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Die Tochter des Fälschers

Die Tochter des Fälschers

Titel: Die Tochter des Fälschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Heigel
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Hand würde ich hingeben und betteln gehen, dürfte ich diese Bücher, ohne Eid und Treue zu verletzen, den Flammen übergeben und mit ihnen Günther’s Schuld vernichten! So aber muß ich meiner Pflicht gehorchen, die Familie und mich für immer unglücklich machen!“
    Er ordnete und verschloß sorgfältig Bücher und Papiere, dann schickte er sich zum Aufbruch an. Die Lampe verlosch, aber an den Fenstern glänzte schon der erste Frührothschein.
    4.
    In der zehnten Morgenstunde nach dieser verhängnisvollen Nacht hörte Amanda, im obern Raume beschäftigt, den Vater plötzlich heftig klingeln. Als sie bestürzt in sein Zimmer eilte, rief ihr Günther entgegen: „Scybylski kommt; ich weiß, Scybylski kommt!“
    Und in diesem Augenblicke ertönte auch wirklich die Glocke im Hausflur, und Amanda, welche zu öffnen ging, erschrak nicht wenig, als Scybylski mit höflichem Gruß eintrat. Der Schreiber, beim Anblick seiner geheimen Liebe selbst mit Gluth übergossen, bemerkte die Ueberraschung des Mädchens und stotterte etwas von Störung und Wiederkommen.
    „Nein, Herr Scybylski,“ sagte Amanda schnell gefaßt und freundlich. „Sie sollten doch wissen, daß Sie uns nie stören. Ich erschrak nur über des Vaters Ahnungsvermögen. In dieser Minute hat er Ihren Besuch vorhergesagt.“
    „Wirklich? Kann ich ihn sehen, darf ich ihn sprechen?“
    Scybylski vermied es hartnäckig, dem Mädchen in die gefährlichen Augen zu schauen. Er
mußte
den Rendanten sprechen, aber in diesem Augenblicke wünschte er mit steigender Herzensangst, abgewiesen zu werden. Amanda jedoch erwiderte arglos:
    „Gewiß, lieber Herr Scybylski, er wird sich freuen, Sie begrüßen und von der Amtsstube sprechen zu können.“
    „Ich habe mit ihm über einen Rechtshandel zu reden.“ – Scybylski stieß jedes Wort mühsam heraus. – „Ist er – ist der Herr Rendant allein?“
    „Niemand ist bei ihm. Mich halten meine Geschäfte ohnehin über Gebühr von der Krankenstube fern … Oder“ – setzte sie nach kurzem Besinnen hinzu – „ich werde nach dem Schloß gehen. Mein unruhiger Geist würde mich doch dann und wann zum Väterchen ziehen, und wer weiß, was für tiefe Staatsgeheimnisse mir da den Kopf verdrehen möchten. Aber warum treten Sie nicht ein?“
    „Ich, ich erwarte noch die Ankunft des Herrn Gerichtsraths.“
    „Ei, so fehlt ja nur der Kreisrichter, und unser Haus vereinigt das ganze hohe Gericht. Vertiefen Sie sich nicht zu sehr in die Rechtshändel, lieber Scybylski! Denken Sie nicht allein an das Heil des Staates, sondern auch an das Ihrige. Sie sehen selber krank aus.“
    Sie drängte den Verlegenen einige Schritte an’s Licht zurück, das durch die offene Hausthür in den Flur fiel. „Wahrhaftig!“ sagte sie, und ihre Blicke ruhten mitleidig auf dem Antlitz des Schreibers, das die Spuren schlafloser Nächte trug. „Wahrhaftig, die Krankheit meines Vaters bürdet Ihnen zu viele Geschäfte auf. Sie haben sich überarbeitet.“
    Scybylski’s Verlegenheit wuchs. „Sie sind so gut!“ sagte er. „Allerdings haben wir gegenwärtig auf dem Bureau viel zu thun und vermisen mehr als je die Kraft und Umsicht Ihres Vaters.“
    [ 19 ] „So Gott will, wird er bald wieder seinen Pflichten nachkommen!“
    „Gott gebe es!“ fiel er ein und ergriff in aufwallendem Gefühl die Hand des Mädchens. Dann trat er in die anstoßenden Gemächer, während Amanda auf ihr Stübchen eilte, um sich zum Gange nach dem Schloß anzukleiden.
    Als sie, ihr Haar strählend, zufällig an’s Fenster trat, sah sie den Gerichtsrath und Kreisrichter durch den Garten schreiten, Beide schweigsam und mit ernstem Antlitz.
    „Puh! welche Amtsmiene!“ dachte sie. „Was sie nur wieder haben! über welchen armen Menschen sie wieder den Stab brechen! Gott sei Dank, daß mein Bräutigam keine Gerichtsperson ist. Zwar könnt’ ich morgen Frau Actuarius werden; der Scybylski, der – – Aber Frau Pastorin klingt doch hübscher! Freilich, wenn mein Theodor im Schreiberrock steckte, dann dürften zehntausend Pastoren um mich werben, und ich würde zehntausend Körbe verabreichen.“
    Ihr ganzes Gesicht lachte. „Zehntausend Ehrwürden als Anbeter! Wie komisch: diese Anträge, diese Erklärungen, Bitten, Betheuerungen und Schwüre! Aber am Ende wäre es doch langweilig, und nach dem ersten Dutzend schon müßte mich der Dreizehnte mit meinem Theodor trauen.“
    Diese und ähnliche heitere Gedanken ausspinnend, vervollständigte sie ihre Toilette. Sie war

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