Die Tochter von Avalon - Avalon High
mit Sicherheit, ob ich nicht meine Siebensachen gepackt und die Stadt verlassen hätte, um nur ja nie wieder einem der Menschen zu begegnen, die an etwas beteiligt waren, das zweifellos der schmerzlichste Moment in meinem Leben gewesen wäre.
Stattdessen sagte ich so beiläufig wie möglich: »Komm mit rein, dann frag ich mal.«
Will trat hinter mir ins Haus, dicht gefolgt von Cavalier.
»Wer ist es, Ellie?«, rief meine Mutter vom Wohnzimmer aus.
In der Dunkelheit der Diele blieb ich stehen und sah zu Will hoch.
»Mr. Morton ist hier«, flüsterte ich.
Einer von Wills Mundwinkeln zuckte nach oben. Ich wusste nicht, ob das bedeutete, dass er erfreut war oder das genaue Gegenteil.
»Ich bin nicht gerade überrascht«, sagte er.
»Wir könnten versuchen, uns hochzuschleichen«, bot ich ihm an.
»Nein.« Diesmal gingen beide Mundwinkel nach oben. »Könige schleichen nicht.«
Mein Mund klappte auf. »Du willst mir doch nicht sagen, dass du glaubst -«
»Beweg dich, Harrison«, sagte er, dann fasste er mich am Arm und zog mich mit sich ins Wohnzimmer.
»Äh, Mom, Dad«, sagte ich. »Will ist hier.«
Für eine Sekunde starrten sowohl meine Eltern als auch Mr. Morton Will an, als wäre er irgendeine Art von Geist.
Dann zwängte Mr. Morton schließlich seine Kiefer auseinander, um zu murmeln: »Natürlich. Natürlich würde er hierherkommen«, wobei er offensichtlich mit sich selbst sprach.
Ich ignorierte ihn und sagte zu meinen Eltern: »Will braucht für ein paar Tage eine Unterkunft. Kann ich ihm Geoffs Zimmer geben?«
Meine Mutter sah Will besorgt an.
»Armer Junge«, meinte sie dann. Mein Dad war derjenige, der fragte: »Ist es so schlimm daheim?«
Will, der noch immer seine Sporttasche in der Hand hielt, nickte. An seiner Seite beäugte Cavalier Tig, die sich auf ihre Pfoten erhoben hatte und nun auf dem Kamin stand, wobei ihr Schwanz sich zum Fünffachen seiner normalen Größe aufgeplustert hatte. Keins der beiden Tiere gab jedoch einen Laut von sich. Sie sahen einander nur an.
»Ich würde Sie nicht darum bitten, Sir«, sagte Will zu meinem Vater, »wenn nicht … na ja, Jea- ich meine, Mom ist schon in Ordnung. Es ist mein Vater. Ich -« Will blickte zu Mr. Morton. »Die Sache ist die, Sir, ich habe ihm gesagt, dass ich mich nächstes Jahr nicht an der Akademie einschreiben werde, und da ist er explodiert. Wahrscheinlich habe ich nicht gerade den besten Moment gewählt, um das Thema anzuschneiden, mit Marco … nun ja, mit Marco da, wo er gerade ist. Aber ich hatte einfach das Gefühl, als wäre die Zeit reif - sogar überreif - dafür, dass wir endlich anfingen, ehrlich miteinander umzugehen. Und - langer Rede kurzer Sinn: Mein Vater hat mich aus dem Haus geworfen. Ich hatte gehofft, vielleicht hier bleiben zu dürfen, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe. Aber falls das ein Problem ist -«
»Natürlich kannst du hier bleiben«, sagte mein Vater zu meiner unendlichen Erleichterung. »So lange du möchtest.«
»Du musst erschöpft sein«, säuselte meine Mom und sprang dabei auf die Füße. »Ich weiß, dass ich es bin, und dabei habe ich nicht die Hälfte von dem durchgemacht, was dir heute widerfahren ist. Ellie, zeig ihm Geoffs Zimmer. Hast du schon zu Abend gegessen, Will? Möchtest du, dass ich dir ein paar Rippchen aufwärme? Du bist doch bestimmt hungrig?«
Das Lächeln, mit dem Will sie anblitzte, hätte ausgereicht, um den Beltway erneut unter Strom zu setzen.
»Ja, Ma’am«, sagte er. »Immer.«
»Ich mach dir schnell einen Teller zurecht«, versprach meine Mom und flitzte in die Küche, während mein Dad ihr folgte und dabei sehr gut hörbar vor sich hinmurmelte: »Diese Kinder fressen uns noch die Haare vom Kopf.«
» Dad «, rief ich entsetzt. »Wir können dich hören .«
»Ich weiß«, rief mein Vater zurück.
Zu Mr. Morton, der sich erhoben hatte und nun ein paar Meter entfernt stand und dabei gleichermaßen unbeholfen wie ehrerbietig aussah, sagte Will: »Noch mal guten Abend, Sir.«
»Sire«, erwiderte Mr. Morton … und machte dabei tatsächlich einen kleinen Bückling.
Ich dachte, ich würde gleich hier vor seiner Nase in schallendes Gelächter ausbrechen, aber Will griff nach meinem Arm und zog mich mit sich raus in die Diele, bevor ich losprusten konnte.
»Oh, mein Gott«, flüsterte ich und versuchte dabei, mein Gekicher zu unterdrücken. »Wird er dich von nun an jedes
Mal so nennen, wenn er dich sieht? Auch in der Schule und so?«
»Ich hoffe nicht«,
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