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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix R. Paturi
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V orwort
    Was sind Erfindungen und was heißt dämlich?
    Den Floh, ein Lexikon der dämlichsten Erfindungen zu schreiben, setzte mir mein alter Freund Dirk ins Ohr. Er (der Floh, nicht Dirk) nistete sich dort aber keineswegs auf Anhieb ein. Es war gleichsam eine Liebe auf den zweiten Biss. Zuerst hielt ich das Sujet für reichlich albern und platt. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto stärker faszinierte es mich.
    Nein, dämliche Erfindungen sind keineswegs nur Dinge wie am Fußgelenk befestigte Regenschirmchen für die teuren Pumps oder batteriebetriebene Minischeibenwischer für die Brille. Zum einen verstecken sich schon hinter dem Wort Erfindung weit mehr als nur technische Innovationen. Auch ein Märchen kann man erfinden oder etwa eine neue Strategie, um arglosen Anlegern Geld aus der Tasche zu ziehen. Erfinden lassen sich exotische Sportarten ebenso wie Methoden, alternden Diven das Nervengift Botulinumtoxin ins Gesicht zu injizieren, um ihnen jegliche Mimik zu nehmen. Das Spielfeld ist also sehr weit gesteckt.
    Auch hinter dem Wörtchen dämlich verbirgt sich ein ganzes Universum. Hatte doch schon Albert Einstein gesagt: »Zwei Dinge sind grenzenlos   – das Universum und die menschliche Dummheit. Bei dem ersteren bin ich mir allerdings nicht so ganz sicher.« Dämlich leitet sich nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, von der Dame (frz. dame) ab, sondern vom mittel- und niederdeutschen Verb dämelen, das so viel bedeutet wie »nicht recht bei Sinnen sein«. Und das ist noch weit mehr als nur dumm. Nicht ganz bei Sinnen sein kann auch ein an sich hochintelligenter Mensch, etwa dann, wenn er die Atombombe erfindet, mit der man Mitmenschen im Ausland zu Hunderttausendenumbringen kann und dabei gleichzeitig ihren Lebensraum so nachhaltig radioaktiv verseucht, dass er sich auch vom kriegerischen Eroberer nicht mehr sinnvoll nutzen lässt.
    Demgegenüber ist die Erfindung des Guerilla-Strickens, jener Modeerscheinung, bei der strickwütige Menschen bunte Wollkleider für Verkehrsschilder, Laternenmasten oder ganze Bäume fertigen, in einem ganz anderen Sinne dämlich. Man kann nicht gerade behaupten, dass Menschen, die so etwas tun, nicht ganz bei Sinnen sind, denn sie handeln mit Vorsatz, schaden niemandem und tun nur, was ihnen Freude bereitet oder auch gesellschaftlichen Protest ausdrückt, wovon sie also einen Gewinn haben. Dennoch sind solche Aktionen zumindest auf den ersten Blick recht dämlich, schließlich könnte ein Baum doch auch ohne sein Strickwams überwintern.
    Dann ist da aber noch etwas, was nicht unbedingt darauf schließen lässt, dass wir in einer dämlichen Welt leben, in mancher Hinsicht aber in einer wahnsinnigen. 2012 war   – zumindest für die USA   – ein besonderes Jahr: Erstmals in der Geschichte der Menschheit kamen mehr Soldaten dieser Militärmacht durch Selbstmord ums Leben als bei irgendwelchen Kampfhandlungen. Aber auch weniger lebensbedrohliche Entwicklungen lassen einen am Verstand der Menschheit zweifeln: Weltweit bricht sich seit Jahren lawinenartig eine Art neue Volksseuche Bahn, die der renommierte Neurologe und Psychiater Manfred Spitzer völlig zu Recht digitale Demenz nennt und für die er erschreckende Zukunftsprognosen stellt.
    Solche Beobachtungen rufen natürlich Reaktionen hervor, vom scheinbar hilflosen Abwehrmechanismus bis zum gezielten   – zum Teil künstlerischen   – Aktionismus, der das Skurrile durch Übersteigerung entlarven oder ihm etwa durch naiven esoterischen Unfug entfliehen will. Auch solche Aktionenwirken auf den ersten Blick oft ausgesprochen dämlich, lassen uns dann aber bei genauerem Hinsehen nachdenklich werden oder gar erkennend schaudern, wie etwa der Möbel-Bondage-Expressionismus von Melanie Bonajo. Ganz bewusst habe ich auch solche im Alltagsumfeld erst einmal dämlich wirkenden, auf den zweiten Blick aber eher philosophisch anmutenden Erfindungen in diesem Buch aufgenommen.
    Der Bogen spannt sich von harmlosen Albernheiten, die zum Lächeln und Lachen verleiten, bis zu Aktionen, die man nicht anders als psychologische Überkompensation einer übersättigten Gesellschaft beschreiben kann   – wie Extrembügeln unter Wasser oder auf einsamen schroffen Bergzinnen   –, von moralisch unsauberen, betrügerischen Finanzmanövern bis zu unsinnigen Verzweiflungstaten, etwa der Entwicklung von Roboterbabys, mit denen sich unsichere Eltern auf den Umgang mit dem eigenen Säugling vorbereiten wollen. Kurzum, Das Lexikon

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