sie entschloss sich zu einem Kompromiss, indem sie zwar dem Fuhrweg gerade noch in Sichtweite folgte, trotzdem aber durch den Wald ging, und sie war noch nicht lange unterwegs, als sie Geräusche hörte und anhielt und sich im nächsten Moment zu ihrer eigenen Umsicht beglückwünschte, denn sie hatte ihr mit großer Wahrscheinlichkeit das Leben gerettet.
    Es waren Dämonen, mindestens ein halbes Dutzend, wenn nicht mehr, die ihr zu ihrem Entsetzen aus Richtung des Dorfes entgegenkamen. Katharina erstarrte für einen Moment, ließ sich dann auf beide Hände und ein Knie herabsinken und erstarrte nicht nur endgültig zur Reglosigkeit, sondern stellte sogar das Atmen ein, während die Gruppe an ihr vorbeizog. Es waren sieben, wie sie jetzt erkannte, und hätte sie überhaupt noch Zweifel gehabt, so hätte ihr spätestens dieser Anblick bewiesen, dass es sich tatsächlich um Dämonen handelte. Jeder einzelne von ihnen war ein Riese, mindestens eine Handspanne größer als ein Mensch, wenn nicht mehr. Sie waren unglaublich massig, wie Bären, aber viel bedrohlicher, und hatten struppiges Fell, das wie Draht von ihren Leibern abstand. Mindestens zwei von ihnen hatten tatsächlich Hörner, und alle waren mit bizarren Waffen ausgestattet: Schwertern – natürlich – aber auch Beilen, schrecklichen Stachelkeulen und anderen, ihr vollkommen unbekannten Waffen, die einfach nur erschreckend aussahen. Auch ihre Stimmen waren eindeutig nicht die von Menschen. Katharina hörte etwas, das wie ein raues Lachen klang, ihre Seele aber wie ein Hauch aus der Hölle berührte.
    Erst, als die Dämonenhorde an ihr vorbeigegangen und schon fast außer Hörweite war, wagte es Katharina, wieder zu atmen und einen weiteren Moment darauf – vorsichtig – aufzustehen. Ihr Herz hämmerte so laut, dass die Dämonen es eigentlich hätten hören müssen, und auf ihrer Zunge war plötzlich der bittere Geschmack der Niederlage; wieder einmal.
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Die Dämonen waren aus Richtung des Dorfes gekommen. Was, wenn sie schon dort gewesen waren?
    Katharina versuchte sich damit zu beruhigen, dass es keinen Grund dafür gab. Die Menschen im Dorf lebten ein gottesfürchtiges Leben, ganz egal, was Vater Cedric auch Sonntag für Sonntag von seiner Kanzel predigte. Gott hatte keinen Grund, sie so zu bestrafen.
    Aber sie hatte sie gesehen .
    Sie rang noch einen Moment lang mit sich selbst (genauer gesagt mit ihrer Angst), ging dann wieder zum Weg zurück und rannte los, kaum dass sie aus dem Unterholz heraus war, das wie mit tausend dürren dornigen Fingern an ihrem Haar und ihren Kleidern zerrte. Vielleicht lief sie auf diese Weise den Dämonen direkt in die Arme und starb, aber vielleicht gewann sie so auch genau die wenigen kostbaren Augenblicke, die über Leben und Tod des gesamten Dorfes entschieden.
    Sie beschloss, ihr Schicksal endgültig in Gottes Hand zu legen und das Risiko einzugehen, und rannte los.
    *
    Das Dorf lag ein Stück landeinwärts hinter der Burg. Früher einmal hatte es direkt am Wasser gelegen, sodass man mit nur wenigen Schritten das Ufer erreichen konnte, was sehr praktisch gewesen war, hatten seine Bewohner damals doch hauptsächlich vom Fischfang gelebt. Aber das war so lange her, dass sich selbst die Alten im Dorf kaum noch daran erinnerten. Die Fische waren nach und nach weniger geworden, und die Menschen hatten angefangen, Felder anzulegen und Vieh zu züchten. Schließlich, nachdem das Dorf dreimal hintereinander von Hochwasser und Stürmen heimgesucht worden war, die nicht nur großen Sachschaden angerichtet, sondern sogar Menschenleben gefordert hatten, waren seine Bewohner kurzerhand mit Sack und Pack eine gute Meile weiter landeinwärts gezogen und hatten ihre Heimat dort wieder neu aufgebaut. Heutzutage lagen nur noch eine Handvoll kleiner Fischerboote hier, die meisten davon so vernachlässigt und heruntergekommen, dass es kaum noch jemand wagte, damit aufs Wasser hinaus zu rudern.
    Und dann war da natürlich noch der Drache.
    Katharina hatte nie

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